»Mitternachtsball« in Duisburg

Finale »Mitternachtsball«
Foto: Stephan Drewianka

Es ist Halloween, die Nacht, in der die Menschen sich verkleiden, um die bösen Geister abzuschrecken. Und dazu ist der »Mitternachtsball« von Sound of Music Concerts, der dieses Jahr zum sechsten Mal stattfand, eine tolle Gelegenheit. Es war mein erstes Mal, dass ich diese Veranstaltung besucht habe, und ich war begeistert. Nicht nur, dass das Publikum das Kleidermotto rot/schwarz komplett umgesetzt hatte, viele kamen in Kostümen und toll geschminkt.

Ein Blick auf die Besetzungsliste zeigte die Crème de la Crème des deutschen Musicals: 25 Mitwirkende, darunter Namen wie Isabel Dörfler, Marle Martens, Michaela Schober, Jan Ammann, Kevin Tarte, Chris Murray, Patrick Stanke, Felix Martin, Philipp Büttner und Dennis Henschel, um nur einige zu nennen. Dazu kamen ein paar nicht ganz so bekannte Namen, die das Programm abrundeten, sowie ein Ensemble aus Musical-Studenten. Ein bisschen erschreckend war auf den ersten Blick die Länge des Balls mit fast 6 Stunden, doch da dazwischen drei Pausen waren, ließt sich das Spektakel sehr gut ertragen.

Durch das Programm führte Andreas Bieber mit viel Witz und Charme. Es ist immer ein großes Vergnügen, ihm zuzuhören.

Wie kann man so einen Abend besser eröffnen als mit dem Mördersong von Falco, der seinerzeit für viele Diskussionen sorgte? Mit ›Jeanny‹ startete Chris Murray stimmgewaltig und gruselig schön, über eine mit Blut beschmierte Frau gebeugt, das Programm.

»Jekyll & Hyde«: Verena Mackenberg und Patrick Stanke
Foto: Stephan Drewianka

Der erste Musical-Themenblock »Jekyll & Hyde« wurde von Patrick Stanke mit ›Dies ist die Stunde‹ eröffnet, gefolgt von ›Mädchen der Nacht‹, ›Ein neues Leben‹, ›Gefährliches Spiel‹ (im Duett mit Verena Mackenberg als Lucy) und ›Konfrontation‹, letzteres als Duett gesungen von Patrick Stanke und David Arnsperger, was ein bisschen schade war, denn dies ist ja eigentlich ein Lied für einen Sänger, der die gespaltene Persönlichkeit des Dr. Jekyll und seinen Kampf mit seinem bösen Ich, Mr Hyde, darstellen soll.

Das Musical »Frankenstein« hatte dieses Jahr bei den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel Premiere. Celena Pieper eröffnete den Block mit ›Dein, ewig Dein‹, den ›Geist in der Maschine‹ beschwor eindrucksvoll Philipp Büttner, bevor es mit Chris Murray und ›Arena Anatonicum‹ sowie zwei weiteren Songs aus dem Musical weiterging.

Mit ›Die Welt gehört mir‹ aus »Der Besuch der alten Dame« meldete sich zum ersten Mal an diesem Abend die wunderbare Isabel Dörfler zu Wort.

Viel Spaß gab es dann auch mit vier Titeln aus »Der kleine Horrorladen« gesungen von Dennis Henschel und Michaela Schober als Seymour und Audrey, Maximilian Vogel und Volkan Baydar sowie dem Ensemble

Der zweite Akt begann mit der wunderbaren Musik aus »Das Phantom der Oper« und »Love Never Dies«, gesungen Verena Mackenberg, Annemarijn Maandag, David Arnsperger und Philipp Büttner (mit einer gender-reversed Version von ›Think of Me‹). Schade, dass zwei Titel wegen einer Indisposition von David Arnsperger gestrichen werden mussten.

»Elisabeth«: Felix Martin und Marle Martens
Foto: Stephan Drewianka

Als Tod mit ›Der letzte Tanz‹ in dem Musicalblock »Elisabeth« betrat dann Felix Martin zum ersten Mal die Bühne. Gemeinsam mit der hoch schwangeren Marle Martens (passt ja irgendwie zu Elisabeth) sang er dann ›Wenn ich tanzen will‹, gefolgt von Isabel Dörfler mit ›Nichts, nichts, gar nichts‹ und Patrick Stanke als Luigi Lucheni mit ›Milch‹. Besonders cool war das Duett zwischen Prinz Rudolf und dem Tod ›Die Schatten werden länger‹, bei dem es gleich zwei Paare gab, nämlich Felix Martin und Jan Ammann (Tod) und Andreas Bieber und Dennis Henschel (Rudolf). Ebenso überraschend ›Ich gehör‘ nur mir‹ als Duett, gesungen von Marle Martens und Isabel Dörfler.

Es folgte ein großartiger Halloween-Mix, bei dem sich Kevin Tarte als Schattenmann (»Ludwig²«) mit Gewehr präsentierte. Dennis Henschel sang ausdrucksstark ›Ich oder du‹ aus »Robin Hood«. Für einen weiteren Gänsehaut-Moment sorgte Chris Murray mit ›Je länger ich lebe‹ aus dem Wildhorn-Musical »Dracula«, wo es zum ersten Mal an diesem Abend Standing Ovations gab. Die ›Feuer der Hölle‹ (»Der Glöckner von Notre Dame«) beschwor Felix Martin eindringlich, Marle Martens besang ›Monster‹ aus »Frozen« und Jan Ammann beschwor in einem weiteren Höhepunkt des Programms ausdrucksstark den Geist von »Rebecca« mit ›Kein Lächeln war je so kalt‹, auch das frenetisch und zu Recht gefeiert, gefolgt von dem Lied ›Rebecca‹, gesungen von Isabel Dörfler (Mrs Danvers) und Michaela Schober (Ich).

Damit war der zweite Akt zu Ende. Den dritten Akt eröffnete zunächst ein Einspieler von Frank Wildhorn, der sein neues Musical »Death Note« ankündigte. Vier Titel daraus präsentierten Philipp Büttner, Michaela Schober, Dennis Henschel und Marle Martens. Besonders beeindruckend war das Duett ›Playing His Game‹, gesungen von Philipp Büttner und Dennis Henschel.

Es folgte ein großer Block aus »Tanz der Vampire«, bei dem natürlich Titel wie ›Gott ist tot‹ (Kevin Tarte und Celena Pieper), ›Einladung zum Ball‹ (Felix Martin) und ›Totale Finsternis‹ (Jan Ammann, David Arnsperger und Celena Pieper) nicht fehlen durften. ›Die unstillbare Gier‹ wurde gleich von vier Grafen gesungen, nämlich Jan Ammann, Kevin Tarte, Felix Martin und David Arnsperger. Ein bisschen verwundert war ich von einigen Texten der letzten beiden Nummern aus diesem Block (›Stärker als wir sind‹ und ›Vater Unser‹), die ich so nicht kannte.

»The Rocky Horror Show«: Ensemble
Foto: Stephan Drewianka

Mit einem großen Block aus »The Rocky Horror Show« startete Akt 4. Los ging es auch gleich mit ›There’s a Light‹ und dem ›Time Warp‹, wobei ich es sehr schade fand, dass hier aufgrund der komplett anderen Choreographie dem Publikum gar keine Chance gegeben wurde mitzumachen. Als ›Sweet Transvestite‹ durfte sich dann endlich auch mal Andreas Bieber präsentieren, wie es sich gehört im entsprechenden Outfit mit High Heels. Chris Murray zeigte sich mit ›Hot Patootie – Bless My Soul‹ von seiner rockigen Seite und mit einem Medley aus ›Don’t Dream It, Be It‹, ›Wild and Untamed Thing‹, ›I’m Going Home‹ ging dann auch das eigentliche Programm zu Ende.

Inzwischen zeigte die Uhr auch schon fast 2 Uhr morgens und so war eigentlich der Party-Mix, den es als Zugabe gab, gerechtfertigt. Vor allem durften jetzt nicht nur alle Darstellerinnen und Darsteller mitsingen, sondern bei Titeln wie ›Nothing Else Matters‹, ›Bad Romance‹ (ganz großartig und sexy von Philipp Büttner gesungen und gespielt), ›Hulapalu‹, ›Tage wie diese‹ und ›Wahnsinn‹ auch das ganze Publikum, das trotz des langen Programms noch fröhlich mitmachte.

Es war wirklich ein großartiger Abend mit viel toller Musik, der auch ohne viel Bühnenbild und -technik oder Kostüme auskam. Ein ganz besonderes Lob muss man wirklich der großartigen Band (Leitung: Christoph Bönecker, der allen Sängern ein sensibler Begleiter war) und dem Chor/Ensemble aus jungen Musicalnachwuchsdarstellern aussprechen, die die vollen 6 Stunden durchgehalten haben. Fazit: Der Mitternachtsball ist sicher ein ganz besonderes Erlebnis und wer einmal da war, hat »Blut geleckt« und kommt bestimmt wieder.