Musical von Dieter Falk (Musik) und Michael Kunze (Buch und Liedtexte)
Musik & Orchestrierung | Dieter Falk |
Buch und Liedtexte | Michael Kunze |
Zusätzliche Musik | Paul Falk |
Original Titel | Luther |
Vorlage | Gedanken, Leben und Zeit des Reformators Martin Luther (1483-1546) |
Uraufführung |
Am 31. Oktober 2015
in der Westfalenhalle in Dortmund unter Regie von Andreas Gergen
Luther (Dortmund 2015 / Tour 2017) |
Produktionen
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Handlung
Akt 1
1. Wer ist Martin Luther?
Worms 1521. Ein Herold verkündet, dass der mit päpstlichem Bann belegte Martin Luther sich hier vor Kaiser Karl V. verantworten muss. Ihm ist freies Geleit zugesagt. Gegner und Unterstützer fragen sich, wer dieser Luther eigentlich ist. Die Meinungen gehen weit auseinander.
2. Am Anfang war das Wort
Die Marketenderin Lara erzählt, wie sie als Kind mit Martin Luther gespielt und was sie später über seine Studienzeit erfahren hat. Rückblick: In einem Gewitter hat der junge Luther eine Vision, in der die Bedeutung von Gottes Wort beschworen wird. Er gelobt, Mönch zu werden.
3. In Worms ist Reichstag
In Worms sind Deutschlands Fürsten versammelt, um mit dem jungen Kaiser Karl V. über Regierungsangelegenheiten zu entscheiden. Auf dem Platz vor dem Dom drängen sich Menschen aller Schichten. Für die Zeit des Reichstags ist die kleine Stadt das Zentrum der damaligen Welt. Mit großer Erwartung sieht man dem Verhör Luthers entgegen.
4. Martins Ankunft
Als Luther eintrifft, verwahrt er sich gegen den Kult um ihn. Weil man ihn als Rebell und Befreier begrüßt, fühlt er sich missverstanden. Er fordert die Menge auf, nicht auf einen Volkshelden zu warten, sondern sich selbst zu befreien. Und zwar durch die Wahrheit. Die Zuhörer fragen sich ernüchtert, was das bedeuten
soll und was Luther eigentlich will.
5. Multiplikation
Als Antwort bietet der Verleger Johann Froben den Leuten Luthers Schriften zum Kauf an. Die Erfindung des Buchdrucks hat alles verändert. Neue Ideen bleiben nicht länger in Klöstern eingesperrt, sondern werden tausendfach vervielfältigt und jedem zugänglich gemacht. Gedanken können nicht länger durch
obrigkeitliche Verbote ausgelöscht werden. Eine Medienrevolution. Ohne die gutenbergische Multiplikation wäre der Fall Luther längst erledigt.
6. Weg mit dem Mönch!
Im Wormser Dom hält der Dominikanerpater Faber eine Brandrede gegen den Ketzer Luther. Er fordert die zuhörenden Fürsten und kaiserlichen Beamten auf, in dem bevorstehenden Verfahren keine Gnade walten zu lassen.
7. Selber denken!
Währenddessen sucht Martin Luther Kraft im Gebet. Er bekräftigt seine Überzeugung, dass jeder Mensch in der Zwiesprache mit Gott sein Gewissen zu prüfen und ihm auch dann zu folgen hat, wenn weltliche Autoritäten ein anderes Verhalten verlangen.
8. Ablass
Ein Ablassprediger verteidigt den Verkauf göttlicher Gnade mittels sogenannter Ablassbriefe gegen Luthers Angriffe. Da der Papst als Gottes Stellvertreter den Ablass gestiftet hat, sei bereits der Protest dagegen Ketzerei. Um ihr Seelenheil zu retten, werfen viele Zuhörer Geld in den bereitgestellten Kasten.
9. Machtspiel
Im kaiserlichen Quartier reden Berater auf Karl V. ein. Der junge Kaiser weiß, dass es in der Politik nicht um Moral und Recht geht. Für ihn geht es einzig und allein um die Sicherung der Macht. Das wird sein Verhalten im Fall Luther bestimmen. Als Kaiser braucht Karl die Unterstützung des Papstes, und ein »querulanter« Mönch darf ihm nicht in die Quere kommen.
10. Gottes Kinder
Auf dem Weg zum Verhör geht Martin Luther durch eine Menge von Neugierigen, die ihm Mut zusprechen.
11. Erstes Verhör
Martin Luther steht vor dem Thron des Kaisers, um sich für seine Schriften zu rechtfertigen. Der Dominikaner Faber verlangt von ihm den Widerruf aller Lehren, die der kirchlichen Autorität widersprechen. Die anwesenden Fürsten beobachten, wie Luther um eine Antwort ringt. Er will gehorchen, aber auch nicht
gegen sein Gewissen handeln. Verzagt bittet er um Bedenkzeit, die ihm gewährt wird. Die wartende Menge ist enttäuscht. Man hat sich Luther kämpferischer vorgestellt.
Akt 2
12. Luthers Hammerschläge
Am nächsten Tag warten schon am Morgen viele auf die Fortsetzung des Verfahrens. Man erinnert sich an den Thesenanschlag in Wittenberg, der Martin Luther berühmt gemacht hat. In einer Zeit von Angst und Unsicherheit wirkten Luthers Worte gegen die Mächtigen wie ein Fanal. Das Gefühl, in Gott eine feste
Burg zu haben, gab Menschen überall im Land ein neues Selbstbewusstsein.
13. Das Heilige Geschäft
Anton Fugger, Inhaber des bekannten Augsburger Bankhauses, bespricht mit seinen Angestellten das Problem Luther. Der Kampf des Mönchs gegen den Ablasshandel droht eine internationale Bankenkrise auszulösen, weil der Handel eine Hauptsäule des europäischen Kreditsystems ist. Die Ablassedikte des
Papstes werden von Geldhäusern wie den Fuggern als Wertpapiere behandelt und beliehen. Der Papst erhält vorab die Ausgabesumme. Die Banken übernehmen die Verwertung. Nach Abzug der Beteiligungen für alle Mitwirkenden dient das Inkasso der Refinanzierung und dem Profit. Das alles bringt Luther in Gefahr. Falls der Ablasshandel ins Stocken oder gar zum Erliegen kommt, bricht möglicherweise das Finanzsystem des Reichs zusammen.
14. Anfechtung
Philipp Melanchthon berichtet den vor Luthers Wormser Quartier wartenden Menschen, dass Martin durchaus nicht frei von Zweifeln ist. Wir sehen ihn in tiefer Nacht belastet von Fragen, die ihn wie Dämonen bedrängen. Ihm kommt der Apostel Paulus zu Hilfe. Mit Worten des Römerbriefs verschafft er Luther
innere Ruhe und Selbstgewissheit.
15. Hier steh ich. Amen
Mit neuem Mut blickt Martin Luther am frühen Morgen aus dem Fenster. Dies ist der Tag, an dem sich sein Schicksal entscheiden wird. Er nimmt sich vor, das Evangelium zu verteidigen, koste es, was es wolle. Seine Entscheidung ist gefallen: Er wird nicht widerrufen.
16. Nichts hören, nichts sagen, nichts sehn.
Im Hauptquartier des Kaisers melden sich nacheinander zwei Besucher, um das Urteil gegen Luther vorab zu beeinflussen. Der erste ist der sächsische Kurfürst Friedrich. Er habe, sagt er, Karl nur unter der Bedingung zum Kaiser gewählt, dass Luther nichts geschehe. An diese Zusage müsse Karl sich halten. Der andere Besucher, der Dominikaner Faber, erinnert den Kaiser an das dem Papst gegebene Versprechen, Luther zu verurteilen. Karl V. legt sich nicht fest. Unter Regierungskunst versteht er das Geschick, sich aus den Streitereien herauszuhalten und zum eigenen Vorteil zu handeln.
17. Mut!
Die Marketenderin Lara erzählt einer Gruppe von Menschen, wie sie nach vielen Jahren Luther wieder begegnet ist. Die Kirche hatte sie ausgestoßen, weil ihre Eltern die Pacht schuldig geblieben waren. Martin Luther habe ihr Mut zugesprochen und versichert, dass kein Kirchenbann ihr Gottes Liebe nehmen
könne.
18. Zweites Verhör
Hoch erhobenen Hauptes steht Martin Luther zum zweiten Mal vor dem Kaiser. Erneut verlangt der Dominikaner Faber von ihm einen Widerruf. Luther weigert sich. Er fordert, dass man ihn des Irrtums überführt. Dann wirft er der römischen Kirche vor, »Gold und Seelen« zu plündern. Den Kaiser erinnert er an den ägyptischen Pharao, der Unglück über sein Land brachte, weil er Gottes Wünsche ignorierte. Dieser Vergleich führt zum Eklat. Im Tumult der allgemeinen Empörung muss der Herold Luther vor Übergriffen schützen. Der Kaiser ist außer sich. Er will Luther auf dem Scheiterhaufen sehen. Kurfürst Friedrich besteht
jedoch auf dem zugesicherten Geleit für Luther. Dem widerspricht Faber mit der Begründung, dass Gottes Gebot alle weltlichen Zusagen aufhebe.
19. Flucht und Zuflucht
Während Juristen das Für und Wider von Luthers Verurteilung diskutieren, verlässt dieser bei Nacht und Nebel Worms in Richtung Sachsen. In einem Wald hinter Gotha wird seine Kutsche von Bewaffneten angehalten. Luther wird in einen Turm der Wartburg gebracht, wo man ihm verkündet, dass man ihn dort
im Auftrag des sächsischen Kurfürsten vor den kaiserlichen Häschern versteckt halten wird. Luther beschließt in der Einsamkeit dieses Raumes, die hebräische Bibel und das griechische Neue Testament ins Deutsche zu übersetzen. Jedermann soll Zugang zu Gottes Wort erhalten, denn am Anfang war das Wort,
und Gott ist das Wort. So erfüllt er den Auftrag, der ihm als jungem Mann in jenem Gewitter erteilt wurde.
20. Finale
Alle Mitwirkenden treten aus ihren Rollen und suchen eine abschließende Antwort auf die Frage, wer Luther eigentlich war.
Text: Michael Kunze
Musiktitel
Original Musiktitel von Michael Kunze (2015)
Akt 1 | ||
Wer ist Martin Luther? | Gegner und Unterstützer | |
Am Anfang war das Wort | Lara (Marketenderin), Martin Luther als Kind, Vater Luther, Martin Luther | |
In Worms ist Reichstag | Fürsten, Gesandte, Menge | |
Martins Ankunft | Martin Luther, Menge | |
Multiplikation | Johann Froben (Verleger), Menge | |
Weg mit dem Mönch! | Faber (Dominikanerpater), Fürsten, Kaiserliche Beamte | |
Selber denken! | Martin Luther | |
Ablass | Ablassprediger, Zuhörer | |
Machtspiel | Kaiser Karl V., Berater | |
Gottes Kinder | Martin Luther, Menge | |
Erstes Verhör | Martin Luther, Kaiser Karl V., Faber, Fürsten, Menge | |
Akt 2 | ||
Luthers Hammerschläge | Menge | |
Das Heilige Geschäft | Anton Fugger, Ablassverkäufer, Banker | |
Anfechtung | Philipp Melanchton, vier Zweifel, Martin Luther, Paulus | |
Hier steh' ich. Amen | Martin Luther | |
Nichts hören, nichts sagen, nichts seh'n | Friedrich (Kurfürst von Sachsen), Kaiser Karl V., Faber, Kaiserliche Beamte | |
Mut! | Lara, Menge | |
Zweites Verhör | Martin Luther, Faber, Kaiser Karl V., Herold, Friedrich | |
Flucht und Zuflucht | Martin Luther, Hans von Berlepsch (Kommandant auf der Wartburg) |