»Das ist natürlich großartig und erfüllt mich mit Stolz.« Interview mit Maya Hakvoort

Maya Hakvoort
Foto: Alexander Haiden

blickpunkt musical: Ihr Weg führte Sie schon relativ früh in Ihrer Karriere nach Österreich, Sie sind dem Land seitdem treu geblieben und begeistern hier Ihre Fans. Was ist mittlerweile »mehr« Ihre Heimat – Holland oder Österreich?

Maya Hakvoort: Österreich ist seit langem meine Heimat. Hier lebe ich mit meinen Kindern, Freunden und Kollegen. Auch wenn ich international arbeite, achte ich darauf, dass ich nie mehr als maximal drei Monate von meinem Lebensmittelpunkt getrennt bin.

blimu: Auch die Niederlande haben eine sehr rege Musicallandschaft, Sie könnten dort in Ihrer Muttersprache singen und spielen – oder ist Deutsch, bzw. Österreichisch, mittlerweile zu Ihrer Muttersprache geworden?

MH: Ich spreche beide Sprachen gern. Ich mache zwar leider immer noch kleine grammatikalische Fehler in der deutschen Sprache, aber es stört mich nicht so. Auf der Bühne muss die Aussprache aber perfekt sein, also lerne ich meine Texte frühzeitig. Die holländische Sprache erdet mich, und das ist auch gut so. Ich bin gerne in Holland und besuche meine Familie, Freunde und genieße nach wie vor den Strand und die Geselligkeit. In Österreich gehe ich gerne in die Berge oder an einen See schwimmen.

blimu: Sie sind auch im asiatischen Raum unterwegs, planen jetzt wieder ein Konzert in Shanghai. Können Sie die Unterschiede nennen zwischen den verschiedenen Musicalliebhabern in Österreich, Holland und Asien?

MH: Die Asiaten lieben deutsche Musicallieder und sind sehr dankbar und voller Vorfreude, wenn ich dort singe. Diesen September singe ich zwei Solo-Konzerte im The Culture Square Theater Shanghai und habe als Special Guest Kevin Tarte an meiner Seite, mit meinem Pianisten Martin Wöss am Flügel. Beide Shows waren in wenigen Minuten restlos ausverkauft (3.800 Zuschauer). Das ist natürlich großartig und erfüllt mich mit Stolz. Auch Japan ist und bleibt mir im Herzen. Hoffentlich können wir auch bald dort wieder auftreten.

Maya Hakvoort als Elisabeth vor Schloss Schönbrunn
Foto: Alexander Ch. Wulz

blimu: Sie haben »Elisabeth« über 1000 Male gespielt, gerade jetzt standen Sie wieder als Kaiserin von Österreich auf der Bühne bei Schloss Schönbrunn. Gibt es Ihrerseits eine oder mehrere ganz besondere Shows, die Ihnen bei »Elisabeth« sofort in den Kopf schießen, und wenn ja, warum / welche?

MH: Ja, natürlich meine allererste Vorstellung am 16. Juli 1994. Ich war perfekt auf die Rolle vorbereitet und bereit, Elisabeth endlich für das Publikum spielen zu dürfen. Harry Kupfer, Michael Kunze und Sylvester Levay haben mir unglaublich geholfen, um mir Elisabeth nahe zu bringen. In all den Jahren hatte ich wunderbare Kollegen, und viele sind mittlerweile auch zu Freunden geworden wie André Bauer, Lukas Perman und Máté Kamarás. Zur Wiederaufnahme 2003 musste ich noch einmal vorsingen, da man sich überlegte, die junge Elisabeth von einer jungen Darstellerin spielen zu lassen. Zum Glück war ich noch sehr jung aussehend und durfte die ganze Show spielen. (lächelt) 2007 in Japan war die Krönung für mich, ein großes Geschenk. Vor allem weil die Frauen in Japan in dieser Zeit eine Veränderung durchmachten und sich selbständiger im Leben profilieren wollten. Das Thema hat sie sehr berührt.

blimu: Auf Ihrem Lebenslauf finden sich auch noch weitere, sehr beeindruckende Shows mit wunderbaren Rollen für Frauen. Was war Ihre persönliche Lieblingsrolle bisher?

MH: Elisabeth voran, dann Norma Desmond in »Sunset Boulevard«, Diana Goodman in »Next to Normal«, Evita im gleinamigen Musical und Mrs Johnstone in »Blutsbrüder«.

blimu: Gibt es eine Rolle, bei der Sie es bedauern, sie nie gespielt zu haben?

MH: Ja, »Funny Girl« und »Kristina från Duvemåla« hätte ich sehr gerne gespielt.

blimu: Was wäre noch eine Traumrolle für die nächsten Jahre?

MH: Carlotta Campion in »Follies«, Christa Lubanski in »Das Wunder von Bern«, Dolly in »Hello, Dolly!« und Bobby in »Company«.

blimu: Allein dieses Jahr bietet eine große Bandbreite an Shows, in denen Sie mitspielen. »Cabaret« in Baden, »Elisabeth« in Schönbrunn, »Sunset Boulevard« in Innsbruck. Bei der Auswahl der Stücke, nicht nur in diesem Jahr, kann man das Gefühl bekommen, dass Sie ein besonderes Herz für die etwas ernsteren Stoffe haben?

MH: Ja klar, als Schauspielerin ist es immer sehr interessant, in komplizierte und komplexe Rollen hinein zu schlüpfen. Man analysiert, liest viel über die damalige Zeit und die Gepflogenheiten. So lernt man viel und man darf etwas spielen, was man im Alltag gar nicht hat oder nicht ist.

blimu: Seit 2004 sind Sie nicht nur erfolgreich als Sängerin, sondern auch sehr erfolgreich als Produzentin. Wie kam es damals zu dieser Entscheidung?

Maya Hakvoort bei einem Auftritt im Theater im Park
Foto: Lukas Fassl

MH: Ich hatte so viele Ideen und die brauchten eine Umsetzung. Deswegen war ich ganz glücklich, als ich in der Arena Nova ein offenes Ohr fand und auch in Brunn am Gebirge, wo der damalige Kulturreferent Gerhard Feichter mich gefragt hat, Musicals zu produzieren.

blimu: Sie produzieren Ihre eigenen Shows, d.h. Sie kümmern sich vorab um alles aus Sicht einer Produzentin, und stehen dann mit Ihren Kollegen auf der Bühne. Was davon mögen Sie lieber und warum?

MH: Es ist natürlich toll, wenn man selber produzieren kann: Ich wähle das Stück aus, kümmere mich um die Rechte, stelle das Leading-Team zusammen und caste gemeinsam mit dem Regisseur die Darsteller. Wir bearbeiten meist die Skripts und mein musikalischer Leiter Jeff Frohner macht die Arrangements. Es ist ein toller, kreativer Prozess. Als Künstlerin dann auch noch Teil der Cast zu sein ist natürlich immer großartig. Aber es ist sehr viel harte Arbeit und man braucht eine finanzielle Absicherung, die nach Corona für viele Gemeinden natürlich sehr schwierig war/ist.

blimu: Hat sich – für Sie als Produzentin und oder Darstellerin – durch die Corona-Jahre etwas verändert?

MH: Natürlich, es wird noch viel besser kalkuliert und außergewöhnliche Stücke und / oder Locations werden gesucht, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen. Von alleine läuft es nicht mehr. Das Publikum will sicher sein, dass sie was Gutes zu sehen bekommen. Das Geld kann nur einmal ausgegeben werden.

blimu: Sie verraten auf Ihrer Homepage, dass Sie im kommenden Jahr wieder ein neues Soloprogramm präsentieren – können Sie dazu schon etwas mehr verraten, auch wo die Zuschauer Sie damit sehen können?

MH: Dieses Soloprogramm wird etwas ganz Besonderes. Es ist sozusagen »a dream come true«. Erst im September veröffentlichen wir, was es wird, aber den 19. April 2024 kann sich jeder einmal gerne freihalten.

blimu: Gibt es zusätzlich zu dem Soloprogramm noch weitere Pläne, die Sie uns verraten können?

MH: Ich mache am 11. November 2023 im GLOBE ein »Maya unplugged« – Programm mit vielen Liedern von u. a. »Earth, Wind & Fire«, Donna Summer, Al Jarreau, Oleta Adams, Chet Baker, Chick Corea oder Barry Manilow. Also einmal etwas ganz anderes – eine musikalische Reise in die Herzen meiner Jugend. Nächstes Jahr stehen natürlich auch »The Music of Bond« (gemeinsam mit Monika Ballwein, Missy May) und »The 4 Voices of Musical« weiter auf dem Programm.

 

blimu: Wir bedanken uns bei Ihnen für Ihre Zeit und wünschen Ihnen alles erdenklich Gute für die kommenden Projekte!

Das Interview führte Sabine Haydn.