»The Secret Party – Jacques Brel 1968«: Interview mit Ann Mandrella & Drew Sarich

Ab 27. Oktober 2021 im Vindobona in Wien

Am 27. Oktober 2021 feiert »The Secret Party- Jacques Brel 1968« Uraufführung im Wiener Vindobona. Mit dabei sind Ann Mandrella und Drew Sarich, die bereits Berührung mit dem Werk von Jacques Brel hatten. Im Interview gewähren sie Einblicke in die Entstehung der neuen Jacques-Brel-Revue.

United Musicals: Sie haben 2006 in »Jacques Brel Is Alive and Well and Living In Paris« am New Yorker Zipper Theatre gespielt.
Wie kam es dazu?

Drew Sarich
Foto: Das Vindobona/Rita Sereinig

Drew Sarich: Ich habe damals in New York in »Lestat« (Elton John und Bernie Taupin) gespielt, welches viel zu früh abgesetzt wurde, als Gordon Greenberg, mit dem ich bereits »Jesus Christ Superstar« gemacht hatte, fragte, ob ich für das Stück vorsingen möchte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon die Zusage für einen anderen Job, aber da gab es noch etwas freien Raum dazwischen. Ich kannte Jacques Brel zuvor gar nicht und habe einfach vorgesungen. Danach haben wir uns das Stück angeschaut und zum Glück habe ich die Rolle bekommen.

Ann Mandrella: Sie suchten damals nach einer Sängerin, die Französisch kann, weil Gay Marshall, die ursprünglich die Rolle spielte, New York verlassen oder einen anderen Job angenommen hatte. Das war kurz nachdem Drew die Rolle bekommen hatte. Ich habe dann für Gordon vorgesungen und es hat geklappt.

UM:  Wann haben Sie Jacques Brels Musik für sich entdeckt?

Ann Mandrella
Foto: Das Vindobona/Rita Sereinig

AM: Ich bin damit aufgewachsen, weil meine Mutter die Platten hatte von Georges Moustaki und Charles Aznavour hatte. Ich habe mir sogar während des Studiums Gesangsbücher mit Brel-Liedern gekauft.

DS: Ich kannte Brel vor dieser Rolle nicht und habe mich im Nachhinein geschämt, dass ich die Musik nicht kannte. Bestimmt hatte ich irgendwann ›Ne me quitte pas‹ gehört.

UM:  Was machen seine Songs einzigartig? Und was bedeuten sie Ihnen persönlich?

DS: Jedes Lied ist eine Geschichte, eine Szene für sich. Es ist alles so unsentimental, und ich finde es schmerzhaft schön, vielleicht gerade weil es unsentimental ist. Es ist pur und brutal. Brel war gnadenlos.

UM:  Was erwartet das Publikum in der »The Secret Party – Jacques Brel 1968« in Wien?

DS: Ein Abend voller Storytelling. Es spielt in Paris im Jahr 1968, parallel zum Jetzt, wo die politische Situation unstabil ist, mit dem Unmut der Kultur. Es ist kein »Feel Good Stück«. Das Publikum erlebt das ganze Spektrum. Man erwartet ein Happy End, auch wenn kein Happy End kommt. Unsere Aufgabe ist es, bei jedem Lied ein Happy End zu erwarten.

AM: Dennoch ist es kein hoffnungsloses Stück!

UM:  Im Stück werden einige Titel im französischen Original gesungen. War das Ihrer beider Anliegen?

AM: Wir haben es gemischt: deutsch, französisch und englisch. Bei den Liedern ist es so, dass sie alle ein ähnliches Gerüst haben, aber von der Geschwindigkeit und Intensität immer zunehmen. Da ist es schon schön, dass man da eine Strophe auf Deutsch singen kann und dann die nächste auf Französisch.

UM:  Gibt es so etwas wie einen Lieblingstitel im Stück?

AM: Da gibt es einige, auch mit der Rolle, die ich in New York gespielt habe, aber einen Lieblingstitel habe ich nicht.

DS: ›Das Lied der alten Liebenden‹, weil es so destruktiv ist. Und ›Fanette‹ mag ich auch. Jeder von uns kriegt die Chance, mit allen Farben zu malen. Brel hat sich nie festgelegt. Es gibt zornige, aber auch süßliche, fast kindliche Lieder. Es ist wie eine Achterbahnfahrt.

Foto: Das Vindobona/Rita Sereinig

AM: Wir singen auch mehrstimmig, also ganz anderes als die Lieder sonst präsentiert werden.

UM:  Wie hat sich heute Ihr Zugang zu den Liedern verändert?

AM: Drew singt diesmal eine andere Rolle als in New York. Bei mir ist der Zugang noch einmal anders, weil ich die Texte teilweise neu übersetzt habe, da hast du einfach einen anderen Zugang, weil du dich ganz anders mit den Texten beschäftigst. Damals waren die Kinder auch 2 oder 3 Jahre alt und jetzt sind sie 17. Da hat man selbst andere Geschichten im Hinterkopf.

DS: Ich weiß was meine Tricks sind und habe sie oft genug verwendet. Bei diesem Programm kann man sich schwer verstecken. Man muss einfach das Lied einfach das Lied sein lassen.

UM:  Wie ist es wieder mit Gordon Greenberg zu arbeiten?

AM: In New York hatte ich 2 Wochen, in denen ich nur mit dem Dance Captain gearbeitet habe. Dann, kurz vor der ersten Vorstellung, hatte ich 20 Minuten Absprechprobe mit den Kollegen. Dadurch hatte ich wenig Zeit mit Gordon. Jetzt ist es anders, da haben wir mehr Zeit.

DS: Ich liebe an Gordon, dass er Stücke auseinanderreißt und sie neu wieder zusammensetzt. Das war bei »Jesus Christ Superstar« schon so. Er hat viele Ideen und sagt dann: »Nehmen wir dieses Lied raus, tauschen aus oder ändern die Reihenfolge.« Dies ist nicht die Produktion, die wir in New York gemacht haben, und das ist gut so.

UM:  Gibt es andere Stücke, die Sie gern nach Wien holen möchten?

DS: Ich verstehe nicht, weshalb es bis jetzt noch nicht gelungen ist, »Pippin« nach Wien zu holen. Das Vindobona ist großartig, weil sie gern Neues ausprobieren. Ich finde es schade, dass es bisher keine richtige Off-Szene in Wien gibt.