Daniela Ziegler und Helmut Baumann im Interview

Daniela Ziegler und Helmut Baumann mit ihrem Programm »Alles halb so schlimm!«. Foto: Schlosspark Theater / DER DEHMEL/Urbschat

Daniela Ziegler und Helmut Baumann mit ihrem Programm »Alles halb so schlimm!«. Foto: DERDEHMEL/Urbschat

Daniela Ziegler und Helmut Baumann stehen derzeit zusammen in ihrem Programm »Alles halb so schlimm!« auf der Bühne des Schlosspark Theaters Berlin. Wir trafen Sie zum Interview und sprachen mit Ihnen über ihr Programm, Lampenfieber und das Genre Musical und wie die beiden dazu gekommen sind.

United Musicals : Wie kam es zu dem Programm »Alles halb so schlimm!« und Ihrer beider Zusammenarbeit?

Helmut Baumann: Ich hatte diese Gedichte von Lida Winiewicz (Texte) häufig im Kopf. Das Thema interessiert mich. Als ich auf die Idee kam, etwas daraus zu machen, habe ich mir Daniela Ziegler als Partnerin gewünscht.

Daniela Ziegler: Ich hatte bisher immer nur »unter« Helmut gearbeitet, in seiner Zeit am Theater des Westens als Intendant UND Regisseur. Er lag immer schwer auf mir drauf. (lacht)

HB: Ja, wie ein Mühlstein um deinen Hals. (lacht)

DZ: Jetzt bei »Alles halb so schlimm!« sind wir erstmals Partner. Helmut hat mich gefragt, ob ich das Programm gerne mit ihm entwickeln möchte.

HB: Ein Programm zu zweit, nur mit einem Pianisten an der Seite zu erarbeiten ist auch etwas ganz anderes, als in einer größeren Gruppe an einem Stück zu arbeiten. Daniela und ich kennen diese Art von Arbeit natürlich, aber in diesem Fall war es etwas Besonderes.

»Alles halb so schlimm!« ist auch kein Stück im klassischen Sinne, es ist eine szenische Lesung mit kleinen Vignetten, die aneinandergereiht sind.

DZ: Die Texte von Lida Winiewicz, die die Grundlage unseres Programms bilden, wurden auch in Wien schon in ähnlicher Weise aufgeführt, aber wir haben das Thema weiter bearbeitet. Am Anfang dachte ich: Ein Abend, in dem es um Alter, Gebrechen, den Tod, das Sterben geht – Ist es da wirklich gut, dass wir zwei darüber ein Programm machen? Wir zwei, die sich diesen Themen zwar nähern, aber noch nicht dort angekommen sind …

Ich habe die Texte im Februar dann meiner Mutter zum Lesen gegeben, sie war zu diesem Zeitpunkt 95. Und ich habe sie gefragt, was sie davon hält. Mir war ihre Meinung schon immer sehr wichtig. Sie fragte mich dann, wer denn unser Zielpublikum sein soll, außer denjenigen, die bereits älter sind und sich mit solchen Fragen auseinandersetzen. Aber sie fand die Texte sehr gut und sie hat mich ermutigt. Erleben konnte sie den Abend aber nicht mehr, da sie leider am 1. Juni 2016 verstorben ist.

Zu dem Zeitpunkt wusste ich aber auch noch nicht, dass ich »Sister Act« nochmals spielen werde, das hat sich erst im Juni/Juli ergeben. Aber wir haben es geschafft, beides hinzubekommen.

HB: Genau und mich hat überrascht, wie sehr das Publikum sich auf uns einlassen kann. Das funktioniert natürlich mal mehr und mal weniger. Wir hatten auch eine Vorstellung, in der es im Publikum eher bescheidene oder keine Reaktionen während der Darbietung gab. Am Schluss waren die Zuschauer dann begeistert – aber natürlich macht man sich während der Vorstellung schon Gedanken, wenn es so still ist.

DZ: Dazu muss man sagen, dass es zwei Notfälle im Foyer gab und so etwas beeinträchtigt die Stimmung an einem Abend natürlich.

Helmut Baumann: »Ich habe ich mir Daniela Ziegler als Partnerin gewünscht.«. Foto: DER DEHMEL/Urbschat

Helmut Baumann: »Ich habe ich mir Daniela Ziegler als Partnerin gewünscht.«. Foto: DERDEHMEL/Urbschat

Aber nochmal zurück zu den Themen. Wir arbeiten das ja alles in humoristischer, sarkastischer oder ironisch-bissiger Form auf, manches auch ganz ernsthaft ohne Schnörkel.

UM: Genau das ermöglicht einem den Zugang zu ihrem Programm sehr gut.

HB: Lida Winiewicz, von der die Texte und die Grundidee zu »Alles halb zu schlimm!« stammt, ist selbst 88 Jahre alt und geht am Stock. Sie hat sich mit sich selbst beschäftigt und mit ihren Lebensumständen – zwei neue Hüften, ein Gebiss, dieses und jenes Gebrechen. Daraus entstanden kleine Gedichte.

Als ich dann zu den Texten kam, dachte ich einfach, das alles braucht ein bisschen mehr Humor. Der steckt bereits in ihren Gedichten, aber ich habe sie dazu gebracht, alles ein bisschen mehr mit Spaß »anzureichern«. Dann hat sie auch Songtexte geschrieben, weil mir für das Programm Musik fehlte. Musik schafft eine andere Atmosphäre. Letztere schrieb uns Thomas Zaufke. So ist alles nach und nach entstanden und hat sich zusammengefügt. Auch sind noch parallel zur Arbeit neue Texte hinzugekommen. Zum Beispiel eine Szene von Daniela, in der sich eine Frau im Lift – der stecken bleibt – verliebt. Ich habe dann immer mal wieder was Neues per E-Mail von Lida bekommen und mit Freude angenommen. (lacht)

DZ: Aber es gab auch Texte, die wir wieder herausgenommen haben, weil das Gefühl nicht stimmte. Und dieses musste für uns beide – Helmut und mich – passen.

Wir spielen in jeder dieser kleinen Szenen eine eigene Geschichte. Es bleiben Rollen, aber wenn es so persönlich rüberkommt, als wären wir es selbst, ist es für uns ein Erfolg.

HB: In »Alles halb so schlimm!« gibt es immer wieder neue Herangehensweisen. Zum Beispiel die Geschichte, die Daniela über den Verlust von Freunden erzählt. Erst sind es acht Leute im Lokal, die sich einmal im Monat treffen, dann irgendwann vier und zwei, und dann ist man allein – eine traurig-schöne Geschichte, die mit einer Pointe endet. Oder sie ist eine Frau, die sich frisch verliebt …

UM: Dieser Wechsel zwischen den sehr unterschiedlichen Geschichten, ob traurig oder unterhaltsam, macht das Programm sehr lebendig.

HB: Ja, weil man die Texte und Gefühle aufnimmt, aber nicht darin versinkt.

UM: Frau Ziegler, wie schwer war es für Sie, das Programm neben den laufenden Vorstellungen zu »Sister Act« mitzuentwickeln und die Texte dafür zu lernen?

DZ: Ich hatte gerade meine Premiere bei »Sister Act« gespielt und wurde danach krank. Durch eine schwere Bronchitis bin ich erst mal 10 Tage ausgefallen. Trotzdem habe ich die Zeit genutzt, um mich mit »Alles halb so schlimm!« zu beschäftigen. Intensiv geprobt haben wir für das Programm nur sieben Tage. Natürlich kann ich die Texte immer wieder lesen, mir meine Gedanken dazu machen, aber die Zeit zusammen war das Wichtigste, und es ist ja eine Lesung, ich musste also nicht so viel lernen.

UM: Dafür wirkt aber alles sehr eingespielt und es harmoniert sehr gut zwischen Ihnen auf der Bühne. Was macht Sie zu diesem eingespielten Bühnenpaar?

HB: Das nennt man Chemie. (lacht) Wir passen einfach als Bühnenpaar sehr gut zusammen.

DZ: (zu Helmut Baumann) Wir sollten mal ein Stück finden, das wir zusammen machen können.

HB: »Das musikalische Himmelbett« zum Beispiel, aber das spielt ja kein Theater mehr.

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Zwei, die sich versteh’n
Foto: DERDEHMEL/Urbschat

Aber noch mal zurück zu Ihrer Frage: Ich denke, wir sind uns in unserem Humor sehr ähnlich. So etwas spielt auch mit dahinein.

DZ: Aber es ist ja nicht nur alles immer harmonisch. Wir haben auch Auseinandersetzungen und sind nicht immer einer Meinung. Doch das gehört dazu und daraus entstehen auch neue Ideen.

UM: Haben Sie beide noch Lampenfieber?

DZ: Und wie! Jeden Abend kommt der eine von rechts, der andere von links, wir schauen uns an und müssen erst mal kräftig durchatmen.

HB: Und es wird immer schlimmer. Da entwickelt sich keine Routine, außer man ist jemand, der gar kein Lampenfieber hat.

DZ: Ja, und dann kommt man raus auf die Bühne und es vergeht.

Dass das Lampenfieber schlimmer wird, hat aber auch etwas damit zu tun, dass je bekannter man wird, um so größer ist auch die Erwartungshaltung im Publikum. Das erhöht den Druck zusätzlich, und man weiß nie, ob alles klappt. Das macht unsicher.

HB: Darüber könnte man stundenlang reden und es bleibt letztlich immer das Gleiche. Nur wenigen ist es egal, ob sie die Erwartungen erfüllen.

DZ: Mir jedenfalls nicht, und das Lampenfieber begleitet mich schon mein Leben lang.

In »Sister Act« zum Beispiel singe ich zwei Soli und habe jedes mal großen Respekt davor. Das beginnt damit, dass, wenn ich morgens aufwache, ich den Text beider Lieder durchgehe, weil sie im Grunde nur eine Aufzählung sind und es keine dramatische Entwicklung in den Songs gibt, an der man sich festhalten kann. Das andere ist, dass ich nach dem Aufstehen meine Stimme ausprobiere und bei dem kleinsten Kratzen denke: »Was ist denn heute los?«

Dazu kommt dann auch noch, dass ich eigentlich aus dem Schauspiel komme. Ich hatte mit Musical Erfolg, aber es gab oft große Pausen zwischen den Musicalproduktionen, in denen ich gespielt habe. Ich bin keine Musicaldarstellerin, die dauernd im Musical auf der Bühne steht und in permanenter Übung bleibt, sondern Schauspielerin. Ich fange erst wieder mit der Konditionierung meiner Gesangsstimme an, wenn es gefragt ist, sonst bin ich zu faul … Toi, toi, toi (klopft auf Holz) hat es bisher immer gut geklappt. (lacht)

UM: Gab es denn bei dieser Anspannung auch schon mal große Texthänger?

DZ: (zu Helmut Baumann) Erinnerst du dich noch an die Premiere von »Follies«, als ich gesungen habe: »Fortgeh’n, fortgeh’n …, wie könnte ich fortgeh’n«

HB: Nein. Hast Du da im Text gehangen?

DZ: Oh ja! Ich stand auf der Treppe und es war nichts mehr da. Von rechts hörte ich nur unverständliches Gemurmel, was aber nicht bis zu mir durchdrang. Ich schaute Rolf (Kühn) an und war kurz davor, ihm ein Zeichen zu geben, dass wir abbrechen müssen – und plötzlich war der Text wieder da.

Das Witzige daran war, dass eine Freundin von mir, die Musikerin ist, sowohl in der Preview als auch in der Premiere im Publikum war. Und sie sagte danach zu mir, dass sie sich wunderte, warum wir das Vorspiel bei diesem Song so verlängert haben, es ist ihr also nicht mal aufgefallen.

Aber das gehört dazu …

UM: Dann springen wir doch mal ganz zum Anfang – wie sind Sie denn zum Musical gekommen?

Herr Baumann, Sie haben ja eigentlich erst Architektur studiert.

HB: Ich habe immer getanzt und gesungen, schon als Kind war ich im Kinderchor. Aber man möchte den Eltern auch den Gefallen tun, einen »bürgerlichen« Beruf zu ergreifen. Obwohl man heimlich nie aufhört, zu tanzen. Dann kommt der Tag, an dem man dann zugeben muss, dass doch das Tanzen zum Beruf wird und man kein Architekt wird.

DZ: Als Kind wollte ich Sängerin werden, da meine Mutter Sängerin war. Ich habe sie aber nie singen gehört. Man erzählte mir zwar später, dass ich als kleines Mädchen vor dem Radio gegessen und meine Mutter gehört habe und gesagt habe: »Da, Mama«, aber ich habe sie nie bewusst gehört. Meine Mutter hat aufgehört zu singen, als ich drei Jahre alt war.

Mich hat dieser Beruf immer fasziniert. In der Schule lernte ich dann dramatische Literatur kennen, von da an wollte ich Schauspielerin werden. Ich wollte werden wie Maria Becker, Lola Müthel, Paula Wessely. Es kam dann etwas anders. (lacht) Ich hatte ursprünglich nie im Sinn, im Fernsehen zu spielen. Ich habe dann in großen klassischen Rollen auf der Bühne gestanden, und für’s Fernsehen habe ich sogar Elizabeth in »Maria Stuart« gespielt oder in »Der zerbrochene Krug« – Filme, die dann auch als Unterrichtsmaterial an Schulen genutzt wurden. Diese klassischen Stoffe haben mich nie losgelassen.

Sie können sich aber sicher nicht vorstellen, dass, als ich damals das erste Mal in einem Musical gespielt habe (»Evita«, Anm. d. Red.), ich im Grunde erledigt war – als Schauspielerin. Ich habe danach keine Angebote mehr für Schauspielstücke bekommen. Ich werde oft gefragt, weshalb ich mit dem Musical angefangen habe. Und ich sage immer wieder, dass Musical eigentlich die Königsdisziplin ist. Man muss spielen, singen und im besten Falle auch noch tanzen können. Es gibt Musicals, die sind eher auf das Schauspielerische ausgelegt, andere sind Tanzmusicals, aber ein guter Schauspieler zu sein ist das Wichtigste. Jede Szene und jeden Song muss man mit Persönlichkeit füllen.

HB: Die Abwertung von Musical als »Subkultur«, so würde ich es beschreiben, liegt zu 80% an den Vorurteilen der Leute. Und dass immer wieder gesagt wird, Musicaldarsteller seien keine Schauspieler, das ist einfach Quatsch.

DZ: Früher gab es den Begriff »leichte Muse« – damit wurden der Schlager, aber auch das Musical belegt, und das war etwas, was nicht wirklich ernstzunehmen war.

HB: Daher kommen die Vorurteile: Aber in England oder Amerika ist das ganz anders.

»Wir würden gerne mal ein Stück zusammen machen.«Foto: Schlosspark Theater / DER DEHMEL/Urbschat

»Wir würden gerne mal ein Stück zusammen machen.«
Foto: DERDEHMEL/Urbschat

In Deutschland hat Bildung einen großen Stellenwert, sie gehört aber nur einer bestimmten Gruppe von Menschen – also es gibt Bildung oder keine Bildung. Anders teilt »der Deutsche« das nicht ein. Es existiert kein »normal gebildeter Mensch«. Im wahren Leben ist das ganz anders, aber in akademischen Kreisen wird dieses Vorurteil gern gepflegt.

DZ: Diese Kategorisierung aber auch etwas sehr Deutsches. Auch im Film- und Fernsehbereich wird kategorisiert. Als Fernsehschauspieler, der in Serien spielt, etwas wie »Rosamunde Pilcher« oder »Das Traumschiff« – gute Unterhaltungssendungen, die die Leute lieben – bist du aber nicht für einen Kinofilm vorgesehen. Man ist doch trotzdem noch ein guter Schauspieler. Oder Schauspieler, die besonders oft in Boulevardstücken auf der Bühne stehen, spielen fast nie Klassiker, denn auch hier gibt es ein Schubladendenken. Und hier in Deutschland ist das extrem. Am Broadway ist das etwas ganz anderes. Wenn da ein Film- oder Fernsehschauspieler auch noch in einem Theaterstück oder Musical auf der Bühne steht, ist das etwas ganz Großes.

Bei uns wird man dann eher gefragt: »Was können Sie eigentlich wirklich?« Das ist sehr schade, diese Denkweise.

UM: Ja, und sie wertet das jeweilige Genre ab.
Aber kommen wir zu einer ganz anderen Frage: Ich habe mal gelesen, dass Sie, Frau Ziegler, keine Auditions mehr seit »Cats« in Wien machen. Woran liegt das?

DZ: Ich habe schon zuvor nicht gerne vorgesprochen und bin eigentlich daraufhin auch nie engagiert worden. Ich hätte die Evita auch nie bekommen, wenn es eine ganz normale Audition mit mehreren Runden gewesen wäre. Dabei hatte ich das Glück, dass ich zu spät kam und dann gleich mit mir gearbeitet wurde – und ich nicht Nummer XY war, die »durchgewunken« wurde.

Nachdem ich »Evita« in Wien mit Erfolg gespielt hatte – immerhin eine der größten Musicalrollen, hat es mir in der Audition für »Cats« im Theater an der Wien wie einer Weihnachtsgans die Kehle zugeschnürt. Ich habe angefangen zu zittern, meine Kniescheiben haben sich selbstständig gemacht und ich konnte nicht mehr richtig stehen. Gillian Lynne (Choreographin und Regisseurin, Anm. d. Red.) kam dann auf die Bühne und hat versucht, mich zu beruhigen – ich stand da wie unter Schock. Seit diesem Erlebnis habe ich gesagt: Das war genug für ein Leben und ich werde keine Auditions mehr machen.

UM: Was wünschen Sie sich als erfahrene »Musicalmenschen« für die Zukunft. In einer Zeit, in der Jukebox-Musicals/Compilation Shows immer beliebter werden und eher wenig neue Stücke mit eigens dafür komponierter Musik geschrieben werden?

HB: Ich denke, es gibt genug Komponisten, wie beispielsweise Thomas Zaufke, Wolfgang Böhmer, Martin Lingnau oder Marc Schubring, die das »Rüstzeug« dafür haben, neue Musicals zu schreiben. Peter Lund macht das in Kooperation mit der UdK und den talentierten Studenten, bei denen er aus dem Vollen schöpfen kann, so gut, und es funktioniert. »Grimm!« ist für mich das perfekte Beispiel dafür. Ich wünsche mir, dass es mal zu einem »großen Wurf« kommt. Aber das ist nun mal nicht so einfach und man hätte den Stein der Weisen längst gefunden, wenn man wüsste, was es braucht, um so ein Stück zu schreiben.

DZ: Der Verdienst steht heute im Vordergrund, und das Geld macht vieles kaputt. Leider!

HB: Ich denke aber trotzdem, dass nicht alles schlecht ist, was heute produziert wird, auch wenn es ein Stoff ist, der zum Beispiel schon als Film existierte. Ein gutes Beispiel ist hier auch wieder »Sister Act«, das war ein Klasse Film und das Musical hat mich begeistert, es kann also auch funktionieren.

UM: Können wir Sie beiden zusammen nochmal in einem anderen Programm auf der Bühne erleben?

HB: Na ja, wir würden gerne mal ein Stück zusammen machen.

DZ: Wenn Ihnen eins einfällt, sind wir für Vorschläge offen. (lacht)

HB: Zwei ältere Menschen nicht grotesk dargestellt, das gibt es irgendwie noch nicht. Oder es fällt uns gerade nicht ein: Mrs Lovett und Sweeney Todd wären was.

DZ: Mrs Lovett würde ich wirklich gerne mal spielen.

HB: Aber das sind zwei eher im Grand Guignol (Gattungsbezeichnung für groteske Grusel- und Horrorstücke, benannt nach dem Grand Guignol, dem Horror-Theater von Paris, Anm. d. Red.) angelegte Rollen. Ich meine zwei menschliche Rollen in unserem Alter.

Eigentlich bin ich aber eher mit »Spaß am Aufhören« und quasi in Pension.

DZ: (schaut Helmut Baumann an) Ich nicht … Aber da besteht auch ein finanzieller Unterschied zwischen uns. Ich muss mir zu meiner Rente etwas dazu verdienen. Ich möchte aber auch immer noch auf der Bühne stehen, weil ich mich immer darüber definiert habe. Bei mir war es der Beruf und nicht die Familie mit zwei Kindern und einem Hund. Und so lange mein Hirn und mein Körper das mitmachen, mache ich weiter.

HB: Da fällt mir noch eine witzige Geschichte ein, weil Sie vorhin nach Texthängern oder Pannen gefragt hatten – versprochen, es ist die letzte Geschichte für heute. (grinst)

In »La Cage aux Folles« gibt es das Volkslied ›Die schönste Zeit ist heut’‹ mit eher wenig Text, den man sich merken muss, aber ich bin ab der Stelle »was kommen wird, wer weiß, wer weiß« hängen geblieben und habe dann den restlichen Song nur noch auf die Melodie: »Wer weiß, wer weiß, wer weiß, wer weiß, wer weiß …« gesungen. Um mich herum fingen die Leute an zu weinen vor Lachen, keiner konnte mich mehr ansehen. Und das drei Vorstellungen hintereinander. Ein herrlicher Moment, an den ich gerne zurückdenke.

UM: Dann wünsche ich Ihnen noch viele weitere schöne Momente mit Ihrem Programm »Alles halb so schlimm!« auf der Bühne und bedanke mich für das schöne Interview.

Helmut Baumann und Daniela Ziegler sind mit ihrem aktuellen Programm noch am 19., 20. und 21. Dezember im Schlosspark Theater in Berlin zu erleben.