Soll ich morgen sterben – so habe ich doch gelebt!

»Helle Nächte« im theo des Theater für Niedersachsen in Hildesheim

von Hartmut H. Forche

In den weißen Nächten von St. Petersburg treffen sich Michail, ein einsamer Träumer, und Nasstenka, ein Mädchen, das verzweifelt auf den Liebsten wartet, am Ufer der Newa. Das Schlimmste befürchtend, spricht er sie an. Vier Nächte lang jeweils am gleichen Ort und zur selben Zeit sprechen sie über ihr Leben, kommen sich näher, sehr nah, bis am letzten Abend der Geliebte kommt und sie zu ihm stürzt, den Tröster, zerstört, allein lässt. Björn Schäffer und Sandra Pangl, die zuletzt in »Eine wilde Party« (vgl. blimu 04/2015) überregional Aufmerksamkeit erhielten, spielen diesen weltfremden, scheuen jungen Mann, der nur mit seinen Schatten spricht, und das Mädchen Nasstenka, das dem erdrückenden, engen Zuhause bei ihrer blinden Großmutter entfliehen möchte, mit dem Mieter aus dem oberen Stockwerk. Dieser hatte in den Augen Weite und versprach ihr am Kai der Newa, genau in einem Jahr um 10 Uhr nachts an diesem Ort zu sein, mit ihr zu gehen und sie zu heiraten – wenn er finanziell auf eigenen Füßen stehend aus Moskau zurückkehren würde. […]