Gypsy (Berlin 2014)

StückGypsy
Produzent Hier:Leben
Premiere16. März 2014
SpracheDeutsch
SpielstättenRed Rose Club (Berlin)
Orte Berlin

Regisseur Martin G. Berger lässt auch bei der »Musical-Installation« von »Gypsy« kein Element des Stücks unangetastet, ordnet diese neu an, modernisiert, ergänzt und interpretiert, ohne dabei jedoch den Kerninhalt des Stück zu verändern.

Diese Neuinterpretation von »Gypsy« erzählt die Geschichte, anders als das Original, nicht chronologisch, sondern vermischt die Zeitebenen. Louises Kindheit spielt in einer unbestimmten Gegenwart, die Zeit im Bordell zu einem anderen Zeitpunkt in der Zu- kunft. Das Bordell ist die nächste große Veränderung des Original-Librettos, denn der Regisseur erhöht den Skandalfaktor durch den in den 1930ern skandalösen Striptease, macht Louise damit zur Stripperin, Mutter Rose zur Bordell-Betreiberin und Puff-Mutter. Fast alles wird gespielt von drei Darstellern, die Nebenrollen treten nicht in Erscheinung und June wird nur in den Dialogen der drei Hauptdarsteller erwähnt.

Im »Red Rose Club«, einem Bordell im Prenzlauer Berg, unweit des Alexanderplatzes sitzen rund 40 Zuschauer im Bar-Bereich auf Hockern an Tischen und am Tresen. Gespielt wird von den drei Darstellern und dem kleinen Ensemble im Gang zwischen den Zuschauern, auf und hinter der Bar wie auch auf einem Podest mit ei- ner Tanzstange. Einige Fernseher sind im Raum verteilt und Spielautomaten stehen blinkend herum. Dekoriert wurde hier an vielen Stellen mit künstlichen Rosen und Lichterketten – was Ausstattung der Produktion ist und was zum Club gehört, bleibt unklar.

Eine Besonderheit dieser »Musical-Installation« ist der Einblick in die reale Welt der Prostitution: Die Sängerinnen des Chors ziehen in ihren Rollen als Pro- stituierte nacheinander (fast) jeden Zuschauer einzeln aus dem Zuschauerraum und bringen diesen in eines der Zimmer im Keller. Dort wird den Gästen eine Audiomontage aus Interviews mit Bordellbetreibern und Prostituierten vorgespielt.

In einem Brecht’schen Moment lesen Louise und Herbie abwechselnd Sätze aus zwei Texten: Er den Appell gegen Prostitution und Menschenhandel von Alice Schwarzer an die Bundesregierung, sie eine Pressemitteilung des Prostituierten-Verbands »Hydra«.

Ein weiteres Element der Inszenierung sind Video- Einspielungen (Roman Rehor). Sie kombinieren Live- Bilder – unter anderem von einer von den Darstellern Heimvideo-artig gehaltenen Kamera – mit vorproduziertem Material, darunter auch Pornofilme. Weitere Besonderheit: Eine Kamera hängt unter dem Vordach über der Eingangstür, und so streiten sich Rose und Herbie auf der Treppe vor dem Bordell über die Verschuldung des Clubs, während Passanten vor dem Club vorbeigehen. Aus den Videoaufnahmen wird am Ende schließlich auch die eigentliche Botschaft dieser Inszenierung klar, als eine echte Prostituierte sagt, dass ihr Beruf eigentlich wie Schauspielerei sei.

Von Michel Honold, in blickpunkt musical 03/14

Stück

MusikJule Styne
LiedtexteStephen Sondheim
BuchArthur Laurents
Deutsche ÜbersetzungFrank Thannhäuser
Deutsche ÜbersetzungIris Schumacher

Alle Informationen zu »Gypsy« finden Sie auf der Seite des Stücks.

Kreativteam

RegieMartin G. Berger
Musikalische LeitungBijan Azadian
BühnenbildPauline Knoblauch
KostümeSilke Bornkamp
VideogestaltungRoman Rehor

Darsteller

Katja BrauneisMama Rose
Nini StadlmannLouise
Franz FrickelHerbie
Christina BurianEnsemble
Sophie DudaEnsemble
Lisa Sophie EisenbergerEnsemble
Sandra MenneckeEnsemble
Svenja BeutnerEnsemble

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