The Scottsboro Boys

»The Scottsboro Boys« von David Thompson (Buch), Fred Ebb (Liedtexte) und John Kander (Musik)

MusikJohn Kander
LiedtexteFred Ebb
BuchDavid Thompson
Original TitelThe Scottsboro Boys
VorlageDer Prozess um den »Scottsboro Boys«-Prozess 1931
Uraufführung Am 10. März 2010 am Off-Broadway im Vineyard Theatre, New York (USA) unter Regie von Susan Stroman
Broadway-Premiere Am 31. Oktober 2010 am Lyceum Theatre New York (USA) unter Regie von Susan Stroman
Britische Erstaufführung Am 29. Oktober 2013 am Young Vic Theatre London (UK) unter Regie von Susan Stroman

Handlung

Zugrunde liegt dem Musical eine wahre Begebenheit. 1931 wurden auf dem Weg nach Memphis, Tennessee, wohin sie mit der Bahn unterwegs waren, neun junge Schwarze (13 bis 19 Jahre alt) von zwei weißen Prostituierten fälschlich der Vergewaltigung beschuldigt. Die Folge war einer der der größten Justizirrtümer der USA, unterstützt von der Regenbogenpresse.

Das Musical erzählt in Form einer Neuinterpretation der Minstrel Show die Geschichte. Ein »Interlocutor«, Erzähler und Zeremonienmeister im Minstrel, führt die Charaktere ein und begleitet das Geschehen als Erzähler und Spielmacher. Eine Rahmenhandlung ordnet das Geschehen ein: Im Jahr 1955 sitzt eine Afroamerikanerin auf einer Bank und wartet auf den Spätbus. Während sie dort sitzt, werden Erinnerungen lebendig.

Mr Tambo und Mr Bones werden vorgestellt, die die Bühne für einen Abend mit Tanz und Gesang vorbereiten. Gespielt wird die Geschichte der Scottsboro Boys, die in einem Minstrel-Kreis sitzen. Einer der Jungen fragt, ob sie dieses Mal die Wahrheit sagen dürfen und der Interlocutor erlaubt es ihnen.

Die Szene verwandelt sich: In einem Zug, der nach Memphis fährt, sind Clarence, Andy, Roy, Haywood, Olen, Ozie, Charles, Eugene und Willie, die auf der Suche nach Arbeit und Freiheit aufgebrochen sind. Auf einmal wird der Zug langsamer, ein weißer Sheriff, gespielt von Mr Bones, tritt auf. Ihm sei zu Ohren gekommen, dass es eine Auseinandersetzung zwischen weißen und »colored« Jungen gegeben habe. Sein Deputy stößt dazu und bringt zwei Frauen (gespielt von Charlie und Ozie in Frauenkleidung), die offenbar ohne Bezahlung für ihre Dienste aufgegriffen worden sind. Um der Strafe für Prostitution zu entgehen, behaupten sie, eine Gruppe junger Schwarzer habe sie vergewaltigt. Als der Interlocutor Haywood und die anderen mit dieser Aussage konfrontiert, bestehen sie darauf, dass dies nicht wahr sei. Der Sheriff regt sich auf, dass jemand die Ehre einer Frau aus Alabama in Zweifel zieht. Als er durch Lynchen die Sache in die Hand nehmen will, verlangt der Interlocutor eine faire Gerichtsverhandlung. Die Jungen werden vor ein Provinzgericht gestellt.

Im Gefängnis erhält Haywood die Aufgabe, die Namen aller niederzuschreiben. Olen hat Angst um sein Leben und verspricht, zu gestehen und zu sagen, wer es war. Es stellt sich heraus, dass kaum einer der Jungen schreiben kann. Willie gibt zu, dass er den Sheriff-Stern gestohlen hat. Allmählich wird den Jungen wird die Gefahr bewusst, in der sie sich auch mit einer Gerichtsverhandlung befinden. Der Interlocutor erzählt ihnen von einem Lynchmob, der draußen auf sie warte, und führt sie in den Gerichtsraum. Hier übernimmt er die Rolle des Richters, Tambo verkörpert den Anwalt der Jungen, der offensichtlich betrunken ist. Mr Bones spielt den Staatsanwalt. Haywood beteuert ihre Unschuld, aber das Urteil steht schon fest. Der Interlocutor-Richter verurteilt sie zum elektrischen Stuhl. Die Jungen werden in Gefängniskleidung gesteckt und eingesperrt.

Die Wächter machen sich über Eugene lustig, den Jüngsten, der nicht einmal weiß, was Vergewaltigung ist. Er hat Albträume und auch die anderen haben mehr oder weniger Angst. Sie schreiben Abschiedsbriefe an ihre Mütter. Ein Priester kommt, um Haywood seine letzte Ölung zu geben. Der Wächter will ihn zum elektrischen Stuhl führen, als der Interlocutor die Sache stoppt. Das höchste Gericht hat festgestellt, dass die Jungen keinen ordentlichen Anwalt hatten, es soll eine weitere Verhandlung geben. Haywood und die anderen freuen sich über eine zweite Chance. Sie feiern, was den Wächtern nicht gefällt. Diese sperren Haywood in Einzelhaft. Die anderen feiern weiter. Roy bringt Haywood Schreiben bei, der in den Dreck auf den Boden schreibt. Dann bekommt er Stift und Papier und schreibt einen Brief an seine Mutter.

Der Interlocutor stellt den Jungen den jüdischen Anwalt Samuel Leibowitz vor, der aus dem Norden gekommen ist, um dem Süden seine Fehler im Umgang mit den »Farbigen« zu zeigen. Die Jungen stehen erneut im Gerichtssaal. Im Zeugenstand liest Ruby eine Aussage vor, in der sie zugibt, dass sie über die Vergewaltigung und den Angriff gelogen haben. Der Staatsanwalt befragt Ruby und verurteilt sie für die Änderung der Aussage und behauptet, sie habe sich von dem jüdischen Anwalt bestechen lassen.

Inzwischen liest Haywood seinen Brief an seine Mutter vor, die anderen sprechen über Wünsche und Pläne für die Zeit, wenn sie unschuldig gesprochen werden. Sie wollen in den Norden gehen, aber der Interlocutor weist sie darauf hin, dass in den Süden gehören, nur dort etwas ändern können. Zurück vor den Richtern wurden sie schuldig gesprochen. Haywood überwindet die Wache und versucht zu flüchten.

Die Jungen arbeiten im Gefängnisgarten, als Haywood flüchtet. Olen wird gezwungen zu verraten, wohin Haywood wollte. Die Wachen fangen Haywood ab und finden heraus, dass er seine Mutter sehen wollte, bevor sie starb. Die Jahre vergehen, die Jungen werden nach und nach vor Gericht gestellt: Vier weitere Prozesse und alle enden mit Schuldsprüchen. Ozie versucht im Bus, den Wächter Tambo zu erwürgen, aber Wächter Bones schießt ihm in den Hinterkopf. Er stirbt nicht, bleibt aber in einem Zustand geistiger Verwirrung zurück.

Es stellt sich heraus, dass die Urteile an den Schuldiggesprochenen nicht vollstreckt werden, weil jedes Mal, wenn die Jury einen Schuldspruch ausspricht, die Juden und Kommunisten aus dem Norden nach einem weiteren Prozess schreien.

Anwalt Leibowitz schafft es, die vier jüngsten Beschuldigten aus dem Gefängnis zu holen: Willie, Olen, Roy und Eugene. Der Interlocutor fordert ein Happy End. Haywood jedoch erfährt die Wahrheit über die Freilassung der Jüngsten. Wenn Leibowitz zustimmt, seine Appelle an die Richter zu beenden, würden sie die vier jüngeren Jungen freilassen.

Leibowitz gelingt es, Haywood eine Audienz beim Gouverneur zu verschaffen. Haywood wird aufgefordert, das Verbrechen zu gestehen, dafür verspricht man ihm die Freiheit. Doch Haywood weigert sich zu lügen, sondern beteuert seine Unschuld und fordert seine Freiheit, da er die Misshandlungen nicht länger hinnehmen will. Nach kurzer Freiheit wird Haywood zu einer zwanzigjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Nach und nach treten die Jungen vor und erzählen, was passiert ist, nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen wurden. Haywood dagegen ist nach 21 Jahren im Gefängnis verstorben.

Die Szene wechselt zurück zu der Frau aus dem Prolog. Der Interlocutor tritt ein in der Uniform eines Busfahrers. Er fordert sie auf, sich in den hinteren Teil des Busses zu begeben. Sie – Rosa Parks – lehnt höflich ab.

Musiktitel

Originalfassung vom Off-Broadway (2010)

Minstrel March / Hey, Hey, Hey, Hey
Our Story Begins
Commencing In Chattanooga
Alabama Ladies
Nothin'
Electric Chair
Go Back Home
Shout!
Make Friends With The Truth
That's Not The Way We Do Things Around Here
Never Too Late
Financial Advice
Southern Days
Chain Gang (Minstrel March Reprise)
Alabama Ladies (Reprise)
t's Gonna Take Time
The Governor's Entrance / Zat So
You Can't Do Me
The Scottsboro Boys

Kulturhistorischer Hintergrund

Während die meisten Amerikaner sich vage an die wahre Geschichte erinnern, dürfte sie europäischen Zuschauern völlig unbekannt sein. 1931: Mit der Bahn auf dem Weg nach Memphis, Tennessee, wurden neun junge Schwarze (13 bis 19 Jahre alt) von zwei weißen Prostituierten fälschlich der Vergewaltigung beschuldigt – es folgte einer der größten Justizirrtümer der USA.
Unter der Bezeichnung »The Scottsboro Boys« wurde die Inhaftierung, Anklage und das traurige Schicksal der jungen Männer von der Regenbogenpresse ausgewalzt und hielt sich noch fast ein Jahrzehnt lang im nationalen Gedächtnis.

Text: Richard C. Norton (dt.: Beate Luszeit)

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