Scuderi

»Scuderi« von Gil Mehmert (Buch), Sebastian Horn (Liedtexte) und »Bananafishbones« (Musik)

MusikPeter Horn
MusikFlorian Rein
Musik & LiedtexteSebastian Horn
BuchGil Mehmert
Original TitelScuderi
VorlageDie Erzählung »Das Fräulein von Scuderi« von E.T.A. Hoffmann, veröffentlicht 1819
Uraufführung Am 18. April 2009 in der Schauburg in München unter Regie von Gil Mehmert

Produktionen

Handlung

Paris 1680.

Eine dreiste Mörderbande versetzt die Bürger der Stadt in Angst und Schrecken. Im Visier der Täter sind häufig adlige Galane auf dem Weg zur Geliebten. Meist tragen diese wertvolles Geschmeide mit sich, um die Liebste zu beschenken, was ihnen jedes Mal von der habgierigen Bande gestohlen wird. Trotz berittener Polizei und Sondergerichtshof – eingerichtet vom Sonnenkönig Ludwig XIV. – gelingt es nicht, die Täter zu ergreifen. Gleichzeitig scheint jeder verdächtig. Polizeichef Desgrais ist verzweifelt, weil ein Täter sich quasi vor seinen Augen in Luft auflöst. Die Kavaliere der Stadt bitten den König um zusätzliche Schutzmaßnahmen. Mademoiselle Scuderi, die bei Hofe hohes Ansehen genießt und mit der Marquise de Maintenon, der Mätresse des Herrschers, befreundet ist, wird vom König um ihre Meinung gefragt. Sie antwortet mit einem beinahe scherzhaften Vers: »Un amant qui craint les voleurs, n’est pas digne d’amour.« (dtsch: »Ein Liebender, der die Diebe fürchtet, ist der Liebe nicht würdig.«)
Doch schon bald wird die intelligente Dame selbst in die merkwürdigen Machenschaften verstrickt. Eines Nachts weckt ein heftig klopfender, vermummter Bote ihre Kammerfrau Martinière und übergibt ihr ein Kästchen mit edlem Schmuck, ohne den großzügigen Gönner preiszugeben. Das edle Fräulein erkennt das Geschmeide sofort: Es trägt die unverwechselbare Handschrift des Pariser Großmeisters Réné Cardillac. Sie sucht den Schmuckkünstler auf, um den Käufer herauszufinden und um diesem das wertvolle Geschenk zurückzugeben. Doch statt einer Auskunft antwortet ihr der schrille Cardillac, er würde den Schmuck nur zurücknehmen, um ihr ihn dann sofort selbst zu schenken. Auch wenn die Dame sein Verhalten nicht versteht, kann sie nun mit dem Geschenk leben und beginnt die unvergleichliche Schönheit des Geschmeides zu schätzen.
Kurz darauf wird Meister Cardillac ermordet aufgefunden und sein Lehrjunge Brusson, der mit der Tochter des Meisters heimlich verlobt ist, mit blutigen Händen über der Leiche hockend aufgegriffen. Man hofft, dem Treiben mit seiner Ergreifung endlich ein Ende setzen zu können und verurteilt den jungen Mann zum Tode. Als das Fräulein jedoch von seiner Liebsten Madelon aufgesucht wird, erkennt die von Scuderi auffällige Zusammenhänge. Sie wird zur Drahtzieherin der Aufklärung. Mit kühlem Kopf und heißem Herzen trägt sie Sachverhalte zusammen. Sie bleibt unbeeindruckt von den geheimnisvollen Schmuckgeschenken und vertraut stattdessen ihrer Menschenkenntnis, auch wenn die Indizien erdrückend sind. Dank ihrer hohen Reputation bei Hofe kann sie verhindern, dass der unter Verdacht geratene junge Olivier Brusson und seine Geliebte Madelon vorschnell hingerichtet werden. Brusson kann selbst jedoch nur schwer beweisen, dass er weder seinen Meister noch die anderen Opfer auf dem Gewissen hat.
Das Fräulein von Scuderi kennt Brusson aus vergangenen Tagen und will sich das Unvorstellbare nicht vorstellen. Gleichzeitig erkennt ihre Kammerfrau, dass Brusson der geheimnisvolle Bote mit dem Kästchen war, der sich so die Aufmerksamkeit des Fräuleins sichern wollte. Sehr genau hört sie Brusson und seiner Liebsten, Cardillacs Tochter Madelon zu, und erkennt so, wer der wahre Übeltäter ist: Es ist René Cardillac selbst, zu dessen Kunden die gesamte Hofgesellschaft zählt. Ihm war der Gedanke, dass fremde Leute seine Kunstwerke dazu benützen, um ihrer Eitelkeit zu schmeicheln und ihre Liebesabenteuer »aufzuhübschen«, unerträglich. Deshalb holte er sich in der Dunkelheit zurück, was er tags kunstvoll gefertigt hat. So klärt sich der Sachverhalt der räuberischen Kavaliermorde, doch der junge Brusson wird immer noch verdächtigt, immerhin seinen Meister ins Jenseits befördert zu haben. Schließlich kann der Graf von Miossens nicht mehr an sich halten und berichtet der standhaften Adligen, dem geschätzten Schmuckkünstler selbst des Nachts begegnet zu sein, als er zu seiner Geliebten eilte. Der kauzige Altmeister habe ihn angegriffen und er habe diesen aus Notwehr getötet. Nach langem Bitten des Fräuleins von Scuderi entlastet er Brusson, der daraufhin das Schmuckatelier mit Madelon weiterführt.

Historie

Grundlage: Die Erzählung »Das Fräulein von Scuderi« von E.T.A. Hoffmann, veröffentlicht 1819
1991: Die »Bananafishbones« finden zur heutigen Besetzung. Ab jetzt besteht die Band aus Sebastian & Peter Horn sowie Florian Rein
2008: Gil Mehmert erstellt mit der Band »Bananafishbones« das Konzeptalbum für das RockMusikTheater-Stück »Scuderi«
18. April 2009: Uraufführung des Musicals »Scuderi« in der Schauburg in München, unter Regie von Gil Mehmert, mit Stefanie Dietrich in der Titelrolle, Thorsten Krohn, Marie Ruback, Markus Campana in verschiedenen Hauptrollen

Kulturhistorischer Hintergrund

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776 – 1822) war nicht nur Dichter, sondern auch Dirigent, Komponist, Bühnenbildner und Zeichner. Ein Universalkünstler und Jurist, der im Leben wie in seiner künstlerischen Selbstverwirklichung Phantasie und Wirklichkeit verbinden musste.
Hoffmann, der von Zeitgenossen als übernervöser, quirliger Gnom beschrieben wurde, der als Mitglied der Kommission zur Ermittlung hochverräterischer Umtriebe die Freilassung Inhaftierter forderte, war fasziniert von doppelgesichtigen Wesen.
Mit Vorliebe stellte er Menschen in den Mittelpunkt seiner Geschichten, die verstrickt sind in seelische Konflikte, in Spannungen zwischen Edelmut und Verbrechen wie in ‚Das Fräulein von Scuderi‘ der zwielichte René Cardillac. Mit diesen tiefenpsychologischen Vielschichtigkeiten war er seiner Zeit weit voraus.
Die besondere Erzählform in E.T.A. Hoffmanns Novelle wurde im Musical ‚Scuderi‘ beibehalten: Die verschachtelte Erzählstruktur, bei der alle am Verlauf der Geschichte Beteiligten in Erinnerungs-Zeitsprüngen und Rückblenden davon berichten, welche Aspekte der mysteriösen Mordgeschichte ihnen bekannt sind, blieb unverändert. Die Erzählform des Stücks mit Einbezug der Band in die Handlung könnte als Hommage an Hoffmann verstanden werden und die Zweiseitigkeit seiner Figuren wiederspiegeln.

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