Jugend ohne Gott ( Paul Graham Brown)

»Jugend ohne Gott« von Paul Graham Brown (Buch, Liedtexte und Musik)

Musik, Liedtexte & BuchPaul Graham Brown
Original TitelJugend ohne Gott
VorlageÖdön von Horváths »Jugend ohne Gott« (1937)
Uraufführung Am 4. März 2022 beim Jungen Staatsmusical im Hessisches Staatstheater Wiesbaden unter Regie von Iris Limbarth
Jugend ohne Gott (Wiesbaden 2022)
Deutsche ÜbersetzungMoritz Staemmler

Produktionen

Handlung

Anfang der 1930er Jahre macht sich der Lehrer bei seiner neuen Klasse mit seiner Kritik an menschenverachtenden Aussagen des Schülers Neumann über »Die Neger« unbeliebt. Unterschriften gegen ihn werden gesammelt. Alle Schüler tragen zum Zeichen ihrer Gesinnung ein HJ-Halstuch – bis auf Z, der sich nichts aus alldem macht. T, mit Augen kalt wie ein Fisch, trägt ein Notizbuch bei sich, um alles zu dokumentieren: »Der Fisch schaut zu, als wäre ihm die Welt einerlei.« Auffallend elegant in eine samtene Burschenschaftuniform gekleidet, bespitzelt er zum Schutz des Vaterlandes auch den Lehrer. Dieser fürchtet sich nachts allein in seiner Wohnung und trifft in einer Bar auf Caesar und Helga.
Eine scheinbar weniger wichtige Szene charakterisiert den Lehrer als gutherzig. Er gewinnt sein Jugendidol, den Tormann, dafür, dem todkranken Schüler W eine letzte Freude zu machen. Tormann steht für des Studienrats eigene Kindheit (›Wie es Samstagnacht war‹, »damals lohnte es sich, zu leben«) und im Kontrast zur Erziehung der Jugend der NS-Zeit zum Krieg. Hierher gehört auch ein militärisch geprägtes Zeltlager, in das der Lehrer mit seinen Schülern fährt, während eine BdM-Gruppe ins unweit gelegene Schloss einzieht.
Als der Bus eine elende Siedlung passiert, in der Heimarbeiter in den Fenstern sitzen, erzählt der zugestiegene Pfarrer von der Schließung des Sägewerks, an der sich die Aktionäre noch bereichert haben (›Das Vaterland‹). Dieser Erzählstrang bildet den Hintergrund von Evas Schicksal, die, der Besserungsanstalt entflohen, eine Bande Jugendlicher anführt, die auf der Straße leben und die Bauern bestehlen.
Parallel dazu wird die erwachende Sinnlichkeit der Heranwachsenden gezeigt. Seit Frank Wedekinds Satire »Frühlings Erwachen«, die ein halbes Jahrhundert früher spielt, hat sich wenig geändert. Es gibt kaum Raum für ›Junges Blut‹. Nur in der Dunkelheit des Waldes kann Z sich der erfahreneren Eva hingeben und die Mädchen aus dem Schloss ›Tanzen, küssen, träumen‹. Auch Neumann traut sich, Z einen Kuss zu geben: ›Was denkt er?‹. Doch alles eskaliert, als Neumann Zs Tagebuch lesen will, um zu wissen, ob dieser wie er fühlt. Nachdem Ts Kamera gestohlen wurde und der Lehrer Eva und Z bei einem Treffen (›Was weißt du schon von mir?‹, ›Lieg ich neben dir‹) beobachtet hat (›Wegschau’n kann ich nicht – Reprise‹), trägt er zur Zuspitzung der Situation bei. Um herauszufinden, ob Z sich mit der Bande von Eva solidarisiert hat, öffnet er gewaltsam sein Tagebuch. Z verdächtigt sofort Neumann. Anstatt die Sache aufzuklären, sieht der Lehrer dem Kampf zwischen Neumann und Z im Lager zu.
Am Morgen des nächsten Tages wird Neumann tot im Graben gefunden, am Tatort liegt ein Kompass. Z ist verdächtig (›Der Prozess‹). Um Eva zu schützen, mit der er zusammen war, gibt er zu, Neumann mit einem Stein erschlagen zu haben (›Wer gab mir Halt?‹). Als der Lehrer das Aufbrechen des Tagebuchs beichtet, gesteht auch Eva, dass sie selbst mit einem Stein hinter Neumann her war (›Der Prozess wird fortgesetzt‹). Dann sei ein fremder Junge aus dem Gebüsch gekommen, habe ihr den Stein entrissen, Neumann erschlagen und weggeschleift. Z wird freigesprochen und Eva, der man wegen ihrer Vergangenheit nicht glaubt, ins Gefängnis gesteckt. Der Lehrer wird aus dem Schuldienst entlassen und beginnt, den wahren Schuldigen zu suchen. Vor allem will er Eva helfen, für die er zärtliche Gefühle hegt; er lässt ihr warme Kleidung zukommen (›Gedanken an Eva‹). Unterstützung bei seinen Nachforschungen erhält der Lehrer unverhofft von seinem ehemaligen Schüler R (›Der Besuch‹, ›Der Klub‹), der glaubt, dass der Kompass T gehört. Er hat mit Gleichgesinnten einen »Klub für Wahrheit und Gerechtigkeit« gegründet. Sie haben die Lügen des Radios erkannt und wollen für eine bessere Welt kämpfen. Schließlich besucht der Lehrer T zu Hause – eine Begegnung mit ungeahnten Folgen, die Evas Freiheit und des Lehrers Abreise nach Afrika bedeutet.

Text: Barbara Kern (blickpunkt musical 02/2022)

Musiktitel

Fassung der Uraufführung 2022

Akt 1
Was das Radio sagtEnsemble (Jungen, Mädchen, Lehrer)
Das Zeitalter der FischeCaesar, Helga
Wie es Samstagnacht warLehrer
Was das Radio sagt (Reprise)Ensemble
Das VaterlandSchüler (Neumann, Z) auf Weg ins Zeltlager, Heimarbeiter 
Tanzen, küssen, träumenMädchen vom Schloss (BDM-Mädchen)
Untermalung (Marschieren)(instrumental)
Was das Radio sagt (Reprise)Exerzierende Jungen und Mädchen
Untermalung (Marschieren)(instrumental)
Junges BlutZ, Neumann, Tormann
Junges Blut (Reprise)Z, Eva
Was weißt du schon von mir?Eva, Maria, Annie
Die Wache(instrumental)
Was denkt er?Neumann, Z
Das Zeitalter der Fische (Reprise)Caesar, Helga, Fräulein Krause
Lieg ich neben dirEva, Z
Das Zeitalter der Fische (Reprise)Caesar, Helga
Lieg ich neben dir (Reprise)Eva, Z
Wegschau’n kann ich nichtLehrer, Caesar, Helga, Tormann
Was das Radio sagt (Reprise / Finale 1. Akt)Z, Maria, Annie, Jungen, Lehrer, Feldwebel, Ensemble
Akt 2
Was das Radio sagt (Reprise / Opening 2. Akt)Ensemble
Der ProzessAnnie, Maria, Z, Verteidigung
Der Prozess wird fortgesetztZ, Verteidigung
Wer gab mir Halt?Z. Ensemble Jungen
Wie es Samstagnacht war (Reprise)Lehrer, Tormann
Chaos (Untermalung)(instrumental)
Untermalung (Was das Radio sagt)(instrumental)
Der KlubR, Maria, Annie, Emma, Lotte, Tormann
Gedanken an Eva / Der Klub (Reprise)Lehrer, Fräulein Krause, Helga, Caesar
Der BesuchEnsemble, Schaffner, Lehrer, Pförtner
Sie haben nie ZeitTs Mutter, Ensemble, T
Der Klub (Reprise)R, Maria, Annie, Emma, Lotte, Tormann
Mit ihm hierCaesar, Helga
Das Vaterland (Reprise)Schüler
Ts Tod(instrumental)
Wer gibt mir Halt? (Reprise / Finale)Z, Eva, Heimarbeiter/innen, Der Klub, Ensemble 

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