»Imagine This« ist ein 'Stück im Stück' über eine Theatergruppe, die während des Zweiten Weltkriegs im Warschauer Ghetto »Masada« aufführt. Die Musik schrieb Shuki Levy, Liedtexte David Goldsmith, das Buch Glenn Berenbeim
Buch | Glenn Berenbeim |
Liedtexte | David Goldsmith |
Musik | Shuki Levy |
Original Titel | Imagine This |
Vorlage | Theaterspiel in nationalsozialistischen Lagern, insbesondere auch im Warschauer Ghetto und die historische Begebenheit des Selbstmordes von 960 Juden in der Festung Masada unter Belagerung der Römer (vgl. Flavius Josephus' Geschichte vom jüdischen Krieg: Bellum Iudaicum 7, 252-406). |
Uraufführung | Am 19. November 2008 am New London Theatre (UK) im West End unter Regie von Timothy Sheader |
Deutschsprachige Erstaufführung |
Am 28. Oktober 2016
im Konzertsaal der Freien Waldorfschule Münster unter Regie von Ingo Budweg und Canan Toksoy
Imagine This (Münster 2016) |
Deutsche Übersetzung | Ingo Budweg |
Verlag |
Musik und Bühne Verlagsgesellschaft mbH |
Produktionen
Artikel in blickpunkt musical
Handlung
Familienvater und Leiter einer jüdischen Theatergruppe Daniel Warshowsky wird mit seiner Familie vertrieben und ins Warschauer Ghetto gebracht, in welchem er durch Theateraufführungen andere Juden zumindest für kurze Augenblicke das Leid im Lager vergessen lassen will. Als neues Stück hat er »Masada« ausgewählt, weil die eigene Situation im Lager mit den Nationalsozialisten recht viele Parallelen zu der römischen Besatzung der Wüstenstadt aufweist und das Stück den Nazis ebenfalls gefallen sollte, weil gesungen und getanzt wird und am Ende alle Juden tot sind. Tochter Rebecca hat längst den Glauben an den Optimismus des Vaters verloren, doch übernimmt sie im Stück wegen ihrer kleinen Schwester Lea die weibliche Hauptrolle der Tamar. In die Proben stürmt der gesuchte Widerstandskämpfer Adam, den Daniel dem SS-Hauptsturmführer Blick als Schauspieler vorstellt. Adam will mit Waffen gegen die Nazis vorgehen, doch Daniel überzeugt ihn, dass auch Worte Waffen sein können, und so übernimmt er die Rolle des Römers Silva. Kurz vor der Pause von »Masada« verkündet Blick der Theatergruppe, dass sie am nächsten Morgen mit einem Zug in ein Lager im Osten zu einem besseren Leben umgesiedelt werden sollen. Doch Adam weiß, dass dieser Zug ins Vernichtungslager Treblinka fährt, das noch kein Jude wieder lebend verlassen hat. Als Blick erfährt, dass die Theatergruppe ihr wahres Schicksal erkannt hat, bietet er Daniel einen Handel an: Er soll »Masada« zu Ende bringen und die übrigen Menschen in Sicherheit wiegen, dann ermöglicht er der Gruppe eine sichere Ausreise in die Schweiz. Den Zuschauern erklärt Blick, sie werden das Ghetto am kommenden Tag in ein besseres Leben verlassen. Die Theatergruppe ist gespalten und Daniel überlässt die Entscheidung, das eigene Leben zu retten oder die anderen Juden zu warnen, seinem Ensemble im Finale von »Masada« …
Text: Stephan Drewianka
Wissenswertes
Der israelische Komponist Shuki Levy, der in den 80er Jahren unzählige Soundtracks für Kinder-Fernsehserien wie »He-Man and the Masters of the Universe« bis »Power Rangers« schrieb, träumte von der Verwirklichung seines Musicalprojektes »Masada« über die langjährige Belagerung des jüdischen Volkes durch die Römer, bei der 73 nach Christus rund 1000 Juden einen Massenselbstmord begingen. Das resultierende Musical wurde zum 50-jährigen Bestehen Israels als Konzert-Fassung aufgeführt und es existiert eine englische Gesamtaufnahme als Doppel-CD mit der vom Moskauer Symphonieorchester eingespielten bombastischen Musik. In der Folgezeit gelang es Levy jedoch nicht, sein Musical auf die Bühne zu bringen, denn kein Produzent wollte ein Musical aufführen, das in einem Massenselbstmord gipfelte. Songtexter David Goldsmith und Glenn Berenbeim (Buch) hatten schließlich die Idee, die Geschichte um den Fall von Masada als Stück im Stück zu präsentieren, das von einer jüdischen Schauspielerfamilie im Warschauer Ghetto im Zweiten Weltkrieg aufgeführt wird
Text: Stephan Drewianka