Der kleine Lord

Musical von Christian Berg & Melanie Hertig (Buch) und Konstantin Wecker (Musik)

BuchChristian Berg
BuchMelanie Herzig
MusikKonstantin Wecker
Original TitelDer kleine Lord
Vorlage»Little Lord Fauntleroy« von Frances Eliza Hodgson Burnett (1886)
Uraufführung Am 5. Dezember 2007 im Deutschen Theater in München
Verlag Vertriebsstelle und Verlag Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten GmbH

Produktionen

Handlung

»Der Kleine Lord« erzählt die märchenhafte und rührende Geschichte des kleinen Cedric Errol. Er lebt mit seiner Mutter und seiner Nanny, Mary, in New York. Für seine sieben Jahre ist »Ceddie«, wie die Mutter ihn liebevoll nennt, sehr vernünftig und gehorsam. Die Leute der Nachbarschaft lieben den blonden gut erzogenen Jungen. Cedrics beste Freunde sind Mr Hobbs, der Gemüsehändler und Dick, der Schuhputzer. Ausgerechnet im Anschluss an ein Gespräch über Demokraten und Aristokraten, die der überzeugte Republikaner Hobbs zutiefst verachtet, erfährt Cedric, dass er der Enkel eines Lords und dessen Erbe ist. Für Cedric bedeutet dies zunächst einfach, dass er Gutes tun und seine Freunde beschenken kann. Für die Mutter bedeutet das Kommen des Anwalts Mr Havisham, das Aufreißen alter Wunden. Der jüngste Sohn des Earls von Dorincourt war wegen seiner Liebe zu der jungen Amerikanerin von seinem strengen Vater verstoßen worden. Nun soll ihr Sohn von diesem hartherzigen Mann erzogen werden, während sie keinen Fuß in das Schloss des Aristokraten setzen darf. Aus Rücksicht auf Cedrics Verhältnis zu seinem Großvater, verheimlicht sie ihrem Sohn den wahren Grund dafür, dass sie nicht bei ihm leben kann. Cedric bringt, in England angekommen, das ganze Leben im Schloss durcheinander. Er ist ein selbständiger kleiner Junge und nicht gewöhnt, bedient zu werden. Jeder im Schloss mag ihn gern und bedauert, dass er mit dem hartherzigen Earl zusammenleben muss. Cedric jedoch kennt keine Verstellung und geht respektvoll, aber ganz unbefangen mit dem alten Herrn um. Auf diese Weise gewinnt er das Herz des alten gichtkranken Mannes, der all seine Söhne verloren hat und erreicht, dass der Earl wieder Freude am Leben empfindet. Cedrics Mutter kümmert sich derweil um die Armen und Kranken, die auf dem Land des Aristokraten kein leichtes Leben haben. Ihre Erziehung bewirkt, dass auch Cedric das Leid der Untertanen des Earls bekümmert. Diesen hat das Elend seiner Pächter bisher nicht interessiert. Cedric erreicht eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen, weil der Großvater ihn liebt und ihn das soziale Engagement des Jungen verlegen macht. Da auf einmal gibt es Zweifel an der Erbfolge durch den kleinen Lord Fauntleroy, da eine Geliebte eines der anderen Söhne des Earls mittels ihres Sohnes Anspruch auf das Erbe erhebt. Dank der zurückgelassenen Freunde Cedrics, die der Großvater in seiner Verzweiflung nach England kommen lässt, wird die Betrügerin entlarvt und der Earl akzeptiert endlich auch Mrs Errol als Gast in seinem Hause.

Kulturhistorischer Hintergrund

Den historischen Hintergrund bildet die Stadt Manchester während der englischen Industrialisierung. Dort wurde Frances Burnett am 24. November 1849 geboren. Die Familie von Frances Burnett gehörte dem verarmten Bürgertum an, auch wenn die Mutter aus adliger Familie stammte. Der Vater, Edwin Hodgson, seines Zeichens Eisenhändler und Silberschmied, verkaufte den wohlhabenderen Bürgern Luxuseinrichtungen, Leuchter, Lampen und andere Metallwaren. Er starb, bevor Frances Burnett vier Jahre alt war. Obwohl die Mutter das Geschäft fortführte, musste die Familie in eine schlechtere Wohngegend ziehen, die direkt an die Elendsviertel der Arbeiter grenzte. Manchester beherbergte vor allem Textilindustrie, doch die Arbeitslosigkeit stieg, weil die Spinnereifabriken wegen des Krieges in den USA keine billige Baumwolle aus Amerika einführen konnten. Wer Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts an der Industrialisierung verdiente, wurde immer reicher. Doch das waren nur sehr wenige. Gleichzeitig wuchs der Gegensatz zwischen Reichen und Armen. In den Elendsvierteln von Manchester herrschten grausige hygienische Zustände. Die Burnetts wohnten nahe am Fluss Irwell, auf dessen anderer Seite sich die Elendsquartiere von Salford befanden. Dort mussten die Textil-, Gruben- und Mühlenarbeiter leben. Die Mutter war den ganzen Tag im Geschäft, die beiden älteren Brüder auch und Frances mit ihren Eindrücken und Ängsten zusammen mit ihren beiden jüngeren Schwestern allein. Sie begann Geschichten zu erzählen. Für die Autorin blieb unvergesslich, dass die Familie am sozialen Abgrund leben musste. 1865 schifften sich die Mutter und ihre vier Kinder nach Amerika ein. Ein Onkel von Frances hatte sie aufgefordert, in die Südstaaten zu kommen. Es gäbe genug Arbeit für alle. Er selbst führte zu dieser Zeit einen gut gehenden Kurzwarenladen. Das aber war während des Krieges gewesen. Als die Familie in Knoxville, Tennessee ankam, war nicht nur der Krieg zu Ende. Den ältesten Bruder konnte der Onkel noch einstellen, der jüngere arbeitete in einer Schrotmühle. Die Mutter hielt an den Traditionen fest und versuchte, ihre beiden Töchter zu Ladies zu erziehen. Nach ihrem Tod ernährte Frances die Familie mit ihren Geschichten, die sie erst dem Nachbarsohn Swan Burnett erzählte, um sie dann an Zeitungen zu verkaufen. So verdiente sie schließlich soviel Geld, dass sie auf den Kontinent fahren konnte. Frances Burnett fuhr zunächst nach Manchester, dann nach Paris, wo sie sich auch ihr Hochzeitskleid schneidern ließ. 1873 kehrte sie nach Knoxville zurück und heiratete Swan Burnett, der sich als Augen- und Ohrenarzt niedergelassen hatte. Der erste Sohn Lionel wurde in Knoxville geboren, der zweite Sohn Vivian in Paris (1976), wo Frances Burnett mit Hilfe ihrer Honorare und Unterstützung ihres Mannes studierte. Sie schrieb nun nicht mehr nur träumerische Geschichten für Frauenzeitschriften, sondern ihre Erzählungen wurden realistischer. Frances Burnett setzte all ihr Wissen über die Industriearbeiter ihrer Heimat und die Kenntnis von deren Dialekt ein und schrieb ihr erstes literarisches Werk, einen Fortsetzungsroman (»That lass o‘ Lowrie’s«, 1877).

Immer länger war sie für Recherchen von zu Hause weg und wurde zur Vorkämpferin des Frauenrechtes. Ihre beiden Söhne sah sie häufig ein ganzes Jahr nicht. Dennoch schrieb sie 1885 die erste Folge des Fortsetzungsromans »Little Lord Fauntleroy«. Er wurde ihr erstes Kinderbuch und brachte es bereits nach zwei Jahren auf 50.000 verkaufte Exemplare allein in den USA und Großbritannien. Als E. V. Seebohm den Bestseller in Großbritannien als Theaterstück auf die Bühne bringen wollte, verbot Frances Burnett dies. Sie ließ sich auf keinen Vergleich ein, sondern schrieb ihre eigene Bühnenversion, die im Mai 1888 in London unter großem Jubel des Publikums aufgeführt wurde. Frances Burnett wurde eine reiche Frau, die 33x den Atlantik überquerte, durch ganz Europa reiste und ihre Honorare gut aushandelte. Wie sie als Mutter war, wenn sie zu Hause war, erzählt die Biografie ihres Sohnes Vivian. Er ist das Vorbild für »Der Kleine Lord« und muss in der Tat einige der Eigenschaften besessen haben, die seine Mutter Cedric Errol zuschreibt. 1937 brach er tot am Steuer seines Segelbootes zusammen, nachdem er Passagiere aus einem gekenterten Boot gerettet hatte. Der eigene Erfolg und die eigene Beliebtheit gingen Frances Burnett über alles. Danach strebte sie ihr ganzes Leben. Von all ihren Büchern haben nur die beiden Kinderbücher »The Little Lord Fauntleroy« und das späte Werk »The Secret Garden« (1911) überlebt. Diese aber kennt nicht nur in Großbritannien jedes Kind.

    Fehler melden

    Fehlerbeschreibung

    Bitte geben Sie wenn möglich einen Link mit einer Quelle für die korrekte Information an

    Quelle / Beleg

    Bitte geben Sie – wenn möglich – einen Link mit einer Quelle oder einem Beleg für die korrekte Information an

    Ihr Name

    Ihre E-Mail-Adresse

    Für Rückfragen – Sie erhalten keine Werbung

    Bitte geben Sie den Text aus dem Bild ein

    captcha