»Das Wirtshaus im Spessart« von Heike Schmidt (Buch) und den Filmsongs des Komponisten Franz Grothe (Musik) und den Liedtexten von Willy Dehmel und Günter Neumann
Musik | Franz Grothe |
Liedtexte | Willy Dehmel |
Liedtexte | Günter Neumann |
Buch | Wilhelm Hauff |
Buch | Heike Schmidt |
Original Titel | Das Wirtshaus im Spessart |
Vorlage | Märchen von Wilhelm Hauff von 1826 |
Uraufführung |
Am 25. Juni 2010
Bei den Uckermärkischen Bühnen Schwedt Open-air im Hugenottenpark, unter Regie von Gerhard Kähling
Das Wirtshaus im Spessart (Schwedt 2010) |
Produktionen
Handlung
Die edle Dame Franziska, Comtesse von und zu Sandau befindet sich mit Ihrem Verlobten, Eberhard Baron Sperling und Gefolgschaft auf der Reise nach Würzburg, als ihnen im dunklen und unheimlichen Spessartwald ein Rad bricht. Entgegen der üblichen Ängstlichkeit junger, hochgeborener Damen bleibt Franziska recht gelassen mitten im dunklen Wald, während ihr kauziger Verlobter keine Punkte durch übermäßigen Mut sammelt, auch wenn er notdüftig bewaffnet ist. Franziska und ihr Gefolge erkennen die Fallgrube und ahnen, dass die berüchtigten Spessarträuber es auf ihr Geschmeide abgesehen haben. Die adlige Gruppe, unter ihnen auch ein Pfarrer, lassen sich auf den Rat zweier den Weg kreuzender Gestalten ein und steigen im nahen Wirtshaus ab, bis der Schaden repariert ist und die Weiterfahrt folgen kann.
Dass die beiden Dahergelaufenen den Räubern verpflichtet sind, die höfliche Empfehlung der Herberge zum Plan gehört und sogar die Herbergsleute mit den Räubern unter einer Decke stecken, ahnen die Reisenden zwar, begeben sich aber dennoch in die Obhut der Gaststätte. Doch die Ahnung soll sich bestätigen: Im Wirtshaus tauchen der gut aussehende italienische Räuberhauptmann und seine Vasallen auf, um ihr Abendmahl in Empfang und die Dame gefangen zu nehmen. Sie wollen von deren wohlhabenden Vater ein üppiges Lösegeld erpressen. Doch die Kriminellen haben nicht mit der Intelligenz der Adligen gerechnet. Schon vor dem Eintreffen der Galgenvögel folgt sie ihrer Ahnung und tauscht mit Herbergsgast Felix die Kleider. Doch bei ihrer Flucht wird der vermeintliche Junge gefasst und lernt den attraktiven Räuberführer kennen, der ihn sogleich als Burschen mitnehmen möchte. Doch gewitzt entwischt die Comtesse den Fängen der Bande. Sie reitet zu ihrem Vater Graf Sandau und verlangt die 20.000 Gulden, um ihre Freunde auszulösen. Allerdings kann sie ihn nicht überzeugen, da sie selbst ja nicht mehr in Gefahr schwebt.
Gleichzeitig bringen die Räuber Felix als vermeintliche Comtesse und die Zofe in einer Hütte unter, was Felix durchaus gefällt. Auch taucht Bettina, die Räuberbraut auf und versucht, sich den feschen Hauptmann zu angeln, doch dieser schickt sie weg. Franziska erfährt, dass ihr Vater, statt das Lösegeld zu stellen, das Militär schickt, um die Räuber auszumerzen. Sie rechnet mit einer blutigen Auseinandersetzung, die die herben aber fairen Waldräuber und vor allem den charmanten Hauptmann sicher das Leben kosten würde. Um dies zu verhindern, kehrt sie zu den Räubern zurück und gibt vor, ihren eigenen Schmuck aus der Postkutsche gestohlen zu haben. Mit dieser Referenz findet sie zurück in die Räuberbande. Bei einem Schmaus am Feuer lernen Comtesse und Hauptmann sich näher kennen; er stellt den vermeintlichen Jüngling als seinen Burschen an. Doch beim Ausziehen der Stiefel, Schärfen der Rasiermesser, Bürsten der Pferde und Putzen der Waffen fallen dem Italiener einige Ungereimtheiten auf – schon allein die zarten Finger der Comtesse machen ihn stutzig. Als er seinen Burschen am nächsten Morgen zum Ausziehen auffordert und Franziska zu weinen beginnt, gibt er preis, dass er sie längst erkannt hat. Sie erzählt ihm, dass sie zurückgekommen ist, um das Lösegeld zu bekommen und dass der ganze Plan ihre Schuld ist.
In der „Damenhütte“ ist nachts eines zum anderen gekommen: Felix und die hübsche Zofe Barbara verbringen die Nacht miteinander und verlieben sich ineinander. Graf Sandau hat sich wegen Franziskas Rückkehr zur Räuberbande auch besonnen und will das Lösegeld bezahlen. Die Comtesse und der Hauptmann verbringen Zeit miteinander und sie erzählt ihm, dass die Heirat mit Baron Sperling für sie eine Standespflicht ist und sie diesen nicht liebt. Doch der Schwindel mit dem Rollentausch droht aufzufliegen als die neugierige Räuberbraut Bettina sieht, wie Felix als Comtesse sich rasiert. Franziska, für die anderen Räuber immer noch der Grünschnabel, will sich persönlich überzeugen. Comtesse und Handwerksbursche schaffen es in letzter Minute, die Rollen wieder zu tauschen und retten damit auch die Ehre des Hauptmanns vor seinen groben Männern. Im Angesicht der Räuberhorde, die langsam nervös wird und sich fragt, wo das Lösegeld bleibt, zeigt Franziska sich zutiefst enttäuscht von ihrem Bräutigam, der betrunken im Wirtshaus schläft, statt seine Braut zu retten. Doch auch sie weiß nichts von der Eifrigkeit des Oberst, der statt das Geld zu übergeben, die Bande ausmerzen will, und auch nicht von der List, die Sperling im Wirtshaus festhält. In der ganzen Verwirrung wittern der mittlerweile verliebte Hauptmann und Felix die Gefahr für die Comtesse. Die übrigen Räuber wollen sie hängen, doch Felix und der Italiener befreien die Geiseln, indem sie alle Räuber niederschlagen.
Als die Armee samt Oberst eintrifft, ist das Werk getan und die Comtesse brennt mit dem Hauptmann durch. Sie bringt ihn auf das Gut ihres Vaters und versteckt ihn in der Turmkammer vor dem Militär, seinen ehemaligen Räuberkumpanen und ihrem Vater. In dieser ausweglosen Lage werden sich beide bewusst, zusammen zu gehören und dass sie sich lieben. Außerdem verrät der Hauptmann der Comtesse davon, dass er eigentlich ein Graf ist und selbst von den Räubern überfallen wurde als er bei Franziskas Vater Schulden eintreiben wollte. Als die Geiselnehmer ihn hängen wollten, schlug der Blitz in einen Baum ein. So hielten sie ihn für den Teufel und ernannten ihn zum Hauptmann. „Lieber ein Räuber sein und leben als ein Graf sein, aber tot!“. Der Oberst und seine Handlanger haben zwischenzeitlich jedoch erfahren, dass der Italiener sich im Schloss aufhalten muss und durchsuchen das Gemäuer. Der frühere Graf Patrizio seilt sich aus seinem Turmzimmer ab und durchschwimmt den Burggraben mit einem ausgestopften Schwan als Tarnung auf dem Kopf; Franziska lässt er zurück. In der Stadt trifft der Graf auf seinen früheren Diener Parruchio, der sich mittlerweile mit einem Wanderzirkus durchschlägt. Mit diesem taucht der verliebte Ex-Räuber auf der eingefädelten Hochzeit von Franziska und Sperling auf und rettet sein Liebchen, indem er sie für des Grafen Sandaus Schulden bei seinem Vater auslöst.