Wir alle haben ihn getötet

West Side Story in Magdeburg

von Barbara Ker

An den Betonwänden Gang Graffiti, vor dem Abgang zur U-Bahn liegen Blumen. Eine junge Frau im roten Kleid mit einem kleinen Jungen an der Hand kniet nieder und entzündet eine Kerze. Nach und nach kommen Männer und Frauen hinzu. Sie stellen sich um sie. Da steht sie auf und schickt einen Teil nach links – das sind die JETS – und einen Teil nach rechts – das sind die SHARKS. Ein Mann bleibt übrig, der sie hilflos anschaut. Ihm drückt sie einen Bilderrahmen in die Hand, über dessen Ecke ein schwarzes Band liegt. Symbolisch macht Maria ihn zum »Tony« in ihrer Nachstellung des Geschehenen. Mit diesem Prolog geben Andreas Gergen und Christian Struppeck ihrer Inszenierung der »West Side Story«, die am 10. April 2010 im Opernhaus Magdeburg Premiere feierte, eine beklemmende Aktualität, die durch Videoprojektionen der Münchener U-Bahnschlägerei in der Albtraumsequenz im 2. Akt noch gesteigert wird. […]