Zwischen totalem Theater und Musical

Uraufführung »Das Wirtshaus im Spessart« am Staatsschauspiel Hannover

von Hartmut H. Forche

Das hat nichts mehr zu tun mit dem Kurt-Hoffmann-Film von 1958 und der zauberhaften Lieselotte Pulver, nichts mit dem augenzwinkernden Räuberpaar Wolfgang Neuss und Wolfgang Gruner, sondern eher mit Robert Wilsons Theatersprache oder »The Black Rider«. Dem Dichter Wilhelm Hauff, dessen dritter Märchenalmanach 1828 posthum unter dem Titel »Das Wirtshaus im Spessart« herauskam, diente dieses als Rahmenhandlung für die verschiedensten Einblicke in die Abgründe des Menschen – aus Angst vor brutalem Raubüberfall und um nicht einzuschlafen im Gasthaus im dunklen Spessart, erzählt man sich dort düstere Geschichten von Eitelkeit, Gier und grauenvoller Habsucht, und wie der Mensch daran zugrunde geht.
Lars-Ole Walburg hatte die spannende Idee, dies auf die Theaterbühne zu bringen, lässt die einzelnen Geschichten jedoch offen, mit einem fragenden »Warum?«, und die Vorlage für den Film, die uns vertraute Romanze der Gräfin, fängt gar nicht erst an. Mit Walburgs Ensemble werden die Wesen, Riesen und Zwerge aus Hauffs Welt zu Fleisch und Blut. Doch welch Ensemble! […]