Der lange Weg zur Gerechtigkeit

»The Scottsboro Boys« als Britische Erstaufführung am Young Vic Theatre in London

von Sabine Schereck

Gerechtigkeit ist eine heikle Angelegenheit in den Südstaaten Amerikas. Das Musical »Parade« von Jason Robert Brown (vgl. blimu 06/2007) hat das bestens gezeigt. Darin wird ein aus den Nordstaaten stammender Jude hingerichtet, da er verdächtigt wird, ein 13-jähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet zu haben. Es basiert auf einer wahren Geschichte, ebenso wie »The Scottsboro Boys«. Dies waren neun afroamerikanische Teenager, die im Jahre 1931 von zwei weißen Amerikanerinnen beschuldigt wurden, sie vergewaltigt zu haben.
John Kanders und Fred Ebbs Herangehensweise an den Stoff ist jedoch völlig anders als bei »Parade«. Wie man es von ihnen gewohnt ist, ist »Showtime« angesagt, was angesichts des dramatischen Materials mit gemischten Gefühlen aufgenommen wird. Ihr Credo lautet jedoch: »Wenn man es nicht unterhaltend macht, wird niemand zuhören.« Die Form der Unterhaltung, der sie sich annehmen, ist die der Minstrel Show. Sie ist intelligent gewählt, da sie ähnlich dem Vaudeville Doppelbödigkeiten birgt und eine Unterhaltungsform der Zeit des Geschehens […]