Wahnsinn in einer verrückten Welt

»Sweeney Todd« am Theater Trier

von Hartmut H. Forche

Besessenheit ist der Schwerpunkt der ungewöhnlichen Inszenierung von Karl M. Sibelius. Er folgt der »kleinen« Fassung von John Doyle (2004 Watermill Theatre, Newbury, dann West End London, 2005 am Broadway), geht in Trier jedoch noch einen Schritt weiter. Aus der etwas statuarischen Inszenierung von 2004 »ohne Orchester«, in der die zehn Darsteller die Partitur selbst spielten, wird totales Theater, ein expressives Gesamtkunstwerk.
Die Darsteller werden eins mit ihren Instrumenten, die Bettlerin liegt unter dem Bass, Johanna gefangen hinter den Seiten einer Harfe. Mrs Lovett spielt Schlagzeug, so wie sie synkopisch ihre Pasteten macht, und setzt mit der Tuba Akzente, grotesk spielt Richter Turpin auf einem Hochsitz Geige. Alle sind in ihren Rollen – zweieinhalb Stunden lang, oder bis Todd ihnen die Kehle durchschneidet und sie tot vom Stuhl rutschen (kein Stuhl mit Kipp-Mechanismus und Rutsche) und in Zeitlupe aufstehen, an ihren Platz zurückkehren und wieder einsteigen in den Chor, das Quintett, das Terzett. […]