Emotionen und Wahnwitz – Wohin geht unsere Welt?

»Sweeney Todd« am Staatstheater Braunschweig

von Hartmut H. Forche

Blutrote Bilder von gepeinigter Rache und von Liebe gequälter Menschen berühren am Staatstheater Braunschweig in Philipp Kochheims adäquater Inszenierung von Sondheims Musical-Thriller »Sweeney Todd«, der 1979 uraufgeführt, nach der deutschsprachigen Erstaufführung 1985 in Freiburg auch bei uns – vor allem auch seit dem Film mit Johnny Depp – immer wieder in den Spielplänen auftaucht. In Braunschweig sind es Schattengeister aus einer anderen Welt, Irre, die wie Lemuren durch den roten Theatervorhang hervorkriechen, weiß-gewandete Menschen – der Chor! Einer, mit einem Vogelkäfig auf dem Kopf als Hut, erzählt uns zusammen mit ihnen die »Mär von Sweeney Todd«. Es ist, wie sich später herausstellt, Tobias, der »nicht ganz normale« Assistent des Quacksalbers Pirelli, der ein neues Leben als Kellner bei der geschäftstüchtigen Pastetenbäckerin Mrs Lovett findet. Sein Kopf ist ein »zwitscherndes Vogelnest«, so wie es Heinrich Heine einmal von sich selbst sagte: verrückt, weil kritisch! Als einziger überlebt er den Mordrausch von Sweeney Todd. […]