Kreative Neuinszenierung mit taubstummen Mitwirkenden

»Spring Awakening« als Broadway-Revival

von Richard C. Norton, dt. von Leonie Löffler

Etwaige Zweifel an der emotionalen Dringlichkeit, Theatralik oder grundsätzlichen Notwendigkeit eines »Spring Awakening«-Revivals werden innerhalb der ersten 20 Minuten dieser aufregenden und großartigen Produktion gänzlich ausgeräumt. Die Integration von taubstummen und sprechenden Akteuren im Besetzungs- und Regiekonzept trägt ganz erheblich zur emotionalen Komplexität und Tiefe von Wedekinds Tragödie bei, in der es um existentielle Ängste Heranwachsender geht. Es ist, als würden die stummen Ängste und Schrecken der Pubertät von ihren etwas redegewandteren Doppelgängern widergespiegelt. Einige der Hauptfiguren (Wendla, Moritz, Ernst) und Ensemble-Rollen (Frau Gabor, Herr Stiefel) wurden doppelt besetzt, sodass ihr sprechendes und ihr gebärdendes Ich vor den Augen und Ohren des Publikums eins werden. Dank der einfühlsamen Regie von Michael Arden erhält die amerikanische Gebärdensprache (ASL) eine gleichwertige, nahtlos in die Geschichte integrierte Rolle. […]