Ein Stück mit Relevanz für das heutige Publikum

Regisseur Andreas Gergen über die Entwicklung von »Der Besuch der alten Dame« zwischen Open Air in Thun und Wiener Theaterfassung

von Barbara Kern

blickpunkt musical: Welches war Ihre erste persönliche Erfahrung mit Dürrenmatts Stückvorlage?

Andreas Gergen: Diese war tatsächlich im Zusammenhang mit der Idee für das Musical. Weder in der Schultheater-AG noch im Deutschunterricht ist mir »Der Besuch der alten Dame« begegnet. Ich wusste, dass es um die Rückkehr einer Frau, der übel mitgespielt worden ist, in ihre Heimatstadt geht und um Rache, aber erst als wir beschlossen, aus dem Stoff ein Musical zu machen, habe ich mich intensiv mit Friedrich Dürrenmatt auseinandergesetzt. Zuerst habe ich den Film mit Christiane Hörbiger (»Der Besuch der alten Dame« 2008) gesehen, dann die amerikanische Verfilmung mit Ingrid Bergmann (»The Visit« 1964). Das und Dürrenmatts Eigeninterpretation seines Stückes und der Aufführungen waren die wichtigsten Inspirationsquellen für das Musical.

blimu: Was ist für Sie die wichtigste Aussage der Musicalfassung – vielleicht auch gegenüber der Vorlage?
AG: Das Thema der Rache ist natürlich ganz offensichtlich, die Frage, ab wann ist sie gerechtfertigt oder welches Ausmaß darf Rache annehmen […]