Peinlich emanzipiert

Victor/Victoria bei den Stockerauer Festspielen 2010

von Eva Seidl

Im niederösterreichischen Stockerau finden die Festspiele traditionell auf dem Platz vor der Stadtpfarrkirche statt. Der Turm dieser Kirche ist dieses Jahr von einem Gerüst verhüllt, worauf auch in der traurigen ersten Viertelstunde der diesjährigen Produktion Bezug genommen wird. Dieser ist jedoch einer der besseren Gags, die dieses konstruierte Trauerspiel pflastern. Eine Rahmenhandlung gibt das ganze Stück als
Durchlaufprobe seiner selbst aus, was einerseits die Anwesenheit eines großteils nur auf der Bühne herumstehenden Regisseurs erfordert; andererseits muss Alfons Haider seine Darsteller ständig mit dem Ruf »zu früh« zur Ordnung rufen. Dieser nicht ganz verständliche »Kunstgriff« wirkt wie der peinliche Versuch, den Eindruck einer Parodie auf sich selbst zu überdecken. Den etwas schleppenden Beginn versucht Regisseur Gabriel Barylli mit allerhand lahmen Witzen über Sprache, Nationalitäten und sexuelle Orientierung zu würzen. In Kombination mit den großteils witzlosen Requisiten... […]