Der Kunst ihre Freiheit

»Mozart!« im Wiener Raimund Theater

von Eva Seidl

Nach dem ersten Wiener Musicalerfolg »Elisabeth« (1992) wählte das Autorenteam Michael Kunze und Sylvester Levay für sein nächstes Projekt eine weitere bekannte österreichische Persönlichkeit aus. Die beiden entschieden sich für Wolfgang Amadeus Mozart, den vielleicht berühmtesten Österreicher überhaupt. Einen berühmten Komponisten und Musiker in einem Musical porträtieren zu wollen, ohne seine Musik zu verwenden, mag verwegen erscheinen, erwies sich jedoch als richtiger Schachzug. Der Konflikt zwischen Mensch und Genie fesselte das Wiener Publikum über 400 Vorstellungen lang und erlebte auch zahlreiche internationale Produktionen (u. a. Deutschland, Ungarn, Japan und Korea).
Die Neuinszenierung im Wiener Raimund Theater zeigt sich auf unterschiedlichsten Ebenen modernisiert. Geblieben ist Wolfgang Mozarts weißes Gewand, das ihn von allen anderen Menschen auf der Bühne isoliert. Wurde Yngve Gasoy Romdal in der Uraufführung als barfüßiger Rebell mit wilder Rastamähne inszeniert, wirkt Oedo Kuipers wie ein Mädchenschwarm aus einer Boygroup. […]