Gelungene Momentaufnahme am Puls der Zeit

»Linie 1« am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

von Susanne Baum

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es ja oft so eine Sache: Nach einem Zufallsprinzip, von Pendlern deshalb oft eher scherzhaft »Fahrplan« genannt, bewegen sich Busse und Bahnen durch unsere Städte, um ihre Fahrgäste mal mehr, oft weniger pünktlich an ihr jeweiliges Ziel zu bringen. Und doch spielt sich nirgends so komprimiert das echte Leben ab wie in einem Bahnhof. Sie glauben das nicht? Na dann: ›Fahr' mal wieder U-Bahn!‹ Besonders in den frühen Morgenstunden treffen hier die verschiedensten Großstadttypen aufeinander, die sich »da draußen« sonst wohl eher aus dem Weg gehen würden: Exotische Nachtgewächse treffen auf morgendlich muffelige (Berufs-)Pendler, bürgerliche Kleinfamilien auf Junkies und Zuhälter oder Obdachlose auf uniformierte Beamte. Dieses bunte Großstadtkaleidoskop vor Augen und mit einem kräftigen Schuss Berliner Lokalkolorit schrieb Volker Ludwig vor nunmehr über 30 Jahren das Skript zum Kultmusical »Linie 1«, das seit seiner dortigen Uraufführung am 30. April 1986 nahezu unverändert zum festen Repertoire des GRIPS-Theaters gehört. […]