Sex, nackte Haut und Synthetik-Pop

»La Cage aux Folles« in der Bar jeder Vernunft in Berlin

von Michel Honold

Wenn in Berlin »La Cage aux Folles« auf dem Spielplan steht, ist ein Vergleich mit der legendären Produktion am Theater des Westens unter der Regie von Helmut Baumann, der auch Albin/Zaza spielte, unausweichlich, so sehr wirkt diese europäische Erstaufführung heute noch nach. Auch die Bar jeder Vernunft scheut diesen Vergleich nicht und nimmt in den Ankündigungen der Neuproduktion gleich mehrfach Bezug auf das große Vorbild. Doch der Versuch, sich mit Baumanns »Käfig voller Narren« zu vergleichen, kann nur misslingen, besonders wenn die Aufführung so viele Mängel aufweist, wie die im Spiegelzelt am Haus der Berliner Festspiele.
Vieles stimmt an dieser Produktion: Zuerst ist da die perfekt passende Atmosphäre der Bar jeder Vernunft, die mit viel Aufwand zu einem goldenen Käfig umgestaltet wurde – wahrscheinlich kann an keinem anderen Ort in Berlin dieses Stück, vor allem in seinen Showmomenten, so präsentiert werden wie in diesem kleinen Dinnertheater. Für die Verhältnisse der Bar ist die Ausstattung sowohl beim Bühnenbild mit zwei Drehbühnen und einem aus der Decke herabschwebenden […]