Fanatische Jünger für den Popstar und eine facettenreiche Inszenierung

»Jesus Christ Superstar« am Theater Basel

von Barbara Kern

Wenn vor einer Vorstellung ein Verantwortlicher die Bühne betritt, ist dies meist kein gutes Zeichen. So auch bei »Jesus Christ Superstar« in Basel, als verkündet wird, dass Judas-Darsteller Patrick Stanke »seine Stimme abgegeben« hat – nein, nicht bei der Wahl, sondern an eine fiese Erkältung –, aber szenisch spielen werde. Seinen Gesangspart werde der vor einer Stunde eingeflogene Chris Murray übernehmen. Und wer jetzt geglaubt hätte, das kann nicht funktionieren, wird schnell eines Besseren belehrt. Mal sanft, mal kraftvoll erklingt Murrays starke Gesangsstimme aus dem Orchestergraben und fügt sich in die mitreißende, moderne Inszenierung von Tom Ryser ein. Diese zeigt Patrick Stanke als Judas in seltener Weise als vorsichtigen, bedächtigen, ernsthaften Freund von Jesus, der mit Sorge die Fanatisierung von dessen Anhängerschaft betrachtet und irgendwann keinen Ausweg mehr sieht, als durch seinen Verrat eine Wende herbeizuführen – nicht ahnend, dass er ein Spielball in einem höheren Plan ist.
Indem Ryser die Jesus-Jünger als aus dem Ruder lau […]