Magie und Menschlichkeit

»Caroline, or Change« am Londoner Hampstead Theatre

von Sabine Schereck

Louisiana 1963. Tagtäglich verbringt die Schwarze Caroline (Sharon D. Clarke) ihre Zeit im Waschraum zwischen Waschmaschine, Trockner und Radio. Der Raum liegt im Keller, es ist heiß. Sie ist mürrisch und zermürbt; naiv-freundliche Gesten ihrer weißen Arbeitgeberin weist sie zurück. Sie gehört zu den Menschen, zu denen man am besten Abstand hält, aber Autor Tony Kushner hat mit viel Fein- und Mitgefühl ein Porträt geschaffen, das in die Figur hineinblickt, berührt und zum Denken anregt. Hinzu kommt Michael Longhursts fantasievolle und präzise gezeichnete Inszenierung sowie Jeanine Tesoris Musik. Diese ist reich und bereichernd, denn die Figuren erhalten durch sie zusätzliche Schattierungen und Tiefe. In einem Moment singt sich Caroline kraftvoll all ihren Frust und ihre Wut von der Seele, im nächsten sind die Töne ganz zart und ihre Zerbrechlichkeit wird spürbar: wir erfahren, was sie innerlich zerfrisst und nach außen hin so grantig werden lässt. […]