A boy who kills cannot love?!

Bernsteins »West Side Story« im Opernhaus Leipzig

von Richard Glöckner

Ach, dass die Liebe, die so lieblich scheint, es doch so grausam und tyrannisch meint«. Dass Liebe zwei Gesichter zeigen kann, weiß schon William Shakespeare zu berichten. Ebenso wenig, wie die Handlung seiner Tragödie »Romeo und Julia« wiederholt werden muss, ist es nötig zu erwähnen, dass es nahezu unzählige Adap-
tionen des Stoffes gibt, auf den sich auch Leonard Bernsteins »West Side Story« beruft.
Die Neuinszenierung des Stücks am Leipziger Opernhaus zeigt sich so zweiseitig wie die Liebe selbst. Der Leipziger Ballettdirektor Mario Schröder weiß auf der einen Seite, als Choreograph und Regisseur, das Ensemble gut zu führen und schafft mit ihm viele schöne Momente. Seine Choreographien zeigen, wie zärtlich sich zwei Menschen begegnen können. Wenn sich Tony und Maria bei ihrem ersten Treffen verlieben, werden schlichte Berührungen zu größeren Bewegungen und erhalten einen innigen tänzerischen Ausdruck. Gleichfalls gelingt es, in den energiereichen, glaubhaften Kampfszenen die Aggression der verfeindeten Gruppen mit Tanz spürbar zu machen. […]