Tradition und Aufbruch

»Anatevka« in der Komischen Oper Berlin

von Rosalie Rosenbusch

Es gibt sie noch, die Theaterabende, an denen alles stimmt und man bereits während der Vorstellung ein Dauerlächeln im Gesicht hat. Diese Abende sind selten, doch die Neuinszenierung von »Anatevka« zur Feier von 70 Jahren Komische Oper Berlin gehört definitiv dazu. Die Inszenierung von Barrie Kosky holt den Zuschauer bereits mit der ersten Szene ab und führt ihn auf eine Reise in das fiktive Schtetl Anatevka, kontextuell situiert zu Beginn des 20. Jahrhunderts, im zaristischen Russland.
Dem 1964 entstandenen Musical »Anatevka« (»Fiddler on the Roof«) liegen die jiddischen Erzählungen von Scholem Alejchem aus den Jahren 1894 bis 1916 zugrunde. Aus dem situativen Rahmen und angelehnt an die Personen der Geschichten Scholem Menachem Rabinowitschs entwickelten Jerry Bock (Musik), Sheldon Harnick (Liedtexte) und Joseph Stein (Buch) die Handlung rund um den zwischen Tradition, Liebe zur Familie und Fortschritt eingepferchten Milchmann Tevje, seine Familie und das Schicksal der Bewohner des Dorfes Anatevka. […]