Bloß kein Prinz

»Aladdin und die Wunderlampe« an der Oper Graz

von Eva Seidl

Theater für Kinder ist eine besondere Herausforderung. Sie nehmen alles, was auf der Bühne geschieht, viel direkter und ehrlicher an und teilen auch ihre eigenen Emotionen unmittelbar mit. Wenn der Archäologe mit ausladenden Handgesten den rein fiktiven Palast der Vergangenheit heraufbeschwört, folgen die Kinder seinen Beschreibungen und halten tatsächlich Ausschau nach dem Palast. Diese Unmittelbarkeit gibt dem Kindermusical bereits einen besonderen Reiz. Doch auch die erwachsenen Besucher werden nicht enttäuscht. Natürlich serviert das Team der Grazer Oper (Regie: Robert Persché) seinem jugendlichen Publikum keine simple Adaption der bekannten Aladdin-Version aus dem Hause Disney. Mehrere Zeitebenen und auch der Wechsel zwischen wahrer Welt und Märchen machen die Geschichte spannend, ohne das Publikum abzuhängen.
Natürlich lassen sich die Figuren schön in stereotype Schubladen einsortieren: Etwa der schusslige, chaotische Archäologe (Terry Chladt), der außer seiner Arbeit nichts mitbekommt und als körperlich gewaltiger Sultan in der Märchenwelt schließlich beinahe seine Tochter […]