»Tarzan« fliegt wieder durch das Palladium

Terence van der Loo und Vajèn van den Bosch als Tarzan und Jane
Foto: Ingrid Kernbach

Nun fliegt er wieder durchs Theater, Tarzan, das Kind, das unter Affen groß geworden ist. Dazu hat sich das Palladium Theater, vorher noch Heimat von Graf Krolock und seinen Vampiren, in einen grün-gelb-orangefarbenen Dschungel verwandelt. Nachdem das Stück von 2013-2016 sehr erfolgreich schon einmal im Stuttgarter Apollo Theater lief, kehrte das Disney-Musical nun mit einer großen Premierenfeier zurück. Dazwischen machten die Äffchen von 2016-2018 in Oberhausen Station.
Die Handlung wurde ein bisschen verändert: So gibt es die Rolle von Porter, Janes Vater, nicht mehr. Dafür ist Jane eine junge, energische Frau, die die Expedition durch den Dschungel selbst leitet, sich aber nach wie vor gegen den geldgierigen Großwildjäger Clayton behaupten muss. Wunderschön ist nach wie vor die Szene, wenn Jane den Urwald mit seinen verschiedenen Pflanzen und Tieren entdeckt. Allerdings gibt es keine große Spinne mehr, sie ist einer fleischfressenden Pflanze, Typ Sonnentau, gewichen.
Geblieben und noch besser als in den vorherigen Produktionen sind die atemberaubenden Flugszenen und Choreographien, die dem Ensemble, aber auch der Bühnentechnik einiges abverlangen und die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißen.
Ein bisschen vermisst man bei der Besetzung allerdings bekannte Namen wie Alexander Klaws, der die Rolle des Tarzan abwechselnd mit Anton Zetterholm und Gian Marco Schiaretti spielte, oder Andreas Lichtenberger bzw. Jan Ammann als Kerchak, dem beeindruckenden Chef der Affenbande.

Das Ensemble beim Schlussapplaus am Premierenabend
Foto: Ingrid Kernbach

In Stuttgart stehen nun Terence van der Loo und Vajèn van den Bosch als Tarzan und Jane auf der Bühne. Die Rolle der Kala, Tarzans Affenmama, wird von Sidonie Smith übernommen, Kerchak von Dániel Rákász, die beide dem Stuttgarter Publikum bekannt sein dürften. Smith spielte im Musical »Bodyguard«, Rákász bei »Tanz der Vampire«.
Elindo Avastia als Terk, der Freund von Tarzan, war schon in mehreren Rollen in Hamburg zu sehen, zuletzt als Olaf in »Die Eiskönigin«. Ein ganz großes Lob verdient jedoch Tino (junger Tarzan), einer der 10 Kinderdarsteller. Unglaublich die Leistung, sowohl gesanglich und schauspielerisch als auch, und ganz besonders, akrobatisch. Überhaupt ist das Musical schon wegen der tollen Szenen, bei denen sich die Affen an Bungeeseilen über dem Publikum durch den Saal und auf die Bühne schwingen, sehenswert.
Dazu kommt natürlich die schöne Musik von Phil Collins. Lieder wie ›Dir gehört mein Herz‹, ›Zwei Welten, eine Familie‹, ›Du brauchst einen Freund‹, ›Gar keine Wahl‹ oder ›Wer ich wirklich bin‹ erzeugen nicht nur Gänsehaut, sondern beim einen oder anderen Zuschauer auch feuchte Augen. Das Orchester unter der Leitung von Boris Ritter sorgt dabei für einen satten Sound.
Insgesamt ist »Tarzan« eine großartige Show, die viel Freude macht und die für die ganze Familie geeignet ist. Über die Eintrittspreise muss allerdings nichts mehr gesagt werden.
Neu ist, und das ist wirklich eine tolle Änderung, dass beim Finale offiziell fotografiert werden darf. So bleibt den Zuschauern auch eine schöne Erinnerung an den Ausflug in den Stuttgarter Dschungel.

Fotos: Ingrid Kernbach