Ein Stück Austropop als Singspiel hinter dem Lesepult: »Augustin« im Wiener Theater Akzent

Die Geschichte des Wiener Sängers Augustin, bei uns bekannt als der liebe Augustin, wurde von Joesi Prokopetz und Wolfgang Ambros gemeinsam mit Manfred Tauchen 1980 in einem Hörspiel erzählt. Im Wiener Theater Akzent sorgte nun die Bühnenfassung, adaptiert von Thomas Kahry und Christoph Weyers, welcher auch die Idee hierzu hatte, für großen Zuspruch. Das lag zum einen an dem satirischen Text, zum anderen an den treffend ausgewählten Darstellern. 

Bilder unterstreichen die Szenerie dieser konzertanten Aufführung
Foto: Gallissas Theaterverlag

Entstanden ist eine wienerische Liebes-, Freundschafts- und Intrigengeschichte um den lieben Augustin, in der auch große Figuren der österreichischen Geschichte von Prinz Eugen über Graf Starhemberg bis hin zum Wiener Bürgermeister Jakob Daniel Tepser auftreten. 

Der Urheber persönlich, Joesi Prokopetz, war in verschiedenen Rollen, u. a. als Pestknecht, Teil des 11-köpfigen Ensembles, während Austropop Legende Wolfgang Ambros im Publikum saß und mit großer Freude der Aufführung folgte. Hochkarätig besetzt waren auch die anderen Rollen mit Gedeon Burkhard als Erzähler sowie Nadja Maleh in verschiedenen Rollen. 

 

Der liebe Augustin (Jakob Semotan)
Foto: Gallissas Theaterverlag und Medienagentur GmbH

Der liebe Augustin, wunderbar verkörpert durch Jakob Semotan, kämpft über zweieinhalb Stunden um die Liebe zu seiner Corinna (Anetta Szabó), der Tochter des Bürgermeisters (wunderbar: Roman Frankl). Deren Mutter möchte sie lieber mit einem greisen Grafen verheiraten, um in den Adelsstand einzuheiraten und dessen Vermögen abzugreifen. Derweil wütet die Pest in Wien. Die Bürgermeistergattin, (lustvoll gespielt von Alexandra Frankl), erzählt Augustin, dass seine Corinna an der Pest gestorben ist. Ihrer Tochter erzählt sie zeitgleich, dass es ihren Augustin erwischt hat. Nichtsahnend, dass das alles gelogen ist, ertränkt Augustin seinen Kummer in Alkohol. Kurz vor der Sperrstunde erscheint der Tod in der Wirtschaft und trinkt mit Augustin Brüderschaft. Nachdem Augustin sturzbetrunken in eine Pestgrube fällt, aus der es eigentlich kein Entrinnen gibt, erklärt der Tod, der nunmehr in Augustin seinen Bruder gefunden hat, die Pest für beendet und schenkt der Stadt einen riesigen Friedhof – Es lebe der Zentralfriedhof ist nur einer der unzähligen Ambros-Hits, die hier brillant zum Besten gegeben wurden. In weiteren Rollen überzeugten Matthias Trattner, Stefan Mosonyi, Martin Bermoser und Thomas Smolej. 

Ein Geräuschemacher sorgte für die Feinheiten in den Szenen, was für große Lacher sorgte, beispielsweise, wenn Augustins Herzklopfen simuliert wurde. Als Bühnenbild wurden gestochen scharfe Bilder projiziert, die vom alten Wien bis hin zum Zentralfriedhof eine beeindruckende Atmosphäre schufen. Die vierköpfige Band unter der Leitung von Clemens Schaller erntete großen Beifall, sind doch alle Mitglieder große Ambros-Fans und genossen es, vor dessen Ohren aufzuspielen. 

Das Singspiel »Augustin« erzählt mit viel pointiertem Witz die Mär vom lieben Augustin, den es so nie gegeben hat, eingebettet in die größten Hits von Wolfgang Ambros. Neben den bekannten Songs aus dem Hörspiel wie Frage der Zeit‹, ›Coffein‹, ›Lokalverbot‹, ›Finsternis‹ haben die Autoren ihr Einverständnis gegeben, das Bühnenstück mit weiteren Hits anzureichern. Und so fügen sich nun auch Songs wie ›Es lebe der Zentralfriedhof‹, ›Zwickts Mi‹, ›Corinna, Corinna‹, ›Du schwarzer Afghane‹ und ›Die Blume aus dem Gemeindebau‹ passgenau in die Geschichte ein. 

Umjubeltes Finale
Foto: Andreas Lepsi

Das Wiener Publikum, singfest bei all den Klassikern der österreichischen Songgeschichte, dankte es allen Machern und Mitwirkenden mit stehenden Ovationen und großem Jubel, selbst während der Darbietung. 

Die Aufführung soll in diesem außergewöhnlichen Format im nächsten Jahr auf Tournee gehen. 

 

 

 

 

Video zu der Aufführung: