»The Bodyguard« in Utrecht, Holland kommt auf Stöckelschuhen, und mit sehr guter LED – Bühnentechnik daher

Beatrix Theater Utrecht
Foto: Stefan Schön

»The Bodyguard – De Musical« ist die Musicalfilmadaption von Alexander Dinelaris und basiert auf dem gleichnamigen Film »The Bodyguard« aus dem Jahre 1992. Die Produktion feierte am 5. Dezember 2012 im Londoner Adelphi Theatre Premiere und wurde nach einer Tournee durch das Vereinigte Königreich schon einmal in Utrecht gezeigt. Es folgte dann am 21. November 2015 die deutschsprachige Erstaufführung im Musical Dome Köln, eine deutsche Tour, sowie weitere Aufführungen in Stuttgart und Wien.

Die Wiederaufnahmeproduktion in Utrecht ist nach wie vor ein Theatererlebnis, auch wenn an einigen Stellen Einsparungen zu verzeichnen sind, sofern man diesen »Bodyguard« mit den oben benannten Produktionen vergleicht. Das normalerweise sehr fulminante Opening von Rachels Entrance mit ›Queen of the Night‹ katapultierte früher die Tänzer aus dem Boden und bestach mit Lasertechnik. Nun in Utrecht kommt es ohne Sprungapparate und Special Lights aus, dafür aber mit Konzert-Feuersäulen, die aus dem Bühnenboden puffen. Dieser Verzicht lässt die große Bühne in Utrecht manchmal leer wirken. Die neue LED-Bühnen-Technik (Ad de Haan) ist insgesamt sehr clever ausgearbeitet und die Projektionen, die einen Aufzug, verschiedene Räume der Villa sowie Landschafts-Hintergründe entstehen lassen, machen großen Spaß und treiben die Show im Tempo gut voran.

Das Musical erzählt die bewegende Geschichte von Rachel Marron, in der besuchten Vorstellung gespielt von der 2. Besetzung Talita Angwarmasse, kräftig in der Stimme und Statur, allerdings fehlte ihr der so gewohnte und geliebte Starappeal, den die Rolle zwingend braucht. Schließlich handelt es sich um eine berühmte Sängerin, die von einem geheimnisvollen Stalker bedroht wird.

Rachel Marron und ihre Schwester Nicki (Jeannine La Rose) verlieben sich beide in den Leibwächter Frank Farmer (toll gespielt und mit großer Vielseitigkeit und Ausstrahlung angelegt von Tarikh Janssen), der die beiden gegen den Stalker (Daniel Visser) beschützen soll. Die tragische Liebesgeschichte spitzt sich zur Oscar-Verleihung zu und endet mit einem tödlichen Anschlag auf die Familie, bei dem die Schwester Nicki ums Leben kommt.

Die Kostüme (Cocky van Huijkelom) wirken wie aus der Zeit der 80er Jahre und daher passend, lassen aber nicht alle besetzten Damen vorteilhaft aussehen. Ebenso mögen High Heels bei einem Mann aus Rachels Crew den aktuellen Zeitgeist spiegeln, passen aber nicht in die Produktion und in die Zeit, in der »The Bodyguard« spielt. Die Schauspielregie (Carline Brouwer) übertreibt bei einzelnen Personen, z.B. Ray Court (Steven Roox) und dem zweiten Sicherheitsmann Tony Scibelli (Dieter Spilleers), so sehr, dass einige Szenen stark »overacted« anstatt unterhaltsam wirken.

Bodyguard – De Musical Utrecht
Foto: Stefan Schön

Die Choreographien (Kim Duddy & Samantha de Water) und die perfekt abgestimmte Lichtregie (Niels Huybregts) verleihen der Aufführung eine gute zusätzliche Dynamik und schaffen einen tollen Rahmen für die weltbekannten und mehrfach ausgezeichneten Songs des legendären Whitney-Houston-Katalogs wie ›I Will Always Love You‹, ›I Have Nothing‹ und ›One Moment in Time‹ (musikalische Arrangements Ad van Dijk & Marco Braam).

»The Bodyguard – De Musical« läuft in Utrecht noch bis in den Sommer hinein und spricht mit dem spektakulären LED- Bühnenbild und dem fantastischen Ensemble sicher auch viele Besucherinnen und Besucher stark an. Möge es also zwischen dem Bodyguard Frank Farmer und der exzentrischen Soul-Diva richtig knistern und weiter heißen: ›I Will Always Love You!‹ – auch auf Holländisch eine echte Herzenssache.