»Classics – Musical Rocks« am Theater Pforzheim: Ein grandioser Abend

Frank Nimsgern. Foto: Ingrid Kernbach

Ganze drei Jahre musste das Publikum in Pforzheim auf die Wiederkehr von Komponist, Arrangeur und Musiker Frank Nimsgern und sein Programm »Classics« warten. Unter diesem Titel gab es in Pforzheim schon vorher sechs ganz unterschiedliche Konzertabende zu erleben. Wie sehnsüchtig auch Chris Murray vermisst wurde, beweist allein der Vorverkauf. Innerhalb von nur 14 Tagen waren alle Karten restlos verkauft und die Nachfrage hätte sicher auch für ein zweites und drittes Konzert gereicht.
Svenja Meyer mit ihrer großartigen Stimme ist dem Publikum in Pforzheim auch schon durch »Freedom – A Magic Hour«, ebenfalls von Frank Nimsgern arrangiert, bekannt. Dieser komponierte für das Theater Pforzheim auch seine erste Oper »Martyr« sowie die Show »Falco – The Spirit Never Dies«.

Außer Rand und Band: Chris Murray und Frank Nimsgern
Foto: Ingrid Kernbach

Der absolute Publikumsliebling in Pforzheim ist Chris Murray. Er war dort jahrelang in verschiedenen Produktionen zu sehen und zu hören, angefangen über dem unvergessenen »Dracula« über »Shylock«, »Chess«, »Candide«, »Everyman«, diverse Musicalgalas und zuletzt »Titanic«.

Uwe Düringen musiziert gemeinsam mit Frank Nimsgern.
Foto: Ingrid Kernbach

Als Special Guests standen am 15. April 2023 zwei Mitglieder des Theaters auf der Bühne: Verwaltungsdirektor Uwe Dürigen und Santiago Bürgi. Bürgi ist Mitglied des Ensembles und derzeit in »Evita« als Che zu sehen. Dass Uwe Dürigen fantastisch Gitarre spielen kann, bewies er gleich beim zweiten Titel des Abends ›Don’t Stop Believin’‹, gesungen von Santiago Bürgi, der sich als richtiger Rocker entpuppte.

Svenja Meyer. Foto: Ingrid Kernbach

Eröffnet wurde der Abend aber von Svenja Meyer mit einer starken Darbietung von ›Defying Gravity‹ aus dem Musical »Wicked«. Meyer, die sich den Fuß gebrochen hatte, hielt tapfer den ganzen Abend durch, was sicher einen Extra Applaus verdient hatte. Ihre vielseitigen Interpretationen von ›Frei wie der Wind‹ aus dem Musical »SnoWhite« und ›Sugar Daddy‹ sind ebenso aus der Feder von Frank Nimsgern wie ›You Reap What You Sow‹. Letztere Beiden stammen aus seinem neuen Werk »Jack the Ripper«. Santiago Bürgi interpretierte den Rocksong.

Chris Murray. Foto: Ingrid Kernbach

Nachfolgend hatte Chris Murray seinen ersten Auftritt mit ›This Is the Moment‹ aus »Jekyll & Hyde« – überwältigend seine Stimmgewalt und ein echter Hingucker der goldene Anzug. Zusammen mit Svenja Meyer, begleitet von Frank Nimsgern am Piano, sang er anschließend von ›A Million Dreams‹ aus »The Greatest Showman«. Dass er selber ein großer Showman ist, bewies er mit seiner Geschichte zum Musical »Der Ring«: Demonstrativ hielt er einen Ring in die Höhe und fragte nun, wie es in der Geschichte von Wagner und in der Musical-Neufassung von Frank Nimsgern wohl wäre, wenn man einen Ring und damit die Macht hätte, die Welt entsprechend zu verändern. Und wie Zwerg Alberich von den Göttern um diese Macht betrogen wurde. Mit ›Spotten‹ ging es los und mit dem dynamischen Lied ›Macht‹, bei dem die Bühne zu beben schien, erlebte das Publikum ein echtes Highlight. Dieses Musical ist einfach fantastisch, denn es erzählt die Nibelungensage und von germanischen Göttern so anschaulich, dass man sich wünschen würde, viel mehr Jugendliche würden es sehen.
Nach »Der Ring«-Sequenz ging es mit ›Don’t Stop Me Now‹ aus dem »Queen«-Musical »We Will Rock You«, gesungen von Santiago Bürgi, ging es dann auch mit den ersten Standing Ovations fröhlich in die Pause.

Santiago Bürgi mit Frank Nimsgern. Foto: Ingrid Kernbach

Für Gänsehaut pur sorgte Chris Murray mit ›Anthem‹, der Heimathymne aus dem Musical »Chess«. Das krasse Gegenteil folgte mit Santiago Bürgi und Uwe Dürigen mit dem »Led Zeppelin«-Klassiker ›Whole Lotta Love‹.
Svenja Meyer und Chris Murray schlugen mit dem Duett ›Da draußen‹ aus »Jack the Ripper« etwas ruhigere Töne an. Dass das Publikum ›Steig hinab kleiner Mann‹ schon kennt, bewies das Mitpfeifen, das Chris Murray vor seiner launigen Darbietung des humorvollen Titels aus »Der Ring« mit den Zuschauern übte.

Dass Frank Nimsgern nicht nur ein großartiger Komponist, Produzent und Musiker ist, bewies er mit seinem Gitarren-Solo ›Franks Bach‹. Das Präludium in C-Moll von Johann Sebastian Bach gilt – im Gegensatz zu Klavier und Orgel – auf der Gitarre als nahezu unspielbar. Frank Nimsgern hat es neu arrangiert und begeisterte damit nicht das erste Mal das Publikum.

Svenja Meyer und Chris Murray. Foto: Ingrid Kernbach

›Queen Superstar‹ aus »SnoWhite«, interpretiert von Svenja Meyer, läutete das Finale ein. Zu den Hits aus »The Greatest Showman« ›From Now On‹ und ›Can You See the Light‹ kamen alle Mitwirkenden noch einmal auf die Bühne. Das Publikum, dass es schon lange nicht mehr auf den Stühlen hielt, forderte frenetisch Zugaben und so endete dann ein grandioser Abend auf dem ›Highway to Hell‹ (»AC/DC«). Wäre es nach den Zuschauern gegangen, hätte es noch stundenlang weitergehen können. So bleibt nur die Hoffnung, dass es bis zum nächsten »Classics«-Abend mit Frank Nimsgern, Svenja Meyer und Chris Murray nicht allzu lange dauert. Gerne wieder mit so großartigen Special Guests wie Uwe Dürigen und Santiago Bürgi.

Foto: Ingrid Kernbach