»Romeo & Julia – Liebe ist alles« Studio Album

Die weltweit bekannteste Tragödie »Romeo und Julia« aus dem Jahr um 1594 von William Shakespeare bot in Literatur, Film und Musical zahlreichen Autoren Inspiration. Bereits mehrfach für die Bühne adaptiert, widmete sich nun auch das Songwriterduo Peter Plate und Ulf Leo Sommer dem Stoff. Für ihr neues, modernes und freches Musical, welches am 19. März 2023 in Berlin Uraufführung feiert, haben sie 25 Songs geschrieben, die die bekannte Geschichte mit neuem Esprit erzählen. Dabei stehen auf der CD deutlich die Singenden im Vordergrund. Die Musik tritt stellenweise in den Hintergrund und reduziert sich auf Klavier oder Gitarre, um im nächsten Song aufzubrausen. Die Musikproduktion verantwortet Komponist und Produzent Joshua Lange.

Countertenor Nils Wanderer führt mit der ätherischen, stimmungsgeladenen ›Ouverture‹ ins Setting ein. Anthony Curtis Kirby resümiert als Pater Lorenzo die Tragödie, in der so viele falsche Entscheidungen getroffen wurden: ›Kein Wort tut so weh wie vorbei‹. Rockig und rasant wird es bei der Up-Tempo-Hymne ›Wir sind Verona‹, die Rapeinlagen charmant inkludiert und die herrschende Situation in der Stadt beschreibt. Nils Wanderer kommentiert als androgyner Tod, der die Schatten am Horizont bereits erahnt. Die Rolle des Romeo führt Paul Csitkovics mit der schwärmerischen Liebesbekundung an ›Rosalinde‹ ein und sorgt mit dem Besingen dessen romantischer Gefühle und jugendlicher Naivität für Momente zum Schmunzeln. Im Duett präsentieren Lisa-Marie Sumner als Lady Capulet und Steffi Irmen als Amme die gesellschaftliche Norm, in der Ansehen über Liebe gestellt werden muss, wenn man als Frau überleben will. Doch die von ihren Hormonen gesteuerte Jugend erhofft sich mehr als nur gesellschaftlichen Wohlstand. ›Mercutios Traum‹ (Nico Went) klingt mit rockigen Tönen an, während ›Der Ball‹, auf dem Romeo und Julia erstmals aufeinandertreffen, mit einer leichteren Melodie die perfekte Kulisse für ihr Kennenlernen bildet. Mit Mercutios suggestivem ›Es lebe der Tod‹ wird es wieder rockig. Mercutio stellt sich dem Jenseits mit auflebender Euphorie, die seine Angst vertreibt und ihn hoffen lässt (›Lass es Liebe sein‹). Und auch Romeo und Julia (Yasmina Hempel) geben sich ihren Gefühlen hin (›Das Schönste‹), wie es ›Mutter Natur‹ (Nico Went, Nils Wanderer in einer Hymne auf die Natur, die Leben schenkt und auch wieder nimmt) ihnen in die Wiege gelegt hat, auch wenn sie sich den Konsequenzen dieser verbotenen Liebe bewusst sind. Währenddessen hadert Mercutio mit seinen Gefühlen (›Kopf sein still‹), die ihn verwirren und seine Freundschaft zu Romeo in Frage stellen. In dem bewegenden Song zeigt sich besonders gut, wie die schnörkellosen, zugleich aussagestarken Liedtexte sich in die Komposition einfügen. Die ganzen ›Hormone‹ irritieren auch die Amme (rasanter Sprechgesang von Steffi Irmen). Reich mit Streichern instrumentiert, bewirkt dieser Song große Heiterkeit beim Zuhörenden. Dass ihre Liebe ihr Leben verändern könnte (›Dann fall ich‹), dessen sind sich Romeo und Julia sicher. wie sie mit diesem ergreifenden Song spürbar machen, der dem Zuhörer das Herz öffnet und den Wunsch der Liebenden greifbar macht. Der Tod (Nils Wander) feiert eine jubilierende Messe für die Schuld (›Celebrata Culpa‹). ›Liebe ist alles‹, doch die Beziehung von Romeo und Julia fordert die entzweiten Familien heraus. Sich über die Wünsche der Familien hinwegsetzend (›Ich gebe dich nicht auf‹), schmiedet Julia einen Plan mit der Amme und Pater Lorenzo: ›Der Wolf‹. Im  ›Luftschloss‹ malen sich Julia und Romeo bereits ihr gemeinsames Leben aus, was Julias Amme mit Skepsis betrachtet (›Jung sein‹). Doch die Liebenden lassen sich nicht von den Befürchtungen erschrecken. Im gerappten Sprechgesang wird diesem Zwiespalt Raum zur Entfaltung gegeben: ›Herz schlag laut‹. Doch die Warterei halt bald ein Ende, als Julia todesmutig (›Ich habe keine Angst‹), um für immer mit Romeo vereint zu sein, das Gift zu sich nimmt, durch das alle Probleme für immer gelöst werden sollen. Doch der Plan missglückt, wofür sich auch Pater Lorenzo die Schuld gibt: ›Es tut mir leid‹. Der Zwist der Familie hat wieder Kummer über Verona gebracht (›So kalt der Tod‹). Die finale Hymne ›Der Krieg ist aus‹, was auch für das aktuelle Weltgeschehen wünschenswert wäre, lässt kurz hoffen, dass die Menschen erkennen – doch dann heißt es: »Nach dem Krieg ist vor dem Krieg … Wann hör’n wir auf uns wehzutun?«

Der umwerfende Soundtrack, von melancholisch bis euphorisch-gerappt, von laut bis leise, berührt das Herz, auch wenn man das Stück (noch) nicht live auf der Bühne gesehen hat.