Gold-glänzende Veranstaltung – Gala zu 7 Jahre F1rst Stage Theater in Hamburg Altona

Foto: Dennis Mundkowski

Überall funkelt es im Foyer, die kleinen Stehtische sind mit goldenen Nummern und schönen Stoffen dekoriert. Sofort stechen einem die liebevollen weiteren Dekorationen und Wand-Bilder ins Auge, die einen Besuch dieses nun 7 Jahre alten Hamburger Privattheaters immer wieder besonders machen, auch was die Dekoration des Foyers angeht, für das sich die kreativen Geister immer neue Überraschungen einfallen lassen.
Das F1rst Stage Theater mit seinen 279 Plätzen steht für eine einzigartige kleine Musical-Bühne im Herzen von Hamburg Altona, die mit hochkarätigen Inszenierungen ein sehr abwechslungsreiches Programm abseits vom Mainstream bietet. Eröffnet wurde das Haus im März 2016 und zählt so zu Hamburgs jüngsten Privattheatern.
Am 1. März 2023 wurde also gefeiert und so eröffnete ein gutgelaunter Geschäftsführer und künstlerischer Leiter, Dennis Schulze, die Geburtstagsgala und schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe – er bietet dem Hamburger Publikum eine spritzige, energetisch aufgeladene, sehr unterhaltsame Gala, gespickt mit Tanz, Schauspiel und Gesang. Außerdem wird den Studentinnen und Studenten der ans Theater angeschlossenen Hamburger Stage School die Gelegenheit gegeben, Praxiserfahrung in einer professionell ausgestatteten Theaterproduktion zu sammeln.

Foto: Dennis Mundkowski

Dabei greift Schulze auf eine riesige Besetzung von 52 Mitwirkenden aus drei Jahrgängen zu, die aus dem Opening mit ›Don’t Stop Believin’‹ und der von Lina Kropf wunderschön gesungenen Nummer eine in ihrer Strahlkraft einmalige Eröffnung machen. Top! Was für eine Energiewelle!
Danach lädt Philip Racozy in sein ›Ehrenwertes Haus‹. Weiter geht es mit einer Nummer aus »Sweet Charity« (›Rich Man’s Frug‹) und einer Szene zum allgemeinen ›Männernotstand‹ aus »I Love You, You’re Perfect, Now Change!« und ›Tell Me‹ von Usher hin zu einer großartigen Küss mich-›Tango‹–Choreographie zu dem Titel von Anna Depenbusch – da lag Feuer in der Luft (Choreographie: Adam M. Cooper)
Anna Talimaa im roten Kleid traut sich an Calum Scotts ›You Are the Reason‹ und singt die Nummer mit ihren leichten Höhen angenehm durch.
Mit ›Allerhöchste Spannung‹ aus Disneys »Aladdin« in einer umgetexteten Fassung glänzen dann Aliosha Jorge Ungut (fällt immer wieder als sehr präsent auf der Bühne auf), Ilias Sidi-Yacoub und Florian Karnatz in ihren roten Kampfumhängen und mit glänzenden Schwertern (gute Ausstattung vom gesamten Theaterteam für diese Produktion zusammengetragen).

Foto: Dennis Mundkowski

Auch schauspielerisch wird aufgetrumpft mit einer Vorstellungs-Szene von Zoe Mill aus »Ab jetzt« von Alan Ayckbourn, sehr komisch gespielt und angelegt von Maura Keibel.
Der erste Teil der Show führt zügig weiter zu ›Einmal um die Welt‹ von Mary Roos über den mutigen Versuch, Adele in ein Quartett zu packen (›Set Fire to the Rain‹), welches anfangs jedoch etwas nach »Deutschland sucht den Superstar«– Das Songquiz klingt und dann zu einem toll gesungenen ›Voilà‹ (Barbara Pravi) von Merle Claus überleitet. Doch, alles Geschmackssache! ›We No Speak Americano‹ (»Yolanda Be Cool & DCUP«) führt weiter zu ›Neue Wege‹ aus »The Adams Family« (Gina Tuveri) und dabei kommen auch noch eindrucksvolle Video-Projektionen zum Einsatz, in denen Krähen und mystische Friedhofsbilder auf die weißen Flächen projiziert werden (Bühnenbild, Lichtdesign und Projektionen ebenfalls vom First Stage Technik Team).

Die Bühne wurde mit großen goldenen Stand-Scheinwerfern, diversen Lichtern und den weißen Projektionsrollos clever genutzt, um die große Besetzung unterzubringen und auf den hinteren Seiten jeweils die Livemusiker platziert, die unter der musikalischen Leitung von Marina Kommissartchik lebendig aufspielen und sich mit den Playbacks abwechseln. Matta und Lisbeth (»Die Missfits«), gespielt von Torben Bach, Rike Wischhöfer & Nathalie Schöning, begeistern genauso wie die ›Imperfektion‹ von Charlotte Beba. Mit der ›Backstage Romance‹ aus »Moulin Rouge!« schließt das Ensemble genauso fulminant den ersten Teil ab, wie es ihn stark begonnen hat.

Foto: Dennis Mundkowski

Nach der Pause lädt der Titelsong von »42nd Street« und eine weitere Stepnummer zu Michael Jackson zu sehr viel Tanz ein, bevor dann mit dem »Les Misérables«-Solo der Fantine, ›Ich hab‘ geträumt vor langer Zeit‹, und einer sich auf schwarzen Kissen krümmende Melanie Hackl der erste kleine Stimmungs-Abbruch des Abends passiert, denn so ganz wollte die Nummer vom Aufbau nicht in die zuvor sehr flotte Ablauffolge passen. Dennoch ist der Titel schön gesungen, aber schön allein reicht eben nicht immer, wenn sich das Gefühl dabei nicht transportieren lässt.
Die wenigen Männer in dem riesigen Ensemble tanzen und spielen stark, wirken aber in den Höhen ihres Gesangs noch entwicklungsfähig, wie zum Beispiel bei »Der Medicus« (Jonas Kuczera mit ›Alles nur ein Spiel‹) und »Die Schatzinsel« (Ilias Sidi-Yacoub mit ›Gestrandet‹), da die Höhen hier zum Teil arg angestrengt gewirkt haben und die Leichtigkeit noch etwas ausgebaut werden kann.
Im zweiten Teil gibt es dennoch ein Paar Highlights mit starkem Gänsehautmoment, als wieder Lina Kropf singt und zu ›Always Remember Us This Way‹ von Lady Gaga aus »A Star is Born« anstimmt. Dazu tanzen Teile des Ensembles ganz wunderbar gefühlvoll auf eine Choreographie von Silvia Diletto.

Foto: Dennis Mundkowski

Im Grunde hätte es angesichts des sehr starken ersten Teils den zweiten Teil gar nicht mehr geben müssen, jedoch hätte man dann auf viele weitere großartige Nummern und die sehr amüsante ›Jazzercise‹ (»Zeig Deine Muskeln« von Laing) von Torben Bach zusammen mit Rike Wischhöfer und Lily Wörner sowie das fulminanten Finale mit ›Absolutely Everybody‹ verzichten müssen. Von daher, alles richtig gemacht!
Dieser Abend wurde von Dennis Schulze tempo- und ideenreich produziert und begeistert das Publikum in der besuchten Vorstellung sehr, das den gelungen Abend mit stehenden Ovationen würdigt.
Das Team, bestehend aus Stage School Hamburg Schülern, macht einfach jetzt schon großen Spaß und bietet mit seiner Jubiläumsgala beste und vielseitige Unterhaltung auf sehr hohem Niveau, trotz dessen, dass diese Cast noch ganz am Anfang ihrer Karriere steht. Die Leistung, die man hier bestaunen kann, ist also heute schon Gold wert, wie die Nummern auf den Tischen im Foyer. Ein glamouröser, goldener, gelungener Abend.

Weitere Vorstellungen noch bis 12. März 2023