»Tschüssikowski!« lässt großartig abtauchen in musikalische Urlaubswelten

Wo soll die Reise hingehen? (Petra Staginnus und Nik Breidenbach) haben Reisestress
Foto: Ingo Boelter

Das Theater ist bis auf den letzten Platz besetzt und es fühlt sich so schon gleich zu Beginn an wie in einem voll gebordeten Charterflieger in bester »Condor« oder »Eurowings«-Manier – Kellnerinnen und Kellner in tropischen Uniform-Hemden mit nackten Körpern darauf sorgen sich um das kulinarische Wohl der Zuschauer in Hamburgs schönstem Verzehrtheater auf der Reeperbahn und ein südamerikanisch wirkender Brezelverkäufer schreit vom Balkon: »Warme Brezel«. Diese lockere »Charter«-Stimmung trägt zum leichten Einstieg in die Wiederaufnahmepremiere der »abgefahrenen Urlaubsrevue Tschüssikowsk!« bei der ein ganz in rosa getauchter Urlaubsberater Willy Fröhlich (sehr komisch und präzise angelegt von Robin Brosch) die Zuschauer begrüßt und durch diese einmalige Weltreise des Abends führt.

Das ewige Hamburger Schietwetter trägt zu den Urlaubssehnsüchten der Zuschauer bei. Eigentlich sind wir doch alle urlaubsreif, oder? Aber wohin soll die Reise gehen? In die Berge oder ans Meer? Nach Bayern oder auf die Bahamas? All-inclusive im Luxusresort oder Camping im Regen auf Norderney?

Mutter und Kind (Petra Staginnus & Veit Schäfermeier) sind reif für die Insel. Foto: Morris Mac Matzen

Das fragt sich auch Familie Koschwitzki. Während Papa Koschwitzki (wahnwitzig und gesanglich stark Nik Breidenbach) frei nach dem Motto lebt: »Die besten Reisen, das steht fest, sind oft die, die man unterlässt« und am liebsten auf Balkonien bliebe, träumt seine Gattin (amüsant gespielt von Petra Staginnus) von schwül-warmen Nächten unter exotischen Palmen, die pubertäre Tochter (vielseitig: Elisa Pape) von Action und coolen Partys und der kleine Sohn (fröhlich & energetisch: Christian Petru) will nur eins: Eis. Aber kein Problem für Reisefachmann Willy Fröhlich, den Rundumberater für den perfekten Urlaub von »Schmidt-Reisen, dem Reisebüro zum Schmidtmachen, Schmidtlachen und Schmidtreisen«!

Christian Petru mimt den ›Bongu Bong‹ hier zusammen mit den Tänzern der Uraufführung (Mathé Prüßmann, l., Luciano Mercoli, r.). Foto: Morris Mac Matzen

Willy Fröhlichs Reiseagentur − sein Portfolio reicht von Afrika bis zur Antarktis, vom Bildungsurlaub auf den Balearen bis zum Extremtourismus an gänzlich gottvergessene Orte − weiß um die Herausforderungen der landestypischen Speisekarten und deren Auswirkungen auf die hiesige Darmflora – so gibt es auch Exkurse zur optimalen Reiseapotheke. Hierbei kommt ein kleiner Apothekenkoffer zum Einsatz, aus dem dann riesengroße Teile hervorgezaubert werden (tolle Idee), der ergänzt wird durch die liebevoll gestalteten und stimmigen Kostüme von Frank Kuder und Viktoria Hase, welche von einer Helikoptermütze bis zum Affenkostüm und opulenten Nachbildungen aus dem Musical »Der König der Löwen« reichen.

Die »Los Tres Gigantos« (v.l.: Veit Schäfermeier, Nik Breidenbach und Götz Fuhrmann (i.bes.Vorst. Robin Brosch). Foto: Morris Mac Matzen

Musikalisch kommt die Musical-Revue mit viel Augenzwinkern und poppigen Urlaubshits daher: ›Bailando‹, ›Livin‘ La Vida Loca‹, ›Reif für die Insel‹, ›Geh’n wie ein Ägypter‹ und ›Surfin‘ USA‹ sowie ›Waka Waka‹ und ein fantastisch arrangiertes Gondoliere-Medley (Musikalische Leitung: Markus Voigt  und Produktion: Stefan Endrigkeit) rauschen nur so durch und die gute Laune unter den Zuschauern steigt von Song zu Song.

›Geh’n wie ein Ägypter‹ Das Budget reicht nur für Ägypten? Veit Schäfermeier als Mumie und das Ensemble. Foto: Morris Mac Matzen

›Despacito‹ wird hier kurzerhand von den Machern zur Hymne dauernörgelnder deutschen Touristen umgetextet, das begeistert und hält einem den Spiegel ganz unterhaltsam vor.
»Tschüssikowski!« von Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth ist eine rasante musikalische Weltreise mit Gute-Laune-Garantie. Sie führt in zweieinhalb Stunden von Hamburg ›Ab in den Süden‹, von Ägypten nach Afrika und von Bayern in die USA − eben einmal um die Welt. Das Ensemble und die sehr austrainiert anzuschauenden Tänzerinnen und Tänzer begeistern dabei außerordentlich. Mit ihrer Spielfreude und ihren kraftvollen Stimmen stecken sie das Publikum regelrecht an. Zum Schluss gibt’s deshalb berechtigt stehende Ovationen und man möchte gar nicht, dass es aufhört.

Einchecken kann man noch bis vorerst zum 25. März 2023 und das Boarding zu diesem musicalischen Höhenflug lohnt sich auf jeden Fall! Ready for Boarding.