»To Steve With Love: Liz Callaway celebrates Sondheim« am Londoner Crazy Coqs

Eine persönliche Hommage an einen Freund und Meister

Foto: Bill Westmoreland

Die preisgekrönte Sängerin und Musicaldarstellerin Liz Callaway präsentierte für sechs Vorstellungen (fünf davon restlos ausverkauft!) ihre persönliche Hommage an Stephen Sondheim, die Anfang des Jahres am New Yorker 54 Below uraufgeführt wurde und am 11. November 2022 als Livealbum erschienen ist. Wie bereits in New York, wurde sie hier von Alex Rybeck am Klavier begleitet.

In 90 Minuten interpretierte die Sopranistin, die für ihre Mitwirkung im Animationsfilm »Anastasia«, aber auch für die Musicals »Baby« und ihr Broadway-Debüt in »Merrily We Roll Along« bekannt ist, eine Mischung aus Anekdoten und Liedern von Stephen Sondheim, mit dem sie schon seit Kindestagen eine enge Verbindung pflegt.

Zu Beginn gab es ein Medley, bestehend aus ›Rich‹ aus »Company« und ›So Happy / I Know Things Now‹ aus »Into the Woods« und ›Someone in The Tree‹ aus »Pacific Overtures«, in dem sie teilweise die Liedtexte änderte, um Sondheim zu würdigen: so etwa bei dem Teil von ›I Know Things Now‹ aus »Into the Woods«. Mit ›Broadway Baby‹ aus »Follies« begann ihr Programm erst so richtig, denn anhand dieser Nummer erzählte sie von ihren Anfängen am Broadway. Mit ›What More Do I Need‹ präsentierte die stimmgewaltige Sopranistin den ersten musikalischen Höhepunkt. Diesen Titel aus dem ersten Sondheim-Musical »Saturday Night«, das in den 1930er Jahren spielt, durfte sie bei einem Konzert uraufführen. Bei dieser Nummer konnte sie ihr großes Potenzial zeigen und stimmlich glänzen. Den nächsten Song durfte sie ebenfalls bei dem bereits erwähnten Konzert singen, auch wenn Sondheim Fans ›The Miller’s Son‹ sehr wohl aus dem Musical »A litte Night Music« kennen werden.

Zwischen den Liedern erzählte die Sängerin viele Anekdoten aus ihrer Karriere, wie etwa von ihrem Broadwaydebüt im Sondheim-Flop »Merrily We Roll Along«. Dabei zeigte sie sich von ihrer humorvollen Seite, denn sie sang tatsächlich die beiden kurzen Chorstellen, die sie damals singen durfte. Ebenfalls humorvoll, aber auch stimmgewaltig war die Nummer ›Another Hundred Lyrics‹. Eigentlich heißt diese ›Another Hundred People‹ und stammt aus dem Musical »Company«, welches das erste Musical ist, das Liz Callaway selbst gesehen hat. Hier wurde der Text wiederum geändert, um Sondheim zu würdigen, wenn auch auf eine sehr humorvolle Weise.

Foto: Bill Westmoreland

Liz Callaway zeigte sich bei vielen Titeln aber auch von der gefühlsvollen Seite. Ganz deutlich liegen ihr beide Ausdrucksweisen. Mit der Ballade ›Loving You‹ konnte sie nicht nur gesanglich punkten sondern bewies auch, welche hervorragende Geschichtenerzählerin sie ist. Gleiches gilt für die Nummer ›Send in the Clowns‹ aus »A Little Night Music«. Besonders berührend war ihre Darbietung von ›In Buddy’s Eyes‹, welche durch eine besondere Anekdote verstärkt wurde: Bei einer Konzertfassung von »Follies« verkörperte sie die junge Sally. Die ältere Sally wurde von der inzwischen verstorbenen Barbara Cook gespielt. Als sie dann den Titel ›In Buddy’s Eyes‹ sang, dachte Callaway: »Um diesen Titel zu verstehen, muss man älter sein.« Jetzt viele Jahre später versteht sie den Song so richtig und hat ihn besonders gefühlvoll dargeboten. Ähnlich war es beim Duett mit ihrem Special Guest Damian Humbley, mit dem sie bei »Sondheim on Sondheim« an der Londoner Royal Festival Hall die Bühne teilte und den man aus dem 2012er Revival von »Merrily We Roll Along« (London) kennt. Mit ihm zusammen sang Callaway ›Move on‹ aus »Sunday in the Park with George«. Ihre Stimmen harmonierten hierbei wunderbar und sorgten für reichlich Gänsehaut. In New York und auf der Live-CD war und ist Liz Callaways Duettpartner ihr Sohn Nick Foster.

Mit dem Titel ›Our Time‹ aus »Merrily We Roll Along« ging das Programm zu Ende. Ein schöner Abschluss, der eine positive Aussage mit sich brachte. Als Zugabe gab es dann noch eine gefühlvolle Darbietung von ›With So Little to Be Sure Of‹.

Liz Callaway ist eine vielseitige Sopranistin, die nicht nur stimmlich, sondern auch darstellerisch wie keine andere mit ihren Liedinterpretationen Geschichten erzählen kann. Ihr Sondheim-Tribut ist sehr persönlich, berührend und stellenweise auch humorvoll, auch wenn der Ablauf gelegentlich etwas gestellt wirkt. Ein einmaliges Konzert, das zurecht fünf Mal restlos ausverkauft war.