Eine neue Theater-Generation muss erst wieder herangezogen werden

Kurzinterview mit Komponist, Songwriter und Produzent Frank Nimsgern 

Foto: F. Hofmann © Nimsgern Group

blickpunkt musical: Am 17. September 2022 feierte »Jack the Ripper« seine Uraufführung am Theater Hof. Wenn Sie zurückblicken auf den Weg bis zur Premiere und auf die laufende Produktion, die Sie als musikalischer Leiter hautnah begleitet haben, welches sind Ihre Gedanken? 

Frank Nimsgern: Wir waren in den Probezeiten gebeutelt von Covid-19-Ausfällen – dass die Weltpremiere überhaupt so stattfinden konnte, war eine riesige Leistung von allen Beteiligten. Jede Vorstellung ist für uns eine konstante Weiterentwicklung des Werks – dafür bin ich sehr dankbar! Auch, da das komplette Ensemble und die Technik am Theater Hof dieses Stück wirklich leben und atmen. Die Cast und das Werk haben sich in die Herzen des Publikums gespielt – dies begründet, meines Erachtens, die stetig wachsende Nachfrage. 

blimu: Bereits jetzt sind weitere Termine in Hof in Planung. Was sagen Sie zu dem großen Erfolg? Welchen Stellenwert hat er für die deutschsprachige Musicallandschaft? 

FN: Wir waren sehr überrascht, dass nach der dritten Vorstellung fast die komplette Spielzeit ausverkauft war. Zurzeit haben fast alle der deutschen Theater Probleme, ihr Publikum wiederzufinden, und selbst große Musical-Produktionen sind nicht mehr ausverkauft. Musicals gehen insolvent und Theater schließen – zu diesem Zeitpunkt produzieren wir ein Werk, nach dem die Leute jetzt an der Kasse Schlange stehen. Das ist für uns sehr erfreulich und ich wünsche es auch allen anderen Theatern, dass sie ihr Publikum zurück und neues Publikum gewinnen. Vielleicht hängt es aber auch daran, dass man sich bemühen sollte, endlich auch eine neue Generation des Publikums zu bedienen, anstatt nur die gleichen alten Kamellen zu spielen. Denn das Publikum und die neue Generation ändert sich schlagartig, schneller, als uns lieb ist. Das klassische Bildungsbürgertum wird immer weniger und eine neue Theater-Generation muss erst wieder herangezogen werden. 

Foto: F. Hofmann © Nimsgern Group

blimu: Im Juni 2023 wird »Jack the Ripper« im Zeltpalast Merzig Premiere feiern. Welche Ideen gibt es, das Set an die Gegebenheiten anzupassen? Inwiefern werden Sie auch musikalisch anders arbeiten als in Hof? 

FN: So wie es aussieht, werde ich Merzig auch betreuen, sowohl als musikalischer Leiter als auch als Co-Produzent. Auch am Festspielhaus Neuschwanstein werde ich tätig und wir werden sehen, wie die Termine sich gestalten. Doch die Herausforderung besteht darin, in diesem riesigen Zelt, diese unfassbare Bühne von Herrn Buckmiller und die exzellente Inszenierung von Reinhardt Friese neu zu installieren und das ganze Zelt wie einen Event-Palast zu gestalten. Ich denke, es wird mehr als nur eine Musical-Show werden, geplant ist, das ganze Zelt und seine Umgebung der damaligen Zeit, 1880, anzupassen. 

blimu: Wenn Sie es uns hier und heute schon sagen dürfen: Gibt es weitere Theater, die das Stück nachspielen werden? 

FN: Wir sind zur Zeit in Verbindung mit zwei anderen großen Theatern, die großes Interesse daran haben, das Werk nachzuspielen. »Jack the Ripper« wird aber von uns Autoren, Reinhardt Friese und mir, vertraglich vertreten und somit haben wir viel damit zu tun, die Kommunikation mit den Theatern auch selbst voranzutreiben. 

blimu: Was sind, abgesehen von »Jack the Ripper«, Ihre Projekte der Zukunft? Woran arbeiten Sie?

FN: Im Oktober 2023 wird unser neues große Familien-Musical rauskommen. Es waren teilweise schon Gerüchte hörbar – aber ich möchte mich zur Veröffentlichung des Stoffs und des Namens noch nicht äußern. Darüber hinaus bin ich in Verhandlung mit den Luisenburg-Festspielen für 2024 beziehungsweise 2025. 

Die Fragen stellte Barbara Kern