»Herz aus Gold« Wiederaufnahme des Fugger-Musicals in Augsburg

17. Juli bis 29. Juli 2022 auf der Bühne des Theater am Roten Tor

Kaiser Maximilian fährt bei Jakob Fugger vor, um sich Geld zu leihen
Foto: Ingrid Kernbach

Nun schlägt es also wieder, das Herz aus Gold des Jakob Fugger in Augsburg. 4 Jahre hat es dank Corona gedauert, bis das Musical mit der wunderbaren Musik von Stephan Kanyar und dem Text von Andreas Hillger wieder gespielt werden konnte. Und diesmal leitet der Komponist auch gleich als musikalischer Leiter das große Orchester des Staatstheaters Augsburg. Die Originalinszenierung der Uraufführung von 2018 stammt von Holger Hauer.
Das Stück erzählt die Geschichte von Jakob Fugger, der zu seiner Zeit der reichste Mann er Welt war (und es vermutlich auch heute noch wäre). Dabei mischen sich historische Elemente mit einer fiktiven Liebesgeschichte.

Jakob Fugger (Chris Murray), heimgekehrt aus Italien, will Sybilla (Katja Berg) endlich sein Herz zu Füßen legen, doch sie weist ihn ab.
Foto: Ingrid Kernbach

Als Jakob als junger Mann voller Tatendrang und neuen Ideen zurück aus Italien heimkehrt, wo er eine kaufmännische Ausbildung absolviert hat, stellt er zu seinem großen Entsetzen fest, dass seine geliebte Sibylla sen. nicht auf ihn gewartet hat.

Auseinandersetzung zwischen Jakob Fugger (Chris Murray) und Welser (Alexander Franzen)
Foto: Ingrid Kernbach

Sie ist verheiratet und hat ein Kind. Er ist maßlos enttäuscht und stürzt sich deshalb umso mehr in die Arbeit. Seine Idee, Gold gegen Schürfrechte oder Land zu verleihen, stößt bei seinen Brüdern und auch bei seinem Erzfeind Welser auf wenig Gegenliebe. Lediglich seine Mutter Barbara glaubt an ihn. So wird Jakob, auch »der Reiche« genannt, zum Macher von Königen und Kaisern. Selbst der Papst leiht sich bei ihm Geld.

Als Sibyllas Mann stirbt, macht Jakob sich wieder Hoffnungen, doch sie weist ihn eiskalt ab. Da ihn jedoch alle drängen zu heiraten und einen Nachfolger zu zeugen, kommt es dazu, dass Sibylla sen. ihm die Hand ihrer Tochter anbietet.

Jakob (Chris Murray) hofft nach dem Tod ihres Mannes, dass Sibylla (Katja Berg) wieder frei für ihn ist, doch sie bietet ihm die Hand ihrer Tochter
Foto: Ingrid Kernbach

Sie, Sibylla die Junge, verkörpert alles, was er an der Älteren geliebt hat. Aber es hat auch den Vorteil, dass Sibylla sen. immer in seiner Nähe sein kann. Allerdings bleibt für den Fugger seine junge Ehefrau immer nur »das Kind«. Doch das will sie nicht sein. Es kommt zum Streit zwischen Mutter und Tochter. »Du durftest mich nicht zwingen«, wirft die Tochter der Mutter vor. Und Jakob stellt mit seinem ›Herz aus Gold‹ fest, dass er ohne seine große Liebe Sibylla sen. zu keinen Gefühlen mehr fähig ist. Das Lied drückt Verzweiflung und Trauer aus.

Eine kleine Überraschung für die Zuschauer bildet die Szene mit dem Besuch von Kaiser Maximilian, der in einer richtigen Pferdekutsche vorfährt. Der Kaiser hat bei Jakob hohe Schulden und kann das geliehene Gold nicht zurück zahlen. Daher verlangt Jakob von ihm die Rechte am Gold »aus der neuen Welt«. Ausnahmsweise einigt er sich mit seinem Erzfeind Welser darauf, dieses Geschäft gemeinsam abzuschließen.

Jakob Fugger (Chris Murray, r.) heiratet die Tochter seiner großen Liebe, Sibylla (Katharina Wollmann, l.)
Foto: Ingrid Kernbach

Am Ende seines Lebens stellt auch Jakob fest, dass er zwar viel Gutes getan hat, aber nie wirklich glücklich war. Auch kommt es im Musical zum Streit zwischen ihm und Martin Luther, der zum Verhör nach Augsburg gebracht wurde. Luther wirft ihm vor, dass er sich am Ablasshandel beteiligt habe.
Neben der großartigen Musik von Stephan Kanyar bietet »Herz aus Gold« auch viele schöne Tanzszenen. Wer das Theater am Roten Tor kennt, weiß auch, dass das Bühnenbild, von Karel Spanhak entworfen und, dominierend durch eine große Bibliothek und eine Treppe aus goldenen Münzen, mit den alten Mauern im Hintergrund einzigartig ist. Die Drehbühne sorgt dafür, dass sich die Szenen immer wieder verändern.

Der wandelbare Chris Murray als Jakob Fugger
Foto: Ingrid Kernbach

Chris Murray, der wie schon 2018 wieder die Rolle des Jakob Fugger singt und spielt, zeigt einmal mehr sein Können. Nicht nur, dass er sich im Laufe des Abends vom jungen Mann nach und nach zu dem alten Fugger, der mit dem Leben abschließt, optisch verwandelt, mit seiner großartigen Stimme schafft er es auch mühelos, alle Emotionen zu bedienen. Das brachte ihm bei der Premiere nach dem Titelsong mitten im Stück minutenlangen Applaus.

Katja Berg, eine wunderbare Sibylla sen.
Foto: Ingrid Kernbach

An seiner Seite als Sibylla sen. die Katja Berg. Auch sie stimmgewaltig und wandlungsfähig. Besonders das Lied ›Wo bin ich geblieben‹, mit dem die ältere Sibylla feststellt, dass sie alles falsch gemacht hat in ihrem Leben, ist voller Emotionen.

Als ihre Tochter steht Katharina Wollmann auf der Bühne, die ebenso Elke Kottmair als Mutter Fugger perfekt in ihre Rolle passt, sowohl stimmlich als auch schauspielerisch.
Ein Wiedersehen gibt es auch mit Alexander Franzen, der den Erzfeind Jakob Fuggers, den Welser, spielt. Franzen, derzeit auch bei »Tootsie« in München zu sehen ist, wirkte 2020 zusammen mit Katja Berg und Chris Murray bei der Musicalgala »The Show Must Go On« mit und war im letzten Jahr gemeinsam mit Katja Berg in »Chicago« zu erleben.

Zu Jakob Fugger gäbe es noch viel zu erzählen. Sein Vermögen beträgt nach heutigen Maßstäben rd. 400 Milliarden US-Dollar. Er gründete die Fuggerei, die erste soziale Wohnsiedlung, wo man unter bestimmten Voraussetzungen (eine davon ist es, 3x am Tag für Jakob Fugger zu beten) für umgerechnet 0,88 Euro pro Monat wohnen kann.
»Herz aus Gold« ist noch bis zum 29. Juli 2022 im Theater am Roten Tor in Augsburg zu sehen.