Peter Scholz: »Kultur braucht mehr staatliche Unterstützung, auch die freie Kultur«

Im Gespräch mit spotlight musicals Produzent Peter Scholz anlässlich der Premiere von »Die Schatzinsel« im Festspielhaus Neuschwanstein

Produktionsfoto aus »Die Schatzinsel« in Füssen mit Ethan Freeman (Mitte) als Long John Silver und Ensemble
Foto: Ingrid Kernbach

Die eine oder der andere erinnert sich gewiss noch an die Ur-Produktion von »Die Schatzinsel« 2015 in Fulda, 2018 folgte eine überarbeitete Version. Nun war das Stück als aufwendige Gastspielproduktion am Theater Hameln und im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen zu sehen.
Welche Schwierigkeiten es mit sich bringt, nicht allein wegen der pandemiebedingten Einschränkungen, hat uns Peter Scholz, Geschäftsführer von spotlight musicals, in einem kurzen Gespräch erzählt.

United Musicals: Herr Scholz, hier in Füssen hatten Sie eine riesige Bühne, auf der die Elemente des Bühnenbildes häufig ein bisschen klein wirken. Wie gehen Sie als Produzent damit um?

Die Höhle von Ben Gun
Foto: Ingrid Kernbach

Peter Scholz: Man muss für jede Bühne die richtige Übersetzung zur Originalinszenierung finden. In Füssen und Hameln ist uns das sehr gut gelungen. Wegen der Größe der Bühne waren in Füssen sogar noch einige »Special effects« möglich, so wie die Nutzung des Rundhorizonts für einige neue Hintergrund-Projektionen.

UM: Hätte nicht auch der in Füssen in der Bühne integrierte »Bühnensee« mit eingebaut werden können, der ja zum Thema »Die Schatzinsel« gut gepasst hätte?

PS: Dafür hätten wir 1-2 Wochen vor Ort proben müssen. Für 6 Vorstellungen an einem Wochenende geht das nicht.
Die Umbauzeiten zwischen den Szenen wären deutlich länger gewesen, und auch der Umgang mit Wasser und den empfindlichen Mikrophonen benötigt viel Abstimmung, damit nichts kaputt geht.
Wir haben diese Zeit allein schon für die bisherige Anpassung der Technik benötigt. Allein das Lichtdesign hier einzubauen war richtig anspruchsvoll. Zum Glück konnten wir in Hameln und Füssen jeweils 5 Tage einrichten, sonst wäre die hohe Qualität auch nicht möglich gewesen.

UM: Sie haben hauptsächlich das Ensemble von Fulda auf der Bühne. Gibt es da keine Kollision mit den Proben für das Musical »Robin Hood«, welches am 3. Juni in Fulda Uraufführung feiern wird?

PS: Für »Robin Hood« proben wir noch nicht, das geht erst im April los. Daher gab es da keine Kollisionen.

UM: Wie ist Ihr Unternehmen bisher durch die Pandemie gekommen?

›Freiheit für Nottingham‹ aus dem Streaming Konzert zu »Robin Hood« mit Peter Scholz, Dennis Henschel, André Haedicke, Johanna Zett, Reinhard Brussmann
Foto: Stephan Drewianka

PS: Wir haben in Deutschland zum Glück die staatlichen Programme, die uns helfen. Auch die meisten Kunden sind uns treu geblieben. Darüber hinaus haben wir uns in den vergangenen zwei Jahren viel Arbeit gemacht, um das Stück weiter zu optimieren. Zudem haben wir die große konzertante Version von »Robin Hood« gestreamt, die aufwendige Doppel-CD fertig gestellt und weitere Produktionen vorbereitet. Also, langweilig war uns nicht. Aber jetzt hoffen wir, dass es mal wieder richtig losgehen kann.
Durch die Pandemie ist vermehrt klar geworden: Kultur braucht mehr staatliche Unterstützung, auch die freie Kultur.
Wie will man die hohen Subventionsquoten der öffentlichen Häuser kompensieren? Die Arbeitnehmer haben bei uns die gleichen Rechte und den gleichen Mindestlohn. Das kann nicht einfach alles durch höhere Effizienz ausgeglichen werden. Wenn jetzt noch solch pandemische Zustände herrschen, müssen die Rettungsprogramme auch noch eine Weile in ähnlicher Höhe weitergehen, bis die Häuser wieder so voll sind wie vorher.
Zudem sind auch die Preise für alles gestiegen. Und viele Leute sind verunsichert. Zum Beispiel arbeiten viele Veranstaltungstechniker nicht mehr im Business.
Die Bedingungen, um hochwertiges Musiktheater in der freien Szene zu machen, waren immer schon schwer. Es sieht so aus, als würde es nicht einfacher. Doch wir werden uns anpassen und unseren Weg finden.

UM: Vielen Dank für das interessante Interview und alles Gute für alle folgenden Projekte. Zunächst die Wiederaufnahme von »Die Päpstin« am Festspielhaus Neuschwanstein (Premiere am 11. Februar und 7 Vorstellungen an zwei Wochenenden) und vor allem die Uraufführung von »Robin Hood« am 3. Juni 2022 in Fulda.