»The Show Must Go On« – Die größten Musical-Hits im Theatergarten Brandenburg

Am 18. und 19. Juni 2021

Die Solisten Chris Murray, Lutz Standop, Zodwa Selele und Johanna Zett im Theatergarten in Brandenburg an der Havel
Foto: Ingrid Kernbach

Chris Murray
Foto: Ingrid Kernbach

Freitagabend, 18. Juni 2021 um 20 Uhr, auf der Wiese vor dem Theater Brandenburg sitzt erwartungsvoll das Publikum bei tropischen Temperaturen. Endlich wieder eine Veranstaltung, eine Musicalgala mit 4 renommierten Darstellerinnen und Darstellern: Johanna Zett, die erst an diesem Morgen für die erkrankte Brigitte Oelke eingesprungen ist, Zodwa Selele, Chris Murray und Lutz Standop.
Das bunte Programm moderierte der künstlerische Leiter des Theaters, Frank Martin Widmaier, sehr engagiert, manchmal ein bisschen holprig, aber dafür sehr sympathisch. Besonders interessant waren auch die kleinen Interviews, die er mit jedem einzelnen Solisten führte.

Eröffnet wurde der Abend von allen vieren mit dem Titelsong ›The Show Must Go On‹ von »Queen«, gefolgt von ›Dies ist die Stunde‹ aus »Jekyll & Hyde«, mit dem Chris Murray sich stimmgewaltig dem Publikum präsentierte.

Ganz anders und für manchen gewiss überraschend: Zodwa Selele mit ›Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht‹ aus »My Fair Lady«. Wer sie bisher beispielsweise aus »Sister Act« kannte, erlebte eine neue Facette der vielseitigen Darstellerin.

Lutz Standop
Foto: Heike Schmidt

Lutz Standop war einigen gewiss schon bekannt, vor allem aus »Der Medicus« in Fulda. Mit ›Warum kannst du mich nicht lieben?‹ aus dem Musical »Mozart!« startete er in den Abend.

Johanna Zett
Foto: Heike Schmidt

Johanna Zett war zuletzt als Jane in »Tarzan« zu sehen. Für sie kam der Konzertauftritt an diesem Abend überraschend, da sie erst an diesem Morgen zugesagt hatte, für die erkrankte Brigitte Oelke einzuspringen. So musste das Programm umgebaut werden, insbesondere die Duette, und das in der Kürze der Zeit – eine Herausforderung für alle Beteiligten. Umso beeindruckender war, dass alles hervorragend klappte, was vor allem dem Engagement von Chris Murray und dem Einsatz von Johanna Zett zu verdanken war.
Bei ›Dir gehört mein Herz‹ aus Disneys »Tarzan« dachte Johanna Zett bestimmt auch ein bisschen an ihr 6-Monate-altes Baby, das mit Papa und der zweijährigen Tochter mit dabei war (nicht vergessen, es war auf der Wiese vor dem Theater).

Zodwa Selele und Lutz Standop
Foto: Heike Schmidt

Richtig Gänsehaut kam dann bei den ersten Duetten auf: ›Sind die Sterne gegen uns‹ aus »Aida« von Zodwa Selele und Chris Murray folgte der Titelsong aus »Hinterm Horizont«, interpretiert von Zodwa Selele und Lutz Standop.

Was man so alles in einer Wohnung im 4. Stock – im Original ›The Girl in 14G‹ – in New York erleben kann, demonstrierte dann stimmlich und schauspielerisch sehr variabel Johanna Zett. Der Song wurde ursprünglich von Jeanine Tesori (»Shrek«, »Der geheime Garten«) für die Broadway-Sängerin Christin Chenoweth geschrieben.
›Fabelhaft Baby‹ stammt aus dem Musical »Sister Act« und wurde von Zodwa Selele temperamentvoll dargeboten.

Einer der erfolgreichsten Musikfilme ist unbestritten »The Greatest Showman« aus dem Jahr 2017 und das Lied ›From Now On‹ ist ein Aufruf, nach vorne zu schauen. Dies ist besonders nach den vergangenen Monaten wichtig, denn die Pandemie hat viele Menschen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, sowohl seelisch als auch finanziell gebracht.

Chris Murray
Foto: Heike Schmidt

Das Musical »Die Päpstin« ist vielleicht nicht allen bekannt. Es geht wie im gleichnamigen Buch um die Geschichte von Johanna, die, verkleidet als Mann, zum Papst gewählt wurde. Sei es nun ein Mythos oder tatsächlich wahr, die Musik von Dennis Martin berührt. ›Einsames Gewand‹, bewegend interpretiert von Zodwa Selele, sorgte ebenso für Gänsehaut wie das emotionale Duett ›Wehrlos‹, dargeboten von Johanna Zett und Lutz Standop, und das klangvolle ›Hinter hohen Klostermauern‹, gesungen von Chris Murray.

Literarisch ging es dann mit »Les Misérables« und den Titeln ›Nur für mich‹ (Johanna Zett als Éponine) und ›Stern‹ (Chris Murray als Inspektor Javert) weiter, gefolgt von dem melancholischen ›Memory‹ aus »Cats« (Zodwa Selele als Grizabella). Die Musicalklassiker wurden durch »Evita« vervollständigt, aus dem Lutz Standop ›Jung, schön und geliebt‹ die Kritik des Che an Eva Peróns Karriere zu Gehör brachte.

Dass Andrew Lloyd Webbers und Tim Rices Rock-Musical »Jesus Christ Superstar“ im Herbst im Theater Brandenburg Premiere feiern wird, ist inzwischen schon bekannt. Für Chris Murray ist dies bereits seine 18. Produktion des Stücks, er wird in Brandenburg nicht nur die Titelrolle spielen, sondern auch Regie führen. Mit ›I Don‘t Know How to Love Him‹, berührend interpretiert von Johanna Zett und Chris Murray in der Rolle von Jesus‘ Kontrahenten Judas mit ›Superstar‹, unterstützt von allen Mitwirkenden, ging der Abend dann (fast) zu Ende. Dabei bewies Murray noch einmal, wie viel Power seine Stimme besitzt, denn selbst die »Zaungäste«, die hinter dem Gelände zuschauten, applaudierten frenetisch.

Wegen des Zeitlimits, das dank der Pandemie immer noch besteht, gab es nur eine Zugabe, nämlich den ›Time Warp‹, bei dem die Zuschauer fröhlich mitmachten. Allerdings erwachten mit Einbruch der Dunkelheit auch Tausende von Schnaken, die sich auf die Zuschauer stürzten. Eigentlich hätte ein Lied aus »Tanz der Vampire« zum Abschied besser gepasst und wir empfehlen allen, die Open-Air-Veranstaltungen besuchen, dringend, sich mit Insektenspray auszurüsten.

»The Show Must Go On« mit (v.l.): Chris Murray, Lutz Standop, Zodwa Selele und Johanna Zett
Foto: Ingrid Kernbach

Verschont wurden diejenigen, die das Konzert am Samstagabend besuchen kamen, da die Veranstaltung IM THEATER stattfand. Zwar waren nicht die Stechmücken der Grund für die Verlegung, sondern ein angekündigtes Gewitter, doch alles war im Saal weit entspannter.

Bevor der Saal betreten werden durfte, wurden alle getestet, sofern sie nicht schon durchgeimpft waren, sodass auch die Sicherheit vor dem Virus (und nicht nur vor unerwünschten Vampiren) gewährleistet war.
Das Programm blieb gleich, doch man konnte deutlich merken, dass das Publikum sich freute, endlich wieder einmal ein richtiges Indoor-Konzert erleben zu können.
Natürlich kamen auch die farbigen Scheinwerfer hier weit mehr zur Geltung und die Qualität der Tonübertragung war auch besser.

Zudem hatte man den Eindruck, dass die Interpreten an diesem Abend deutlich lockerer und sicherer und mit mehr Power bei der Sache waren – nicht zuletzt, weil das Zusammenspiel der Solisten jetzt schon zur Routine geworden war.

Der Dank für den problemlosen Umzug ins Haus gebührt Frank Martin Widmaier und dem Theaterteam, die es kurzfristig schafften, das Konzert zu verlegen, sogar mit der Möglichkeit, sich im Theater testen zu lassen.