»Ghost« in Stuttgart: O-Töne von Riccardo Greco und Roberta Valentini

25. September 2019 im Palladium Theater Stuttgart

Am 7. November 2019 feiert »Ghost« im Palladium Theater Stuttgart Premiere. Am 25. September wurden die Hauptdarsteller des Sam und der Molly vorgestellt: Riccardo Greco und Roberta Valentini. Beide haben bereits in Hamburg zusammen gespielt, Riccardo Greco zudem den Sam am Landestheater Linz. Für Greco und Valentini bedeutet auch Stuttgart eine Rückkehr, haben doch beide schon hier gespielt. Roberta Valentini als Elphaba in »Wicked – Die Hexen von Oz« und Riccardo Greco im Ensemble von »Tanz der Vampire«.

Riccardo GrecoFoto: Ingrid Kernbach

Riccardo Greco
Foto: Ingrid Kernbach

Riccardo Greco (Sam)

United Musicals: Was war Ihre erster Berührung mit dem Film »Ghost«?

RC: Ich habe ihn in den 1990er Jahren gesehen, auf Veranlassung meiner Mutter. Sie meinte, es gibt ein paar Filme, die Du sehen musst: »Dirty Dancing«, »Grease« und eben auch »Ghost«. Ich weiß noch, dass ich sehr viel Spaß mit Whoopie Goldberg als Oda Mae hatte. Sie hat mich sehr zum Lachen gebracht. Und ich fand es sehr traurig, dass Sam so sehr gekämpft hat, während Molly ihn nicht hören konnte.

UM: Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Film und Musical?

RC: Beispielsweise die Töpferszene, die im Musical im Gegensatz zum Film dann stattfindet, wenn Sam schon tot ist. Es ist seine erste Berührung mit Molly – zumindest für den Darsteller des Sam. (lacht) Andererseits erinnert sie natürlich durch die bekannte Meldodie von ›Unchained Melody‹ an den Film.

An der Töpferscheibe: Roberta Valentini und Riccardo GrecoFoto: Ingrid Kernbach

An der Töpferscheibe: Roberta Valentini und Riccardo Greco
Foto: Ingrid Kernbach

UM: Sie haben die Rolle des Sam bereits in der deutschsprachigen Erstaufführung in Linz gespielt und dann im Operettenhaus in Hamburg. Wie hat sich die Aufführung für Sie verändert?

RG: Im Gegensatz zu Linz ist das Hamburger Operettenhaus wie auch das Palladium Theater in Stuttgart ein Musicalhaus, an dem jeden Abend das gleiche Stück gespielt wird. Die Übergänge sind viel routinierter. Ich weiß noch: Ich war ganz überrascht, als ich das erste Mal von der Bühne abgegangen bin: Jemand hat mir meinen Koffer und die Akten gegeben. Diese Requisiten habe ich mir in Linz selbst besorgt. Am Landestheater habe ich gelernt, selbstständig zu sein, und hier lässt man sich auch gerne mal etwas bemuttern. (lacht)

Was die Show selbst betrifft: In Linz war das Bühnenbild größer als in Hamburg, aber ich finde, dass es in seiner Größe gut zu der intimen Liebesgeschichte, die für mich »Ghost« ist, passt. Sie braucht die Nähe zum Publikum.

UM: Wer ist Sam Wheat für Sie?

RG: Sam Wheat ist der Banker, bei dem ich gerne ein Girokonto eröffnen würde. Er ist lustig, er liebt seine Freundin über alles. (schaut Roberta an) Er ist entspannt. Durch seinen plötzlichen Tod, den er zuerst nicht versteht, verändert sich das natürlich. Doch er kämpft die ganze Zeit über um Molly – die ganze Show. Alles, was er tut, dreht sich darum, dass sie sicher ist. Das ist eine besondere Aufgabe als Darsteller. Umso mehr genieße ich die ersten 20 Minuten der Show, in der ich noch lebe.

UM: Was hat »Ghost« für eine Musik?

RG: Ich denke, es ist für jeden etwas dabei. Es gibt Pop, Musicalstücke und schöne Balladen, aber auch Up-tempo-Nummern

UM: Haben Sie einen Lieblingssong oder eine besonderen musikalischen Moment?

Roberta Valentini und Riccardo GrecoFoto: Ingrid Kernbach

Roberta Valentini und Riccardo Greco
Foto: Ingrid Kernbach

RG: Es gibt für mich einen besonderen Moment, der ist, wenn Roberta als Molly im ersten Akt ›Du‹ singt. Ich gehe von der Bühne und dann stehe ich in den Wings und höre ihr zu – fast jeden Abend. Das ist mein Lieblingslied. Es berührt mich einfach, wie Molly hier mit dem Verlust von Sam umgeht.

UM: Haben Sie eine Lieblings-Spielszene?

RG: Das ist die Spaghettiszene. (lacht) Zum einen ist sie mit Molly, also mit Roberta bzw. ihrer Zweitbesetzung. Roberta und ich sind beide Italiener. Unsere Geschichte ist deshalb, dass das die Pizzeria von Sams und Mollys Eltern ist. Zum anderen finde ich, es ist die spannendste Szene im Stück, weil man versteht, wie Molly und Sam ticken – sie necken sich – und welches Verhältnis sie zueinander haben. Sie legt die Grundlage dafür, dass das Publikum zwei Stunden zuschaut, wie er um sie kämpft, obwohl sie ihn nicht hören kann. Wir haben nur 20 Minuten Zeit, dass sich das Publikum in diese Liebe zwischen Sam und Molly verliebt. Wenn wir das nicht schaffen, können wir uns danach noch so sehr anstrengen, das Publikum wird uns nicht folgen.

UM: Welches ist für Sie persönlich die schwierigste Szene?

RC: Meinen Sie körperlich oder emotional?
Körperlich ist es ganz sicher die U-Bahn-Szene, da schreit man und springt von einer Stelle zur anderen. Die emotionalste Szene ist für mich eine sehr schöne Szene und zugleich der intensivste Moment des Stückes im Finale. Ich denke, dass ich keine Tränen mehr übrig habe – wenn dann Roberta – Molly – vor mir steht und sagt: »Ich kann dich sehen«, dann brechen alle Dämme.

UM: Was ist das Besondere an »Ghost« für Sie?

RC: Wie bei der Musik auch ist für jeden etwas dabei. Es ist nicht einfach nur eine Liebesgeschichte, sondern auch ein Thriller und natürlich ganz viele Emotionen. Wenn Sie von einem Stück nahezu alles erwarten, dann kommen Sie und schauen sich »Ghost« an.

Roberta ValentiniFoto: Ingrid Kernbach

Roberta Valentini
Foto: Ingrid Kernbach

Roberta Valentini (Molly)

United Musicals: Sie spielen seit Langem mal wieder in Stuttgart. Was gefällt Ihnen besonders hier?

Roberta Valentini: Ich habe die Stadt, als ich »Wicked – Die Hexen von Oz« gespielt habe, sehr gut kennengelernt und sehr viele schöne Ecken entdeckt, wie zum Beispiel das Teehaus, die ich mich freue, wiederzusehen. Ich habe auch Freunde hier, auf die ich mich freue. Und an dem Haus zu spielen, in dem ich gerne war, ist wie ein Nachhausekommen für mich.

UM: Was reizt Sie daran, »Ghost« wieder zu spielen?

RV: Ich freue mich besonders darauf, das Stück neu zu entdecken. Mit alten und neuen Kollegen, weil es immer wieder neue Impulse gibt mit jedem Partner auf der Bühne. Jeder Kollege ist eine andere Persönlichkeit, er gibt etwas anderes und man selbst reagiert darauf und gibt etwas Neues zurück. Ich freue mich darauf, in der Probenphase die Show neu zu entwickeln. Denn es wird nie die gleiche Show sein wie in Hamburg.

UM: Sie haben vorhin auf der Bühne schon angedeutet, dass Sie den Film sehr mögen.

RV: Ich schaue den Film mindestens einmal jedes Jahr. Denn er läuft auch meistens ein oder zweimal und wenn ich ihn dann nicht schauen kann, dann sehe ich ihn mir mit meinen Eltern zu Hause später an.

UM: Transportiert das Musical diese sehr emotionalen Momente, die wir aus dem Film kennen?

RV: Das Musical besteht aus ganz vielen emotionalen Monologen, die in herrliche Musik verpackt sind. Wir singen nicht einfach nur, sondern es sind Emotionen pur, die wir mit unserem Text herüberbringen müssen.

Riccardo Greco und Roberta ValentiniFoto: Ingrid Kernbach

Riccardo Greco und Roberta Valentini
Foto: Ingrid Kernbach

UM: Haben Sie eine Lieblingsszene?

RV: Das ist die Spaghettiszene, die ich mit meinem Bühnenpartner habe. Sie gehört in die 20 Minuten auf der Bühne, die wir wirklich miteinander spielen können. Denn wenn Sam gestorben ist, fehlt uns auf der Bühne das, was für uns das gemeinsame Spielen so schön macht: das Geben und Nehmen. Da Molly ihn nicht hört, kann ich nur wenig auf Riccardo bzw. seine Zweitbesetzung als Sam reagieren. Deshalb genieße ich davor die Zeit, mit ihm agieren zu können.

UM: Welches ist für Sie die schwierigste Szene?

RV: Eine schwierigste Szene gibt es für mich in dem Sinne nicht. Es ist einfach schwierig, mit jemandem auf der Bühne zu sein, den man nicht wahrnehmen darf. Das macht die Rolle der Molly nicht einfach. Ich bin mit ihm auf der Bühne, aber ich darf ihm nicht in die Augen sehen – das ist die große Herausforderung.

UM: Was ist für Sie die große Botschaft des Stückes?

RV: Die Kraft der Liebe – für mich steckt in diesem Stück ganz viel Liebe drin.