»Parade« November 2017 als deutschsprachige Erstaufführung in Münster

Das Freie Musical-Ensemble Münster e.V. (FME) bringt nach »A Tale of Two Cities« (2012) und »Imagine This« (2016) bereits seine dritte deutschsprachige Erstaufführung mit großem Orchester auf die Bühne des Konzertsaals der Waldorfschule Münster. Premiere ist am 10. November 2017.

Foto: FME Münster

Wie bei »Imagine This« handelt es sich bei »Parade« um ein Musical mit historischem Hintergrund und dramatischer Handlung. Musik und Liedtexte schrieb Jason Robert Brown und Alfred Uhry verfasste das Buch nach einem Fall von Lynchjustiz an dem jüdischen Fabrikbesitzer Leo Fall in Atlanta in den Südstaaten von Amerika 1913. Dieser wurde im Bundesstaat Georgia der Vergewaltigung und Ermordung seiner 13-jährigen Angestellten Mary Phagan für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Grundlage der Verurteilung bildete vor allem die Aussage eines Zeugen der Anklage, der – wie sich Jahre später herausstellte – die Tat sehr wahrscheinlich selbst verübt hat. Nach der Urteilsverkündung tauchten entlastende Hinweise auf, aufgrund derer der Gouverneur von Georgia das Todesurteil in lebenslange Haft umwandelte. Gleichwohl wurde Frank wenig später von einer Gruppe, die sich »The Knights of Mary Phagan« nannten, in einem Akt der Selbstjustiz aus dem Gefängnis entführt und erhängt.

»Parade« verdeutlicht so auf beklemmende Art und Weise, welche Auswirkungen Medienberichterstattung und Sensationslust haben können und wie manipulierbar Menschen unter Druck sind. Gruppenzwang, Vorverurteilung, Lynchjustiz und Antisemitismus gehören zu den zentralen Themen des Stückes – Themen, die auch in der heutigen Zeit nicht nur die amerikanische Gesellschaft nach wie vor prägen. Neben dem Gerichtsprozess wird auch die Beziehung zwischen Leo und seiner Frau Lucille beleuchtet, die sich im Verlaufe des Stückes von kühler Distanz zu vertrauter Nähe entwickelt. Die »etwas andere« Liebesgeschichte erinnert daran, dass gerade in schwierigen Zeiten die Unterstützung und der Zusammenhalt der Familie und engsten Vertrauten unerlässlich ist.

All dies wird untermalt von für die Südstaaten typischen Dixieland-Klängen, traurigen Balladen, beschwingten Musicalnummern und Einflüssen aus dem Bereich des Jazz.

Die Broadway-Premiere 1998 wurde mit zwei Tony Awards für »Best Score« und »Best Book« ausgezeichnet. Außerdem erhielt das Stück 1999 sechs Drama Desk Awards, darunter »Outstanding Musical«, »Outstanding Orchestrations« (Don Sebesky), »Outstanding Music« (Jason Robert Brown) und »Outstanding Book« (Alfred Uhry«.

Das Freie Musical-Ensemble Münster wird bei seiner Produktion unterstützt von der Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost, deren Vorsitzender Bernd Theilig betont: »Das Freie Musical-Ensemble hat sich zu einer festen Säule in der Münsteraner Kultur- und Theaterszene entwickelt. Die Förderung der Stiftung soll einen Beitrag dazu leisten, dass kulturelles Leben und musikalische Vielfalt in der Region weiterwachsen. Die Leidenschaft für Musik und Theater und das hohe Maß an Engagement aller beteiligten Personen werden sicherlich auch in diesem Jahr wieder für die Besucher spürbar werden.«

Gespielt wird vom 10. November bis 3. Dezember an 12. Spielterminen.