Holger Hauer – Regie:
United Musicals: Wie geht man in der Zusammenarbeit mit den Künstlern an ein Stück heran, dass es noch nie gab?
Holger Hauer: Besonders die Zusammenarbeit mit Angelika Milster ist eine sehr angenehme – vielleicht vermutet man etwas anderes von ihr, aber das bewahrheitet sich überhaupt nicht. Sie ist eine sehr liebe, ich würde schon fast sagen »zuckersüße«, professionelle, talentierte Darstellerin. Sie arbeitet sehr hart und ist kollegial.
Es geht in der Zusammenarbeit mit allen Darstellern besonders um Vertrauen und darum, einander aufmerksam zuzuhören.
UM: Was erwartet den Zuschauer in »Doris Day«?
HH: Das Interessante ist der Unterschied zwischen Schein und Sein der Doris Day. Man kennt sie als das freundliche »Girl next Door«, das ist ihr Image. Im Gegensatz dazu führte sie selbst aber ein über weite Strecken schwieriges Leben. Sie hatte einen Unfall, der ihre Karriere als Tänzerin früh beendete, dazu kamen schwierige Ehen, die teilweise mit viel Brutalität verbunden waren. Wir zeigen diesen Gegensatz.
UM: Worauf haben Sie in Ihrer Inszenierung besonders großen Wert gelegt?
HH: Das Stück besteht aus sehr vielen kurzen Szenen, die manchmal nur eine knappe Minute dauern und es gibt wirklich viele Figuren. Ich versuche mit all dem, was das Buch hergibt, einen großen dramaturgischen Bogen zu erzeugen, dem der Zuschauer der Geschichte, trotz der vielen Sprünge, folgen kann. Auf der Bühne haben wir nicht die Möglichkeit, mit vielen Effekten zu arbeiten. Daher war es für mich sehr wichtig, den Fokus auf die Schauspieler zu legen, um die Tragik und auch die schönen Momente optimal ausdrücken zu können. Dabei hat das Stück eine schon fast kammerspielartige Erzählweise, weil wir eben nicht, wie bei anderen Musicals üblich, mit großen Lichteffekten oder ausladenden Choreographien arbeiten. Aber das macht es auch abwechslungsreich.
UM: Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Autor Rainer Lewandowski, wenn es um Änderungen ging?
HH: Sie gestaltete sich sehr gut und ich denke, er war auch ganz glücklich darüber, denn das Stück war anfangs noch viel monologischer. Das heißt, es gab viel weniger Szenen und große Monologe. Bereits vor Beginn der Proben ergab sich mit Rainer Lewandowski eine enge Zusammenarbeit, bei der ich Änderungsvorschläge einbringen konnte. Aus diesen verschiedenen Phasen ist meiner Meinung nach ein wirklich tolles Stück entstanden, das auch das Publikum sehr glücklich machen wird. (lacht)
Christopher Tölle – Choreographie
UM: Was erwartet die Zuschauer choreographisch in »Doris Day«?
Christopher Tölle: Wie man erahnen kann, ist »Doris Day« kein großes Tanzmusical, sondern wie Holger schon sagte, ist es eher ein Kammermusical. Jedoch wird es einen Querschnitt aus verschiedenen Choreographien geben: Von einer Nummer mit den »Andrew Sisters«, über ein großes Medley aus verschiedenen Filmzitaten, zu denen choreographisch ein Bezug hergestellt wird, bis hin zu einem Walzer. Uns ist es wichtig, dramaturgisch an das Thema heranzugehen, und meine Aufgabe ist es, dies durch stimmige Choreographien zu unterstützen und schöne Bilder zu schaffen – ohne dass es kitschig wird.
Angelika Milster – Doris Day
UM: Was hat Sie in erster Linie dazu bewogen, die Rolle der Doris Day anzunehmen?
Angelika Milster: Es ist mir eine Ehre, diese Frau verkörpern zu dürfen. Sie ist mittlerweile 93 Jahre alt und auch noch total fit. Das beeindruckt mich.
UM: Ist der Autor oder das Theater direkt auf Sie zugekommen und haben Sie für diese Rolle angefragt?
AM: Ja, Herr Lewandowski ist auf mich zugekommen und hat mir das Buch zum Lesen gegeben. Da es dann noch einmal überarbeitet wurde, habe ich eine Weile nichts weiter davon gehört. Dann ist Dieter Hallervorden direkt an mich herangetreten und so kam es zu dieser Zusammenarbeit.
Ich habe vorgeschlagen, einige Titel ins Deutsche zu übersetzen, denn wir wissen ja alle, wie das ist: Man hört die Musik und natürlich sprechen viele Menschen englisch, aber der Text erreicht uns trotzdem nicht so, wie er es auf Deutsch kann.
Doch einige Lieder kann man einfach nicht übersetzen. Stellen Sie sich mal ›Que Sera, sera‹ im Deutschen vor. (lacht) Das ist nicht ganz so einfach.
UM: Was ist Doris Day für ein Charakter, und wie legen Sie ihn an?
AM: Ich nehme sie so, wie sie ist, und erzähle ihre Lebensgeschichte. Doris Day hatte ein Hausfrauen- und ein Revuebein. (lacht) Sie liebte Hunde – so wie ich –, das macht sie für mich zu einem gefühlvollen Menschen und zeigt mir Gemeinsamkeiten auf. Sie hat viel durchgemacht, auch durch ihre vier Ehen: Das prägte ihren Charakter. Aus all dem, was ich über sie weiß und was mir das Buch liefert, versuche ich, die Figur für die Bühne zusammenzusetzen und sie zu einer für den Zuschauer greifbaren Person zu machen.
Sie war fleißig, immer positiv und trug ihr ganzes Leben lang viel Hoffnung in sich – manchmal vielleicht zu viel. Doch auch das sagt etwas über sie aus. Und sie hatte zahlreiche Liebhaber. (zwinkert) Ich fand sie schon sexy, denn sie hatte ein besonderes Charisma. Sie brauchte manchmal gar nichts zu sagen, es reichte ein Blick – und das will ich in dieser Figur auch erreichen.
Nini Stadlmann, Sascha Rotermund & Marco Billep – verschiedene Rollen
UM: Wie kamen Sie mit dem Stück in Kontakt? Wurden Sie direkt angefragt oder gab es eine Auditionsausschreibung?
Sascha Rotermund: Ich wurde von Holger Hauer direkt für die Rolle angefragt.
Marco Billep: Ich auch, Holger rief mich an.
Nini Stadlmann: Ich habe zunächst über die sozialen Netzwerke erfahren, dass Holger in »Doris Day« die Regie übernehmen wird und kurze Zeit später hat er mich auch schon kontaktiert. (lacht)
UM: Wie gehen Sie an Ihre Rollen heran?
SR: Ich versuche, über meine Figuren zu recherchieren. Mache mir Gedanken darüber, wer diese Menschen waren, wie sie sich verhalten haben und ob sie irgendeine Eigenheit hatten. Bei »Doris Day« wird diese Recherche optimal durch das gute Buch unterstützt, das mir auch viele Hinweise zu den Figuren gibt. Denn jeder von uns verkörpert viele Rollen.
MB: Dem kann ich mich nur anschließen. (lacht)
NS: Ich mache das genauso und es macht mir wirklich viel Spaß, etwas über diese Menschen herauszufinden. Das liebe ich auch an der Arbeit mit biographischen Rollen.
SR: Trotzdem ist die Arbeit an einer Uraufführung auch immer etwas Besonderes. Ich habe Respekt vor Rainer Lewandowski, der sich das alles ausgedacht hat. Man hat meiner Meinung nach eine größere Verantwortung dem Stück gegenüber. Aber es ist eine große Chance, denn alles, was man tut, hat vorher noch keiner gespielt und das ist spannend.
UM: Jeder von Ihnen verkörpert sechs verschiedene Rollen, wie schwer ist es, zwischen diesen Figuren zu springen?
NS: Es sind zum Teil sehr kurze Szenen. Man kann sich das wie in einem Film vorstellen, eine Art Ausschnitt und dann gibt es einen Sprung und die Rolle ist dann schon 20 Jahre älter. Aber für mich ist das spannend. Ich kann in einen großen Topf voller Möglichkeiten greifen und das ist zugleich die Herausforderung daran.
MB: Dadurch, dass es alles Personen sind, die es wirklich gab, ist es nicht schwer für mich, zwischen den Figuren zu wechseln. Ich versuche, bei jedem eine Besonderheit zu finden, die diesen speziellen Menschen ausmacht, eine Art Fixpunkt herauszuheben. Und ich denke, das ist sehr wichtig in diesem Stück, da es diese schnellen Wechsel gibt.
UM: Was ist für Sie das Besondere an »Doris Day«?
NS: Das Stück spannt einen tollen dramaturgischen Bogen über Doris Days ganzes Leben, mit dessen Höhen und Tiefen. Eigentlich ist es wie ein großes Puzzle, das sich Stück für Stück aus kleinen Teilchen zusammensetzt.
MB: Für mich ist es auch die Zusammenarbeit mit Angelika. Man merkt zu jeder Zeit, dass sie wirklich Lust auf das Stück hat und darauf, mit uns zusammenzuspielen. Da entsteht eine enorme Energie, die dann sicher auch auf den Zuschauer überspringt.
SR: Für mich ist es auch unser Ensemble. Es macht einfach großen Spaß, mit allen hier zusammenzuarbeiten und gemeinsam etwas zu kreieren.
UM: Wir von United Musicals wünschen Ihnen allen eine erfolgreiche Uraufführung!