Verdi demonstriert vor Neuer Flora

Demonstranten vor dem Theater Neue Flora bei der Medienpremiere von »Das Phantom der Oper«. Foto: Oliver Wünsch

Demonstranten vor dem Theater Neue Flora bei der Medienpremiere von »Das Phantom der Oper«. Foto: Oliver Wünsch

Vor der heutigen Medienpremiere von »Das Phantom der Oper« im Theater Neue Flora in Hamburg demonstrierte Verdi unter dem Motto „Sparen bis der Zauber weg ist?“ gegen Stellenabbau in den Musicalproduktionen von Stage Entertainment, insbesondere in den Orchestern. Neben den ausgerollten Spruchbändern gab es auch Flugblätter für die auf den es unter anderem heist:

Liebe Musical–Besucher,
wir, die Beschäftigten dieses Theaters, freuen uns, dass Sie heute unsere erstklassige Show „Das Phantom der Oper“ erleben wollen. „Das Original zurück in Hamburg !” Das Original ? Heute, etwa 20 Jahre später, arbeitet hier nur noch ein Teil der Angestellten. Viele Arbeitsplätze im Theater Neue Flora wurden durch Technik und Arbeitsverdichtung eingespart, oder in Fremdfirmen mit schlechteren Arbeitsbedingungen ausgegliedert.

Die Besucher der Medienpremiere wurde aufgefordert, das Flugblatt in eine Urne zu werden und damit zu sagen, ob mit Keyboards statt klassischer Instrumente besetzte Orchester aus ihrer Sicht „Live Entertainment“ sind.
Anders als bei der letzten Premiere von »Das Phantom der Oper« in Hamburg am 29. Juni 1990 blieb die Demonstration jedoch friedlich. Zur Eröffnung des Theaters wurden Besucher unter Anderem mit Eiern, Obst und Farbbeuteln beworfen und Autoscheiben wurden eingeschlagen. Die Polizei war mit 3500 Beamten im Einsatz und ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die teils Vermumten Demonstranten vor. Der Eröffnung des Theaters war ein langer Streit vorausgegangen, da das Produktionsunternehmen Stella gemeinsam mit der Stadt Hamburg das Marode Flora Theater im Schanzenviertel zum Musicaltheater umbauen wollte. Dagegen formierte sich militanter Widerstand. Schließlich besetzten im Jahr 1989 Autonome das Gebäude und nannten es Rote Flora. Auch der Neubau an der Ecke Stresemann-/Alsenstraße in Altona-Nord war umstritten: Anwohner klagten in mehreren Instanzen gegen den Bau und es bildete sich eine Bürgeriniziative.