ÖVP kündigt Anfrage zu »Der Besuch der alten Dame« im Wiener Gemeinderat an

In einer Pressemitteilung beklagt die Wiener ÖVP die Umstände der Produktion des Musicals »Der Besuch der alten Dame« durch die Vereinigten Bühnen Wien. Neben der Falschaussage, es handele sich bei der Produktion der VBW um eine Uraufführung des Musicals, das bereits in diesem Sommer durch die ThunerSeespiele uraufgeführt wird, wird besonders die persönliche Beteiligung des VBW Intendanten Christian Struppeck kritisiert.

Bereits 2008 sei in einem vergleichbaren Fall ein durch das Kontrollamt kritisiert worden, dass der Intendant, damals Rudi Klausnitzer, einerseits als Intendant bezahlt wurde und andererseits für Produktionen Tantiemen erhielt. Im Bericht des Kontrollamts heist es hierzu laut ÖVP Pressemitteilung:

»Das Kontrollamt wies in diesem Zusammenhang auf ein nicht unbedenkliches Naheverhältnis zwischen Auftraggeberin (VBW) und dem auftragnehmenden ehemaligen Geschäftsführer/Intendanten hin…«

»Man sollte meinen, dass man aus der Geschichte lernt. Dieser Grundsatz gilt offenbar nicht für die Leitung der Vereinigten Bühnen Wien«, kommentierte dies ÖVP Wien Kultursprecherin Isabella Leeb und kündigte weiterhin an, das es zu der Problematik eine Anfrage im Wiener Gemeinderat geben wird. Lemm sagte:

»Das Naheverhältnis von Auftraggeber und Auftragnehmer ist als Autor eminent und eigentlich nicht akzeptabel. Ich bezeichne das als Wiederholungstat, die im Wissen um die Problematik bewusst gesetzt wurde. Dafür kann es eigentlich keinen vernünftigen Entschuldigungsgrund mehr geben«

Außerdem kritisierte Leeb, das die VBW trotz Subventionen von ca. 38 Millionen Euro jährlich keine echten Eigenproduktionen zur Uraufführung kommen und stattdessen behauptet werden, »Der Besuch der alten Dame« sei gemeinsam von VBW und ThunerSeespielen entwickelt worden und die Uraufführung fände in Wien statt. Laut Pressemitteilung sei eine Produktion mit einem österreichischen Aspekt oder österreichischen Autor vielleicht »nicht zwingend notwenig, aber hilfreich um damit ein Produkt international mit identitätsstiftendem Alleinstellungsmerkmal vermarkten zu können.«

Bei »Der Besuch der alten Dame« handelt es sich um eine Adaption des Klassikers von Friedrich Dürrenmatt, dessen Buch von VBW-Intendant Christian Struppeck selbst stammt. Als Komponisten fungierten Moritz Schneider und Michael Reed, die Songtexte stammen von Wolfgang Hofer. Das Stück wurde von den ThunerSeespielen beauftragt, wo es in diesem Sommer auch Uraufgeführt wird.

Gleichzeitig wird auch die Kritik an Struppecks Auswahl der Regisseure lauter: Seit Beginn seiner Amtszeit wurden drei Neuinszenierungen beauftragt, die alle von seinem ehemaligen Geschäftspartner und jetzigem Operndirektor am Salzburger Landestheater Andreas Gergen übernommen wurden. Im vergangenen Jahr Inszenierte er die Konzertante Fassung von »Das Phantom der Oper«, in diesem Jahr ist er mit »Love Never Dies« beauftragt und auch bei »Der Besuch der alten Dame« soll er Regie führen.