‚Ich gehör‘ nur mir‘ – Die Musicalerfolge von Michael Kunze & Sylvester Levay in Oberhausen

Ein Abend voll Poesie

Ich gehör nur mir Plakat

  • 17. April 2010
  • Ebertbad Oberhausen
  • um 20:00 Uhr
  • mit Jan Ammann, Ethan Freeman, Kristin Hölck, Patrick Stanke, Sabrina Weckerlin, Annika Firley und Sascha Kurth 
  • und dem Ruhr-Pottpourri Ensemble
  • Am Klavier: Marina Komissartchik

‚Elisabeth‘, ‚Mozart!‘, ‚Rebecca‘ und ‚Marie Antoinette‘. Vier menschliche Schicksale, die am Abend des 17. April 2010 im Oberhausener Ebertbad in einem mitreißenden, berührenden, wahrhaft poetischen Konzert zum Klingen gebracht wurden.

 

Marina Komissartchik (Musikalische Leitung). Foto: Stephan Drewianka

Marina Komissartchik (Musikalische Leitung). Foto: Stephan Drewianka

Die vier deutschsprachigen Musicals leben durch die Kombination von Sylvester Levays auch in der Dramatik leicht geführten Melodien und Michael Kunzes bildhaften Texten, die gebrochene zutiefst menschliche Charaktere zum Leben erwecken. Der Erfolg von ‚Elisabeth‘ und ‚Rebecca‘, die ausgehend von Wien die Musicalwelt von Ungarn bis Japan eroberten, ist beispiellos. Auch solche Fakten erfuhr das Publikum. Vor allem aber betteten Zwischentexte, die dem Briefwechsel Wolfgang Amadeus Mozarts oder den Briefen und Gedichten Elisabeths wie auch ihrer Zeitgenossen entnommen waren, die Lieder wunderbar ein. In ihnen gewannen die Lebensumstände sowie das Umfeld der österreichischen Kaiserin Elisabeth und des lebenshungrigen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart an Gestalt. Annika Firley und Sascha Kurth von der Folkwang Universität Essen übernahmen es, sie in einer herausragenden Lesung zu präsentieren. Die musikalische Begleitung lag in den begnadeten Händen von Ausnahmepianistin Marina Komissartchik, deren musikalische Zwischentexte, in denen auch einmal Mozart hörbar war, einen fließenden Ablauf unterstützten. Sie ersetzte mühelos mit ihrem variablen Anschlag zwischen Leichtigkeit und Dramatik ein ganzes Orchester.

Fünf Solisten schlüpften in teils szenischer Darstellung, teils Arie, in Rollen, die die meisten von Ihnen bereits gespielt hatten, erweckten aber auch Figuren zum Leben, die sie bisher in keinem Stück verkörpert hatten. Kristin Hölck, die alternierende Elisabeth aus Essen, brachte nicht nur routiniert und mit viel Ausdruck die österreichische Kaiserin auf die Bühne, sondern auch Mrs. Danvers‘ dramatische Sehnsuchtsarie Rebecca und mit klarer prägnanter Stimme das Gold von den Sternen aus ‚Mozart!‘. Später erlebte das Publikum sie ganz anders in der Rolle der leichtfertigen französischen Königin Marie Antoinette, die nichts schlimmer findet, als Langeweile (Langweilen will ich mich nicht).

Patrick Stanke in 'Mozart!'. Foto: Stephan Drewianka

Patrick Stanke in ‚Mozart!‘. Foto: Stephan Drewianka

Jan Ammann und Sascha Kurth. Foto: Stephan Drewianka

Jan Ammann und Sascha Kurth. Foto: Stephan Drewianka

 

'Milch' - Ethan Freeman mit den engagierten Mitgliedern des Ruhr-Pottpourri Ensembles. Foto: Stephan Drewianka

‚Milch‘ – Ethan Freeman mit den engagierten Mitgliedern des Ruhr-Pottpourri Ensembles. Foto: Stephan Drewianka

'Musik, die nie zu Ende geht' - Annika Firley und Ethan Freeman. Foto: Stephan Drewianka

‚Musik, die nie zu Ende geht‘ – Annika Firley und Ethan Freeman. Foto: Stephan Drewianka

Patrick Stanke begeisterte und berührte in seinen intensiven und zugleich authentischen Auftritten als Mozart: Allen voran stand sein aufbegehrendes Wie wird man seinen Schatten los und das verzweifelte Warum kannst Du mich nicht lieben, wie ich bin. Als er als Erster auf einer deutschen Bühne Zauberhaft natürlich, das neue ‚Rebecca‘-Lied des Autorenduos, präsentieren durfte, blickte er strahlend ins Publikum. Bisher fehlte Maxim de Winter ein Lied, das ausdrückt, was er für seine junge Frau fühlt.

Kristin Hölck als 'Elisabeth'. Foto: Stephan Drewianka

Kristin Hölck als ‚Elisabeth‘. Foto: Stephan Drewianka

Die Gefühle des Todes für Elisabeth brachte Jan Ammann mit schmeichelnder Stimme zum Ausdruck. Nicht nur in dem für Japan geschriebenen ‚Elisabeth‘-Titel Kein Kommen ohne Gehen zeigte er einen Tod, den seine unbekannten Empfindungen für Elisabeth fast schüchtern werden lassen. Der Bogen zum Anfang schloss sich mit Der Schleier fällt. Hier erfüllt sich, was der Tod in seinem Eingangssolo Kein Kommen ohne Gehen ersehnte: „Ich will Dich erst, wenn Du mich willst und Dich zu mir bekennst.“ Im Reich zwischen Diesseits und Jenseits kommt Elisabeth zu dem, der auf sie gewartet hat. Jan Ammann zeigte damit in Essen eine ganz neue zärtliche Facette des Todes, die ihn fast menschlich erscheinen lässt. Seine machtvolle rücksichtslose Seite spielt dieser Tod nur gegenüber dem Kronprinzen Rudolf in Die Schatten werden länger aus. In Andreas Luketas Dramaturgie stößt er den verschreckten Jungen, dem man die Augen verbunden hat, auf die Bühne, um ihm später – wie im Vorbeigehen – die Waffe für den Selbstmord in die Hand zu legen.

Die Rolle des unglücklichen Kronprinzen übernahm in Oberhausen Sascha Kurth, Finalist und Essener Sieger von ‚Jugend kulturell Förderpreis Musical‘. Er füllte die Rolle stimmlich beeindruckend aus und seine großartige schauspielerische Leistung – insbesondere in Wenn ich Dein Spiegel wär, ließ wehmütige Erinnerungen wach werden an die großen Tage im unweit gelegenen Colosseum Theater Essen. Jan Ammann, der derzeit als Graf von Krolock nach Oberhausen nun auch in Stuttgart auf der Bühne steht, gab neben dem Tod mit viel Spielfreude auch den Widersacher Mozarts, Erzbischof Colloredo und verlieh Maxim de Winters Frage Gott warum bin ich verflucht überzeugenden Ausdruck. Manchmal war er in seiner Gestik und Betonung noch etwas sehr seiner Grafen-Rolle verhaftet. Dazu muss man sagen, dass Jan Ammann bisher keine seiner Auftritts-Figuren verkörpert hatte.

Wesentlich leichter hatte es da Ethan Freeman, der in jeder seiner drei Rollen schon auf der Bühne stand. Als Lucheni begeisterte er gemeinsam mit dem hervorragenden Ruhr-Pottpouri Ensemble, das unter der Leitung von Birgit Zacher den Abend nicht nur bei Alle Fragen sind gestellt und Milch mit seinem sauberen gut verständlichen Gesang bereicherte. Freemans Cagliostro sang von den Illusionen des Menschen und als Leopold spielte er den sorgenvollen Vater, der auf den Ruhm seines Sohnes eifersüchtig ist.

Sabrina Weckerlin. Foto: Stephan Drewianka

Sabrina Weckerlin. Foto: Stephan Drewianka

Hatte Annika Firley im ‚Elisabeth‘-Teil die Zwischentexte fesselnd vorgetragen, so schlüpfte sie im Mozart!-Part in die Rolle des Nannerl, die sie mit klarer starker Persönlichkeit und Stimme ausfüllte. Manchmal hätte es gar nicht so viel Kraft bedurft. In Nannerls Wechselgesang mit dem Vater Leopold, Musik, die nie zu Ende geht, das eigens für die Hamburger Fassung geschrieben wurde, beklagt Wolfgangs Schwester, dass es ihr in dieser von Männern dominierten Welt nicht möglich ist, ihren eigenen Platz als Virtuosin zu finden.

Die andere starke Frau an diesem Abend war Sabrina Weckerlin, die nach ihrem fast zu kraftvollen Auftritt als ‚Ich‘ (Zeit in einer Flasche), Mozarts zwanghaft lebenslustige Frau Constanze mit viel Persönlichkeit auf die Bühne brachte. Im Duett So stell ich mir Engel vor vermittelten sie und ihr Bühnenpartner Patrick Stanke die wechselseitige Neugier und Zuneigung der Verliebten aufs Schönste. Ihre Constanze stolperte noch alkoholisiert auf die Bühne und beklagte ihr exzessives Leben zwischen Musendiensten und Partynächten. Bei den kämpferischen und emotionalen Liedern der Margrid Arnaud (Blind vom Licht der vielen Kerzen und Ich weine nicht mehr) gab es dann wohl kaum jemanden im Publikum, der nicht berührt war. Das galt auch für die Interpretin selbst, die ganz in ihrer Rolle aufging.

‚Marie Antoinette‘ ist das jüngste Werk des Autorenduos über das Schicksal der jungen Königin von Frankreich und ihrer unbekannten Schwester Margrid Arnaud, die – aufgewachsen im Elend – als Revolutionärin gegen Marie Antoinette, die vor dem Ernst der Situation die Augen verschloss, kämpft. Leider scheiterte die Produktion am Standort Bremen und bisher fand sich noch kein Veranstalter, der das Stück auf die Bühne bringen wollte. Der Konzert-Abend in Oberhausen klang mit ihrem Finalstück Jenseits aller Schmerzen aus. Interpretiert von den hervorragenden Solisten packte seine emotionale Energie das Publikum.

v.l.n.r. die Solisten: Sascha Kurth, Annika Firley, Jan Ammann, Sabrina Weckerlin, Patrick Stanke, Kristin Hölck und Ethan Freeman. Foto: Stephan Drewianka

v.l.n.r. die Solisten: Sascha Kurth, Annika Firley, Jan Ammann, Sabrina Weckerlin,
Patrick Stanke, Kristin Hölck und Ethan Freeman. Foto: Stephan Drewianka

Jan Ammann singt 'Der letzte Tanz'. Foto: Stephan Drewianka

Jan Ammann singt ‚Der letzte Tanz‘. Foto: Stephan Drewianka

In den Zugaben wurde das Elisabeth‘-Thema noch einmal mitreißend aufgenommen. Jan Ammann begeisterte mit seiner Interpretation von Der letzte Tanz und Ethan Freeman, der Lucheni der Welturaufführung, bezog bei Kitsch in seinem Spiel  – noch mehr als im Stück schon vorgesehen – auf sehr humorvolle Art die Zuschauer ein. Noch einmal klang das Gold von den Sternen im Chor an, dann endete im Oberhausener Ebertbad ein Abend voll melodischem Zauber und Poesie, den auch vereinzelte Tonprobleme in seiner Wirkung nicht beeinträchtigten.

 

 

 

MUSIKTITEL INTERPRET/-IN WISSENSWERTES
1. Teil
ELISABETH
Intro / Ich gehör‘ nur mir Marina Komissartchik
Wie Du Kristin Hölck Elisabeth erlebt eine unbeschwerte Kindheit im bayerischen Possenhofen. Trotzdem beneidet sie ihren Vater darum, kommen und gehen zu können, wie er will.
Nichts ist schwer Patrick Stanke und Kristin Höck Behutsam versucht der junge Kaiser Franz Joseph, Elisabeth beizubringen, dass ihr gemeinsames Leben nicht leicht sein wird. Kaiserin zu sein, heißt, Pflichten zu erfüllen und seine eigenen Wünsche hintanzustellen. Elisabeth dagegen träumt von einer Ehe voller gegenseitiger Nähe und Vertrauen, in der einer den anderen unterstützt. Sie ist nicht bereit, ihre Freiheit aufzugeben. Beide hoffen, dass der jeweils andere lernen wird „durch die Augen“ des Partners zu sehen.
Alle Fragen sind gestellt Ruhr Potpourri Ensemble/Chor Michael Kunze legt hier der höfischen Gesellschaft Worte der Selbsterkenntnis in den Mund. Die österreichische Monarchie steht am Abgrund. Zeichen des Verfalls finden sich überall, nicht zuletzt in der dekadenten Lebensweise des Adels, der ohne Illusionen über das Ansehen der Monarchie ist.
Kein Kommen ohne Gehen/
Rondo von Liebe und Tod
Jan Ammann 1996 entstand das Lied für die ungarische Premiere in Szeged und wurde im gleichen Jahr in die japanischen Produktionen von Takarazuka und Toho übernommen, hier aber mit einem anderen Text. Verwirrt vom ersten Blickkontakt mit Elisabeth ersehnt der Tod ihre Zuneigung und Nähe. Er wünscht sich, von ihr geliebt zu werden. Dabei ist er bereit zu warten, bis sie den ersten Schritt auf ihn zugeht.
Ich gehör‘ nur mir Kristin Hölck Elisabeths Klage ist das zentrale Lied des Musicals, von dem Autor Michael Kunze einmal sagte: „‚Ich gehör‘ nur mir‘ ist ein Lied, das alles zusammenfasst.“ Es gibt ihrem Charakter Ausdruck und ihrem Sehnen nach Freiheit. Elisabeth wurde von dem spanischen Hofzeremoniell so in die Enge gedrängt, dass ihr keinerlei Freiheiten blieben. Nie war sie unbeobachtet. Als sie ihren Mann hilfesuchend um geringe Freiheiten bittet, weist dieser sie zurück. Sie ist verzweifelt, aber fest entschlossen, sich ihre Persönlichkeit nicht nehmen zu lassen. Niemals wird sie jemand anderem gehören als sich selbst.
Milch Ethan Freeman und Chor In diesem großen Ensemblestück wiegelt Lucheni die Bevölkerung auf der Straße gegen Elisabeth auf. Vergeblich haben die Leute auf eine Kanne Milch gehofft und müssen erfahren, dass die Milch, die ihre Kinder ernähren soll, Elisabeths Schönheitskult dient.
Wenn ich tanzen will Jan Ammann und Kristin Hölck Elisabeth ist soeben zur ungarischen Königin gekrönt worden. Gegen Erzherzogin Sophie hat sie sich die Vollmacht über die Erziehung ihrer Kinder erkämpft. Elisabeth fühlt sich stark und will sich aus dem Bannkreis des Todes befreien. Der Tod aber gibt ihr zu verstehen, dass ihre neue Stärke und Unabhängigkeit nur Schein sind. Sie sei seine Marionette und ihre vermeintlichen Siege nur in seinem Sinne. Es kommt zu einem leidenschaftlichen Kampf zwischen Elisabeth und dem Tod. Elisabeth schwankt zwischen Anziehung und Abscheu.
Die Schatten werden länger Jan Ammann, Schascha Kurth und Chor Schon als Kind begegnete Rudolf seinem großen vermeintlichen Freund – dem Tod. Jetzt treffen sie wieder aufeinander. In der Luft liegt schon die Ahnung vom Untergang der Habsburger und vom Tod des Kronprinzen. Der Tod führt Rudolf seine Machtlosigkeit vor Augen und verleitet ihn dazu, sich gegen seinen Vater und die verknöcherte Monarchie aufzulehnen.
Wenn ich Dein Spiegel wär‘ Sascha Kurth (mit Kristin Hölck) Rudolf weiß nicht mehr weiter. Durch seine Kritik an der Monarchie hat er sich in eine ausweglose Situation gebracht. In seiner Verzweiflung bittet er die Mutter, die ihm doch in Sensibilität und Freiheitsdrang so ähnlich ist, für ihn beim Vater zu sprechen. Doch Elisabeth ist froh, sich von den Zwängen des Hofes befreit zu haben und weist seine Bitte zurück.
Boote in der Nacht Patrick Stanke und Kristin Hölck Kaiser Franz Joseph liebt Elisabeth immer noch und hofft, dass sie zu ihm zurückkehrt. Doch Elisabeth macht ihm klar, dass sie sich wie zwei Boote schon zu weit voneinander entfernt haben, als dass es ein Zurück gäbe. Ihrer beider Lebensauffassungen unterscheiden sich zu sehr.
Der Schleier fällt Jan Ammann, Kristin Hölck und Chor Im Reich zwischen Leben und Tod erwartet der Tod Elisabeth. Sie überschreitet die Grenze und bekennt sich zu ihm. Sein Kuss ist voller Leidenschaft und doch bedeutet er Elisabeths Tod.
REBECCA
Zauberhaft natürlich Patrick Stanke Diesen Song des ‚Maxim de Winter‘ schrieben Michael Kunze und Sylvester Levay für die Premiere im März 2010 in Japan. Am 17. April 2010 in Oberhausen wurde er das erste Mal auf einer deutschen Bühne präsentiert. Maxim de Winter drückt darin seine Gefühle für „Ich“ aus, die ihn in Monte Carlo durch ihre natürliche ungekünstelte Art verzaubert hat. Sie ist so ganz anders als Rebecca, aber auch als alle Frauen, die er bisher getroffen hat. Dadurch empfindet er erstmals wieder etwas Glück.
Zeit in einer Flasche Sabrina Weckerlin ‚Ich‘ hat gerade erfahren, dass Mrs. van Hopper nach New York abreisen will. Als ihre Gesellschafterin muss sie ihr folgen. Könnte Sie doch das Glück der vergangenen Tage, das sie in der Gesellschaft von Mr. de Winter erfahren hat, aufbewahren. Die junge Frau lässt die schönen Stunden voller Aufmerksamkeit und Nähe Revue passieren. Realistisch, wie sie trotz ihrer Jungend ist, wusste sie doch immer, dass dieser Traum einmal enden wird. Sie will versuchen, nicht traurig zu sein, sondern das kurze Glück in ihrem Herzen bewahren.
Gott warum Jan Ammann Seit Maxim de Winter und seine junge Frau in Manderley angekommen sind, holen den Hausherrn die Schatten der Vergangenheit ein. Er fürchtet, dass der Fluch des Todes von Rebecca sein scheues Glück mit ‚Ich‘ zerstören wird. Gerade eben ist sie voll Angst vor seinem Zorn geflohen, dabei gibt ihm ihre bedingungslose Zuneigung doch gerade Kraft und Hoffnung für einen Neuanfang.
Rebecca Kristin Hölck Mrs. Danvers hat die neue Frau von Mr. de Winter hinauf in Rebeccas Gemächer geführt, in denen es immer noch so scheint, als ob die Bewohnerin jeden Moment zurückkehrt. Die Aura der verstorbenen Unbekannten lässt „Ich“ frösteln. Nun beschwört die besessene Haushälterin ihre verehrte Herrin. Sie soll zurückkehren und ihren rechtmäßigen Platz wieder einnehmen. Wie kann Maxim de Winter es wagen, eine neue Frau zur Herrin von Manderley zu machen. Für Mrs. Danvers gibt es nur eine Mrs. de Winter.
2. Teil
MOZART!
Das Wunder Mozarts Marina Komissartchik
Ich bin Musik Patrick Stanke Dieses Lied wurde für die Hamburger Fassung von ‚Mozart!“ geschrieben. Mozart weiß, dass er von zu Hause fort muss, um sein Genie auszuleben. Die Musik ist seine Sprache, in ihr gibt er seinen Gefühlen Ausdruck. Gleichzeitig will der Mensch Mozart geliebt werden, ist aber nicht bereit, dafür seine Freiheit aufzugeben.
Gold von den Sternen Kristin Hölck Die Baronin von Waldstätten tritt als Gönnerin Mozarts auf. Sie versteht, dass der talentierte junge Mann Freiheit braucht, um sich zu entfalten. Um dem Vater Leopold Mozart klar zu machen, dass er loslassen muss, erzählt sie die Geschichte von dem König, der seinen Sohn hinter hohen Mauern gefangen hält, um ihn vor dem Leid, das er selbst in der Welt erfahren hat, zu bewahren. Doch, wer die Sterne erstrebt, muss sich den Gefahren des Lebens stellen und die Welt der geschützten Kindheit hinter sich lassen.
Schließ Dein Herz in Eisen ein Ethan Freeman Mozart hat sich der Kontrolle des Vaters Leopold entzogen und geht seinen eigenen Weg. Der Vater traut seinem Sohn nicht zu, mit den Unwägbarkeiten des Lebens fertig zu werden. Anstatt ihn aufzubauen und zu ermutigen, ermahnt er ihn gegenüber jeder Freundlichkeit misstrauisch zu sein. Statt dem Leben und der Welt offen entgegenzutreten, soll er seine Gefühle verbergen und nur darauf sinnen, den Herren, denen er dient, nützlich zu sein.
Der Prinz ist fort Annika Firley Einst waren Mozart und seine Schwester Nannerl unzertrennlich. Beide führte der Vater sie der Welt als Wunderkinder vor. Mitte des 18. Jahrhunderts war es jedoch undenkbar, dass eine junge Frau als Virtuosin im Konzertsaal auftrat. Nannerl weiß, dass ihre Wunderzeit vorbei ist. Das trennt sie noch mehr von dem geliebten Bruder, der sie vergessen zu haben scheint. Hinzu kommt die Sorge des Vaters, der diese mit ihr teilt, ob sie will oder nicht.
Wie kann es möglich sein Jan Ammann Fürsterzbischof Colloredo von Salzburg ist der Gönner des jungen Virtuosen zugleich aber sein Widersacher. Er bewundert Mozarts Genie, verachtet aber das ausschweifende Leben, das der Künstler führt. Er versteht nicht, wie jemand, der so akkurate Musik schreiben kann, so pflichtvergessen leben kann. Er selbst hat sich gebildet, sich bemüht, hinter die Geheimnisse der Welt zu blicken, aber eine Meisterschaft in irgendeiner Disziplin hat er nicht erreicht. Damit kommt der intelligente Mann nicht klar. Deshalb verachtet er Mozart, der in seinen Augen, das gottgegebene Talent mit Füßen tritt.
Adieu Fürst Patrick Stanke Mozart ist nicht mehr bereit, sich von seinem Herrn, dem Fürsterzbischof Colloredo gängeln zu lassen. Er weigert sich, nach Salzburg in seine Dienste zurückzukehren und kündigt in einem Streit seinen Dienst bei ihm.
Wie wird man seinen Schatten los Patrick Stanke und Chor Nachdem Mozart den Dienst bei Colloredo gekündigt hat, ist er frei, aber auch ganz auf sich gestellt. Das Wunderkind, das keine Kindheit kannte, sehnt sich danach, das Leben auszukosten. Endlich will er er selbst sein. Gleichzeitig hat er Angst davor, sich selbst zu verlieren und seinen Schatten nicht entfliehen zu können.
Dich kennen, heißt Dich lieben Patrick Stanke und Sabrina Weckerlin Constanze Weber fühlt sich zu dem jungen Mozart hingezogen, weil er so ganz anders ist, als all die Männer, die bisher etwas von ihr gefordert haben. Gewöhnt, ihre Gefühle zu verbergen, kann sie sich hier ganz öffnen. Auch Mozart fühlt sich in ihrer Gegenwart frei, er muss sich nicht verstellen und kostet die Freuden der Liebe aus. Erstmals ist er auch bereit, Verantwortung für einen anderen Menschen zu übernehmen.
Irgendwo wird immer getanzt Sabrina Weckerlin Constanze erwacht nach einer der Partynächte alkoholisiert und fühlt sich dem Alltag einer Hausfrau nicht gewachsen. Ihr Leben an der Seite des Künstlers hat Höhen und Tiefen. Sie ist seine Muse und entflieht gerne mit ihm der Wirklichkeit. Wie er möchte sie das Leben genießen, so lange sie kann.
Musik, die nie zu Ende geht Annika Firley und Ethan Freeman Der Titel, der für Hamburg geschrieben wurde, drückt noch deutlicher als „Der Prinz ist fort“ aus, wie sehr Nannerl ihrer Wunderzeit nachtrauert. Gerne hätte sie wie ihr Bruder das Leben der Musik gewidmet, aber einer Frau im 18. Jahrhundert war es nicht erlaubt, diesen Weg zu gehen. Auch fehlten die Mittel, den Mann, den sie liebte zu heiraten. Statt dessen sitzt sie zu Hause beim Vater, der immer nur beklagt, dass ihr Bruder sie beide vergessen hat.
Warum kannst Du mich nicht lieben, wie ich bin Patrick Stanke Gerade ist der Vater gegangen, der sich nicht mit Mozart an dem Applaus des Publikums freuen konnte. Mozart fragt verzweifelt, warum der Vater ihn nicht lieben kann, wie er ist. Nur, weil er sich den Wünschen des Vaters nicht fügt, sondern sein eigenes Leben lebt, hat er seine Zuneigung verloren. Er hört ihm nicht zu, sondern blickt mit Unverständnis und Neid auf den Erfolg, der den Lehrer scheinbar außen vor lässt.
Gold von den Sternen
Reprise
alle Mitwirkenden In dieser ergänzenden Strophe von „Gold von Sternen“ wird thematisiert, dass Mozarts Ungebundensein zum Künstler dazu gehört. Es heißt aber auch, sich selbst kritisch zu nehmen und über den eigenen Schatten zu springen, um Erfolg zu haben.
MARIE ANTOINETTE
Illusionen Ethan Freeman Cagliostro ist ein Zeitreisender, der kurz vor der Französischen Revolution in Frankreich aufkommt. Er hat schon oft erlebt, wie die Menschen Illusionen und Ideologien gefolgt sind. Nun sieht er die Folgen der Revolution voraus, brennende Paläste und Blut in den Straßen.
Langweilen will ich mich nicht Kristin Hölck Die junge französische Königin Marie Antoinette fühlt sich nicht wohl am Hof. Sie ist jung und verwöhnt, ständig ist ihr langweilig. Immerzu verlangt sie nach neuer Zerstreuung. Vom Ernst des Lebens ahnt sie nichts und will sie auch nichts wissen.
Blind vom Licht der vielen Kerzen Sabrina Weckerlin Margrid Arnaud, die die gleichen Initialen wie die Königin trägt, lebt auf den Pariser Straßen von der Hand in den Mund. Sie hat viel Elend gesehen, ja selbst erlebt. Als sie sich ihr Recht auf Bezahlung für ein paar Veilchen erkämpfen wollte, warf man sie aus dem Palast des Herzogs von Orleans und Marie Antoinette schüttete ihr Champagner ins Gesicht. Zurück in der Gosse prangert Margrid Arnaud den vergnügungssüchtigen Adel an. Sie hasst die „Österreicherin“, die keinerlei Interesse für ihr Volk zeigt.
Gefühl und Verstand Patrick Stanke und Sabrina Weckerlin Der schwedische Diplomat Graf Axel von Fersen nimmt Abschied von den Königin. Seine Reise nach Amerika kommt ihm gelegen, sieht er doch keine Zukunft für ihrer beider Liebe. Graf von Fersen ist der einzige, der sich von der Oberflächlichkeit der Königin nicht täuschen lässt. Marie Antoinette will ihn nicht gehen lassen. Die Liebenden sind hin und hergerissen zwischen Gefühl und Verstand.
Ich weine nicht mehr Sabrina Weckerlin und Chor Margrid Arnaud ist überzeugt, dass sie die Welt durchschaut hat. Sie glaubt nicht länger, dass Gebete zu Gott etwas bewirken. Nachdem die Polizei den einzigen Menschen am Pranger hingerichtet hat, der ihr Gutes getan hat, ruft sie auf dem Platz der Hinrichtung die Menschen auf, sich ihr Recht zu erkämpfen.
Jenseits aller Schmerzen alle Mitwirkenden Marie Antoinette ist auf der Guillotine gestorben. Graf von Fersen konnte sie nicht bewegen, sich zu retten, sie wollte bei ihren Kindern und ihrem Mann bleiben. Ernst und tapfer sah sie ihrem Schicksal entgegen. Margrid hat erkannt, dass die „Österreicherin“ doch nicht so schlecht war, wie sie glaubte, und versucht schließlich, ihre Halbschwester doch noch zu retten. Wird es einen Neuanfang geben für die, die zurück geblieben sind – jenseits aller Schmerzen?
Der letzte Tanz
Kitsch
Gold von den Sternen
Jan Ammann
Ethan Freeman
alle Mitwirkenden
Zugaben