Wir blieben bis zum Sonntagabend!

»Bleib noch bis zum Sonntag«

Zur stilvollen Premiere der One-Woman-Show »Bleib noch bis zum Sonntag« in der ausverkauften tribuene Berlin fanden sich nicht nur Fans von Katharine Mehrling ein, sondern auch Künstlerkollegen aus allen Genres, wie Nik Breidenbach, der Ur-Herbert aus »Tanz der Vampire«, Schauspielerin Daniela Ziegler (Musicalrollen unter anderem Norma Desmond in »Sunset Boulevard«, Victor & Victoria im gleichnamigen Musical und Lady Isabelle in »Robin Hood«, Bremen), Andreas Mannkopff und viele mehr. Zur großen Freude von Katharine Mehrling war auch Gitte Haenning anwesend, die begeistert von dem Stück bereits 1960 ein ausgezeichnetes Konzeptalbum mit Songs aus dem Musical aufgenommen hat.

»Bleib noch bis zum Sonntag« erzählt die Geschichte der jungen Fotografin Emma Müller (Katharine Mehrling). Verliebt und auf der Suche nach schönen Fotos für ihre Ausstellung zieht Emma Hals über Kopf von Berlin nach New York zu ihrer großen Liebe Joe. Doch kaum in New York angekommen, entdeckt Emma das wahre Gesicht des Geschäftsmannes – sie ist nur einer seiner vielen Affären.

Emma ist von Joe enttäuscht, will dies aber nicht zugeben. Beim Speed Dating hofft sie, ihre wahre Liebe zu finden und lernt Sheldon Bloom, einen Filmproduzenten kennen, der sie auch gleich zu sich einlädt. Bald stellt sich aber auch diese neue Beziehung als Reinfall heraus, da Bloom sich nicht genug Zeit für sie nimmt. Kurzerhand verlässt Emma ihn und verliebt sich in den viel jüngeren Simon – auch das nur eine Affäre. Emma versucht nun ihr Glück bei einem Familienvater, doch auch diese Beziehung ist nicht dauerhaft. In zahlreichen Briefen versucht Emma ihre Mutter über ihre Beziehungszustände zu informieren. Auch mit ihrer Freundin redet sie darüber, bis sich schließlich herausstellt, dass diese Emma hintergeht.

Das Musical verdeutlicht die Einsamkeit und Anonymität der Großstadt. Man sieht immer nur die riesige Anzahl von Einwohnern und verliert dadurch sehr schnell den Blick für den Einzelnen und seine Individualität. Sowohl in ihrer Verzweiflung als auch in ihrer Hoffnung auf neues Glück ist Emma mit den Enttäuschungen, die das Leben mit sich bringt, konfrontiert. Auf diese Weise zeigt Emma uns das Individuelle und dass es eine Herausforderung bedeutet, sich mit sich selbst und seinen Mitmenschen auseinander zu setzen.

Katharine Mehrling gelingt es auf wunderbare Weise, die Veränderung und Entwicklung Emmas durch die verschiedenen Enttäuschungen glaubwürdig und nachvollziehbar darzustellen. Sie bringt das Publikum dazu, mit Emma zu leiden und ihr Handeln zu verstehen.

Ein schlichtes Bühnenbild, in dem Kartons wichtige Requisiten darstellen und ein klares Lichtdesign, das eng mit dem Rhythmus der Musik verbunden ist, stellen die Atmosphäre her, die Katharine Mehrling für ihre leidenschaftliche Interpretation des Andrew Lloyd Webber-Stückes benötigt. Das Stück scheint Katharine Mehrling auf den Leib geschrieben und richtet sich sowohl an ein jüngeres wie an ein älteres Publikum, das bereits die Erfahrung von Beziehungen gemacht hat und regt zum Nachdenken über unsere Gesellschaft an.